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Fleischallergie durch Zeckenbiss: Symptome, Diagnose und Behandlung

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Von: Jasmina Deshmeh

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Bei einer Fleischallergie treten nach dem Verzehr von rotem Fleisch Symptome wie Hautschwellungen, Magen-Darm-Probleme oder schlimmstenfalls Kreislaufversagen auf. Ausgelöst wird die Allergie durch Zeckenbisse. Lesen Sie jetzt alles zu Symptomen, Ursache und Behandlung der Fleischallergie.

Berlin – Egal, ob Steak beim Grillen oder Wurst zur Brotzeit – für viele Menschen gehört Fleisch zum Alltag dazu. Aber längst nicht alle vertragen es. Bei einigen Personen zeigen sich nach dem Verzehr von rotem Fleisch Symptome wie Magenbeschwerden, Nesselsucht und Schwellungen im Gesichtsbereich. In schweren Fällen kann es sogar zu Bewusstlosigkeit und Kreislaufversagen kommen. Die Ursache für die Beschwerden ist eine Fleischallergie, die durch einen Zeckenbiss hervorgerufen werden kann. Sie lässt sich mit einem Bluttest diagnostizieren und einer entsprechenden Ernährungsumstellung behandeln.

Fleischallergie - was ist das?

Während Experten noch vor wenigen Jahren davon ausgingen, dass Allergien nur durch Eiweiße ausgelöst werden können, ist seit einigen Jahren auch Zucker als Allergieauslöser bekannt - zum Beispiel bei einer Fleischallergie (auch Alpha-Gal-Syndrom genannt). Sie kann als eine spezielle Form der Nahrungsmittelallergie betrachtet werden. Bei einer Fleischallergie kommt es nach dem Verzehr von rotem Fleisch zu Symptomen wie Hautschwellungen und Magen-Darm-Problemen. Während manche Betroffene lediglich über leichte Beschwerden klagen, kann es bei anderen zu schweren Reaktionen kommen. Die Symptome einer Fleischallergie treten in der Regel drei bis sechs Stunden nach dem Verzehr auf, weshalb Betroffene meist lange keinen Zusammenhang zwischen ihren Beschwerden und dem Fleischkonsum erkennen.

Eine Zecke krabbelt auf einem Blatt im Garten (Symbolbild).
Zecken können eine Fleischallergie durch die Übertragung des Zuckermoleküls Alpha-Gal auslösen (Symbolbild). © Patrick Pleul/picture alliance/dpa

Verantwortlich für die Symptome ist eine Reaktion des Körpers auf das Zuckermolekül Galaktose-alpha-1,3-Galaktose (kurz: Alpha-Gal), das sich auf Zellen von Säugetieren, nicht aber von Menschen, befindet. Es gelangt zum Beispiel durch Zeckenbisse in die menschliche Blutbahn. Zeckenarten, die das Zuckermolekül in ihrem Verdauungstrakt ausscheiden sind zum Beispiel der in Deutschland verbreitete Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus) und die amerikanische „Lone Star“-Zecke. Kommt es zu einem Zeckenbiss und damit zum Kontakt mit dem Zuckermolekül, erkennt das Immunsystem die Substanz als fremd an und bildet spezifische IgE-Antikörper. Betroffene sind dann auf das Allergen sensibilisiert. Beim erneutem Kontakt durch den Verzehr von rotem Fleisch, erkennt das Immunsystem den körperfremden Stoff und leitet einen natürlichen Abwehrmechanismus ein. Durch die Ausschüttung von Entzündungsbotenstoffen weiten sich die Gefäße, Flüssigkeit wird in der Haut eingelagert, es kommt zu den typischen Allergiesymptomen.

Fleischallergie: Diese Symptome treten auf

Symptome, die auf eine Fleischallergie hindeuten können, reichen von klassischen allergischen Symptomen bis hin zu Anaphylaxien. Wie ausgeprägt und in welcher Form sich Symptome bei einer Fleischallergie zeigen, ist unterschiedlich. Mögliche Symptome sind:

In der Regel verschlimmern sich die Symptome bei jedem Fleischkonsum. Sie können beim Verzehr von Rindfleisch, Schweinefleisch, Lammfleisch und Wild auftreten, nicht aber bei Geflügel und Fisch. Oft treten die Beschwerden in der Nacht auf, vermutlich weil Alpha-Gal erst durch die Verdauung freigesetzt werden muss.

Fleischallergie: Häufigkeit bei Erwachsenen und Kindern

Mit welcher Häufigkeit eine Fleischallergie durch Zeckenbisse auftritt, lässt sich nicht nicht sicher sagen. Die Ergebnisse einer Studie zeigen aber, dass Menschen mit der Blutgruppe „B negativ“ ein höheren Risiko haben, an einer Fleischallergie zu erkranken, als Patienten mit anderen Blutgruppen. Hintergrund ist, dass ihnen das B-Antigen auf den Erythrozyten fehlt, das durch seine Ähnlichkeit zum Alpha-Gal offenbar eine lebens­lange Toleranz gegenüber dem Zuckermolekül bewirkt.

Neben Fleischallergien, die durch Zecken ausgelöst werden, sind auch Allergien gegen Fleischproteine bekannt. Bei welchem Fleisch allergische Symptome auftreten, hängt davon ab, gegen welche Allergene ein Mensch sensibilisiert ist. Bisher sind etwa zwölf verschiedene allergieauslösende Proteine im Fleisch bekannt. Bestimmte Allergene kommen zudem in allen Fleischsorten vor, weshalb Betroffene auf jedes Fleisch allergisch reagieren.

Fleischallergie: Diagnose durch Bluttest

Die Diagnose einer durch Zeckenbisse ausgelösten Fleischallergie kann nur mithilfe eines Bluttests erfolgen. Dabei können spezifische Antikörper gegen Alpha-Gal im Blut nachgewiesen werden. Auch Alpha-Gal selbst lässt sich nach dem Fleischverzehr im Blut nachweisen, da es hauptsächlich über den Darm aufgenommen wird. Mit einem Pricktest, der bei der Allergie-Diagnostik häufig eingesetzt wird, kann eine Fleischallergie nicht festgestellt werden.

Fleischallergie: Therapie durch Allergenvermeidung

Wenn eine Fleischallergie diagnostiziert wurde, sollten Betroffene mit ihrem Allergologen sprechen, wie Symptome künftig vermieden werden können. Eine spezifische Immuntherapie (Hyposensibilisierung), wie sie bei anderen Allergien zur ursächlichen Behandlung angewendet wird, ist bei einer Allergie gegenüber Alpha-Gal nicht möglich. Einzig der Verzicht auf rotes Fleisch („Allergenkarenz“) hilft, Symptomen vorzubeugen. Während einige Allergiker Fleisch in geringen Mengen vertragen, entwickeln andere schon bei kleinsten Mengen allergische Symptome - zum Beispiel beim Verzehr von gelatinehaltigen Süßigkeiten wie Gummibärchen, Desserts oder auch der Einnahme von Medikamenten (z.B. Cetuximab). Die Fleischallergie sollte deshalb unbedingt im Allergiepass vermerkt werden. In jedem Fall sollten Fleischallergiker Innereien wie Niere und Leber vom Speiseplan streichen, da sie besonders große Mengen Alpha-Gal enthalten. Erlaubt sind dagegen Fisch und Geflügel.

Kommt es trotzdem zu allergischen Reaktionen, können Medikamente die Symptome der Allergie lindern. So können beispielsweise Antihistaminika Beschwerden wie Juckreiz lindern. Entzündliche Hautreaktionen können durch cortisonhaltige Salben behandelt werden. Bei schweren Allergien sollten Betroffene ein Allergie-Notfallset bei sich tragen. Medikamente im Notfallset, wie Adrenalin, können bei einem anaphylaktischen Schock schwere Symptome mindern und den Kreislauf stabilisieren, bis ein Arzt eintrifft

Fleischallergie: Tipps zur Vorbeugung von Zeckenstichen

Eine wichtige Maßnahme zur Vorbeugung einer Fleischallergie ist es, sich vor Zeckenbissen zu schützen. Nach Angaben Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin sind Zecken ab einer Temperatur von 8 Grad aktiv. Die Tieren sind das ganze Jahr über zu finden, am aktivsten sind sie aber im Frühling und im Herbst. Die häufigste Zeckenart in Deutschland, der Gemeine Holzbock, kommt überall dort vor, wo Pflanzen sind. Meistens ist er aber in einer Höhe von weniger als einem Meter zu finden, zum Beispiel auf Grashalmen oder am Boden. Bei Kontakt mit dem Menschen halten sich die Tiere fest und beißen sich bevorzugt an geschützten Stellen wie dem Haaransatz, Ohren, Hals, Achseln, Ellbeuge, Kniekehle, Bauchnabel oder dem Genitalbereich fest.

Um sich vor Zeckenstichen zu schützen, ist es hilfreich, lange Kleidung zu tragen. Bei geschlossenen Schuhen und in die Socken gesteckten Hosenbeinen, müssen die kleinen Blutsauger nach oben klettern, wo sie eher gefunden werden. Bei heller Kleidung fallen die Parasiten zudem schneller auf. Zeckenschutzmittel (Akarizide) auf der Haut und der Kleidung können die Tiere abhalten, allerdings ist ihre Wirkung zeitlich begrenzt. Nach dem Aufenthalt im Freien sollte der Körper deshalb immer gründlich abgesucht werden, vor allem bei Kindern. Hat sich eine Zecke festgesetzt, sollte sie schnellstmöglich entfernt werden. Wichtig ist, dass alle Teile der Zecke herausgezogen werden, um Entzündungen zu verhindern. Dazu sollte sie mit einer Pinzette möglichst nah an der Haut gegriffen und gerade herausgezogen werden. Hausmittel wie Öl auf die Zecke zu träufeln sind nicht sinnvoll, da sie das Tier unnötig reizen und den Speichefluss in die Wunde verstärken. Nach dem Entfernen der Zecke sollte die Einstichstelle desinfiziert werden.

Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren Redakteurinnen und Redakteuren leider nicht beantwortet werden.

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