Eichenprozessionsspinner: Symptome und Behandlung – das hilft bei Hautreaktionen
Die giftigen Härchen der Raupe des Eichenprozessionsspinners können beim Menschen allergieähnliche Symptome und in schweren Fällen sogar einen anaphylaktischen Schock auslösen. Einfache Verhaltensregeln können Beschwerden vorbeugen.
- Die Härchen des Eichenprozessionsspinners können allergieähnliche Symptome auslösen
- Schlimmstenfalls droht ein anaphylaktischer Schock. Die Symptome können medikamentös behandelt werden
- Präventive Maßnahmen können Beschwerden vorbeugen
Quedlinburg – Der Eichenprozessionspinner (lateinisch Thaumetopoea processionea) befällt immer mehr Eichen und Buchen in Nordeuropa. Der eigentlich aus Südeuropa stammende Falter und seine Raupen sind hierzulande längst keine Exoten mehr. Sie besitzen feinste giftige Härchen, die sie vor Fressfeinden schützen und auch für den Menschen gefährlich sind. Bei Kontakt mit Haut und Schleimhäuten können die Härchen zu Reizungen, allergischen Reaktionen und schlimmstenfalls zu einem anaphylaktischen Schock führen. Besonders gefährlich sind die Haare des dritten Larvenstadiums, das die Raupen je nach Wetterlage zwischen Anfang und Ende Mai erreichen. Wo sich die Tiere besonders gerne aufhalten, welche Symptome ihre Haare auslösen und wie gegen die Plage vorgegangen wird, erfahren Sie hier.
Eichenprozessionsspinner: Symptome und ihre Ursache
Kommt es zum Kontakt mit den Brennhaaren des Eichenprozessionsspinners, können irritative und entzündliche Reaktionen der Haut und Atemwege auftreten. Ausgelöst werden die Symptome durch das in den Brennhaaren enthaltene Nesselgift Thaumetopoein. Selbst wer sich nicht in der Nähe von Eichenprozessionsspinnern aufhält, kann mit dem Gift in Kontakt kommen: Die feinen Brennhaare der Raupen lösen sich bei kleinsten Berührungen und werden vom Wind weit in der Umgebung verteilt. Nachdem sich die Raupen gehäutet haben und zu Faltern geworden sind, bleiben Millionen von Brennhaaren zurück, weshalb auch die leeren Nester noch Jahre später eine Gefahrenquelle darstellen. Kommen Haut, Augen oder Atemwege mit den Härchen in Kontakt, sorgen kleinste Widerhaken dafür, dass sie sich festsetzen.

Beim Kontakt mit der Haut entwickeln viele Menschen eine Dermatose. Sie zeigt sich durch Symptome wie Brennen, starken Juckreiz (Pruritus) oder insektenstichähnliche Knötchen (Papeln bzw. Pusteln). Auch Quaddeln (Kontakturtikaria) können auftreten. Die Hautbeschwerden werden als „Raupendermatitis“ bezeichnet und treten vor allem an Körperstellen auf, die nicht von Kleidung bedeckt sind (meist Gesicht, Hals und obere Extremitäten).
Bei Kontakt mit den Augen können die Brennhaare eine Bindehautentzündung (akute Konjunktivitis) mit Rötungen, Lichtscheuheit und Ödemen an den Augenlidern auslösen. Durchbohren die Härchen die Hornhaut, kann eine akute Hornhautentzündung auftreten.
Werden die Brennhaare eingeatmet, kann es zu einer Entzündung der Atemwege und Symptomen wie quälende Hustenattacken, Schwellungen und in schweren Fällen zu Atemnot und Asthmaanfällen kommen. Besonders gefährdet sind Menschen mit empfindlichen Bronchialsystem und Atemwegspatienten, wie der Deutsche Allergie- und Asthmabund (DAAB) verweist. Auch Schwindel, Müdigkeit und Fieber können mögliche Anzeichen für den Kontakt mit Eichenprozessionsspinnern sein. Die Symptome treten in der Regel innerhalb von 24 Stunden auf und können unbehandelt einige Tage bis Wochen andauern.
Eichenprozessionsspinner: Untersuchung und Diagnosestellung durch den Arzt
Viele Patienten suchen einen Arzt auf, wenn die Symptome längere Zeit anhalten. Da die Beschwerden oft ohne direkten Kontakt mit den Raupen und erst in der Nacht oder nach mehreren Tagen auftreten, werden sie häufig nicht direkt mit dem Eichenprozessionsspinner in Verbindung gebracht. Zudem ähneln die Symptome denen einer Kontaktallergie. Auch wenn die Reaktionen nach dem Aufenthalt im Freien auftreten, können andere Ursachen wie eine Lichtdermatose (Sonnenallergie) dahinterstecken.
Zunächst wird der Arzt in einer ausführlichen Anamnese den Patienten zur Krankengeschichte und zu letzten Aufenthaltsorten befragen. Oft sind bestimmte Risikogruppen betroffen. Diese sind:
- Spaziergänger und Wanderer
- Besucher von Freibädern
- Urlauber, die gerne zelten
- Kinder, die viel im Grünen spielen
- Anwohner eines Waldgebiets
- Waldarbeiter und Landschaftspfleger
- Ofen- und Kaminbesitzer
Einen weiteren Hinweis kann die geografische Verteilung des Eichenprozessionsspinners geben. In einer körperlichen Untersuchung kann sich der Arzt ein Bild von den Symptomen machen.
Eichenprozessionsspinner: Behandlung und Medikamente
Nach Kontakt mit den Brennhaaren des Eichenprozessionsspinners sollte die Kleidung zügig und, wenn möglich, im Freien gewechselt werden. Durch gründliches Abduschen können Haut, Haare und Augen von den Härchen befreit werden. Kontaminierte Gegenstände, wie Schuhe oder das Auto, sind ebenfalls zu reinigen. Da auch Haustiere die Härchen verschleppen können, sollten auch sie gründlich untersucht werden.
Bei Augen-, Haut- und Atemreizungen sollten Betroffene einen Arzt aufsuchen. Bei Atemnot sofort den Rettungsdienst rufen. Symptome der Haut und Schleimhäute kann der Arzt mit Cortisonpräparaten behandeln. Bei schwerem Juckreiz können Antihistaminika helfen. Bei Atembeschwerden können Cortisonsprays und Betasympathomimetika die Bronchien erweitern.
Eichenprozessionsspinner: Vorbeugung durch Schutzmaßnahmen
Neben der medikamentösen Behandlung, kommt der Verhaltensprävention eine große Bedeutung bei. Folgende Maßnahmen sollten zur Allergenkarenz und Vorbeugung von Beschwerden unbedingt beachtet werden:
- Die Raupen, ihre Gespinste und Nester niemals berühren
- Befallene Areale sind, falls möglich, weitläufig zu umgehen
- Sind Raupennester sichtbar, sollte die Baumpflege ausgesetzt werden
- Auch auf Holzhacken ist in diesem Fall zu verzichten
- Wer in befallenen Gebieten arbeitet, sollte Schutzkleidung tragen
Schutzmaßnahmen, wie Absaugen der Nester, Folienringe um betroffene Baumstämme und der Einsatz von Insektiziden konnten die Ausdehnung der Befallsgebiete in einigen Bundesländern bereits eindämmen. Grundsätzlich sollten Gespinste des Eichenprozessionsspinners niemals auf eigene Faust entfernt werden. Beim Abspritzen oder Abflammen verbreiten sich die Härchen nur umso mehr. Stattdessen sollte ein Schädlingsbekämpfer oder Baumpfleger beauftragt werden. Spaziergänger, die in Parks und auf öffentlichen Flächen auf einen Befall aufmerksam werden, sollten möglichst die Gemeindeverwaltung, das Gesundheitsamt oder das Umweltamt informieren. Eine Meldepflicht besteht jedoch nicht.
Eichenprozessionsspinner: Das sind die Verbreitungsgebiete
Seit Mitte der 90er Jahre breitet sich der Eichenprozessionsspinner europaweit aus. Grund dafür sind steigende Temperaturen, die vor allem nachts für mildes Wetter ohne Frost sorgen. Durch den Klimawandel fühlen sich die wärmeliebenden Raupen zunehmend auch in nordeuropäischen Breitengraden wohl. In Deutschland sind besonders Gebiete im Nordosten und Süden sowie entlang des Rheins betroffen. Laut Julius Kühn-Institut (JKI) sind die Raupen besonders in folgenden Bundesländern anzutreffen:
- Baden-Württemberg
- Bayern
- Rheinland-Pfalz
- Nordrhein-Westfalen
- Hessen
- Niedersachsen
- Sachsen-Anhalt
- Berlin
- Brandenburg
- Mecklenburg-Vorpommern
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren Redakteurinnen und Redakteuren leider nicht beantwortet werden.