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Kälteallergie: Symptome, Ursache, Diagnose, Behandlung – wie Sie der Kälteurtikaria vorbeugen

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Von: Laura Knops

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Niedrige Temperaturen, kaltes Wasser oder eisiger Wind - Wer unter einer Kälteallergie leidet, bei dem reagiert die Haut auf Kälte extrem empfindlich.

Berlin – Wenn die Temperaturen draußen wieder sinken, offenbaren sich schnell die ersten Frostbeulen unter uns. Doch manche Menschen – schätzungsweise 50.000 Personen alleine in Deutschland – leiden besonders unter der Kälte. Statt einfach nur zu frieren, kriegen sie bei Minusgraden einen juckenden Hautausschlag an allen unbekleideten Körperpartien.

Umgangssprachlich wird dieses Phänomen als Kälteallergie bezeichnet, Mediziner sprechen jedoch von einer physikalischen Kälteurtikaria. Denn bei der Kälteurtikaria handelt es sich im Grunde nicht um eine allergische Reaktion des Körpers. Vielmehr ist eine Immunreaktion auf einen externen Kälte-Reiz, nicht auf ein bestimmtes Allergen, für die Symptome verantwortlich. Da das Immunsystem somit keine Antikörper bildet, wird die Krankheit den Pseudoallergien zugeordnet. Tatsächlich ist die Kälteallergie eine Sonderform der Nesselsucht. Dies lässt sich auch der Wortbedeutung entnehmen, denn der lateinische Begriff Urtica bedeutet übersetzt ins Deutsche „Brennnessel“.

Der Eiswagen im Lennepark Finnentrop wurde Opfer eines Diebstahls: Diebe klauten ein Stromkabel und ruinierten damit die Vorräte der Eisdiele „Im Hörnken“.
Kein Zuckerschlecken: Menschen mit einer Kälteallergie können in seltenen Fällen auch nach einem Eis allergische Symptome entwickeln (Symbolbild). © picture alliance/Fredrik Von Erichsen/dpa

Kälteallergie: Welche Symptome zeigen Betroffene?

Eine Kälteallergie tritt meist bei Menschen auf, die bereits an einer anderen Allergie, zum Beispiel Nahrungsmittelintoleranzen, Asthma oder Insektengiftreaktionen, leiden. Sie äußert sich durch Schleimhautveränderungen, Rötungen und Quaddeln, die stark jucken. Der Leidensdruck ist meist sehr groß, da der Ausschlag besonders die empfindlichen Hautpartien an den Händen und Beinen, am Hals, im Gesicht (vor allem rund um die Nase, Augen und Ohren) und im Rachen befällt. Das unangenehme Gefühl ähnelt dem Prickeln, das einsetzt, wenn die Haut mit einer Brennnessel in Kontakt kommt.

Die Schwellungen breiten sich bei einer Kälteallergie nach und nach aus, grundsätzlich sind sie jedoch ungefährlich. Begleitet werden die Symptome nicht selten durch Fieber, Schüttelfrost und Kopfschmerzen. Sie lassen im Regelfall schnell wieder nach. Ist dies nicht der Fall, sollte ein Arzt aufgesucht werden.

Kälteallergie: Symptome

Bei Kältekontakt setzen die Mastozyten, also die Zellen der Immunabwehr, Entzündungsstoffe wie Histamin frei, um die vermeintliche Gefahr, die von der Kälte ausgeht, zu bändigen. Man spricht von einer Degranulation. Aufgrund des Schockmoments erweitern sich die kleinen Blutgefäße. Auch die Wanddurchlässigkeit wird erhöht, weshalb Wasser aus den Zellen austritt und sich in der oberen Hautschicht ansammelt. Die Hauterhebungen, die somit entstehen, werden Ödeme genannt. Die Hautzellen werden außerdem durchsichtiger, weshalb sie rot erscheinen.

Je mehr Hautfläche der Kälteeinwirkung ausgesetzt ist, umso mehr Entzündungsstoffe werden bei der Kälteallergie freigesetzt. Beim Sprung in einen eiskalten See zum Beispiel tritt ein großflächiger Hautausschlag mit lebensgefährlichen Systemreaktionen auf: Der Puls beschleunigt sich, der Blutdruck fällt ab, Atemnot setzt ein und schließlich kommt es – im schlimmsten Fall – zu einem Kreislauf- oder gar Kälteschock. Die einsetzende Bewusstlosigkeit kann im schlimmsten Fall zum Ertrinken führen.

Doch die Kälteallergie kann sich auch bei harmloseren Aktivitäten bemerkbar machen: Viele Betroffene leiden zum Beispiel unter einer juckenden Zunge, wenn sie Eis essen. Kalte Getränke lassen die Atemwege ebenfalls anschwellen. Bestenfalls sind nur Schluckbeschwerden die Folge, schlimmstenfalls droht Atemnot. Entsprechend bedeutet die Kälteallergie für Betroffene zahlreiche Einschränkungen und Gefahren im Alltag.

Kälteallergie: Ursachen

Die genaue Ursache einer Kälteurtikaria ist noch nicht bekannt, allerdings tritt sie oft in Zusammenhang mit anderen Allergien auf. Im Fachjargon ist in einem solchen Fall die Rede von einer Kreuzallergie. Als Auslöser gilt Kälte, also neben eisigem Wasser auch frischer Wind, kalte Gegenstände und Speisen. Auch starke Schwankungen der Umgebungstemperatur können ursächlich sein und Allergiesymptome provozieren. Diese zeigen sich somit entweder bei direkter Kälteexposition oder erst beim Wiederaufwärmen nach der Kältephase.

Außerdem tritt die Kälteallergie häufig auch bei einer vorliegenden Infektionskrankheit auf. Dazu zählen unter anderem:

Auch kann die Hautreaktion durch Einnahme bestimmter Medikamente wie Antibiotika verstärkt werden. Oft liegen zudem mehrere Formen der Urtikaria vor. Neben der Kälteurtikaria gibt es laut der Urtikaria Hilfe des Deutschen Allergie- und Asthmabunds (DAAB) folgende Erscheinungsformen:

Kälteallergie: Wie erfolgt die Diagnosestellung beim Arzt?

Grundsätzlich gilt, dass etwa doppelt so viele Frauen unter einer Kälteallergie leiden wie Männer. Meist tritt die Erkrankung dabei bereits im jungen Erwachsenenalter auf – naturgemäß eher in kalten Ländern. Obwohl die Krankheit erworben wird, also nicht von Geburt an besteht, können auch Kinder und Jugendliche diese entwickeln.

Besteht der Verdacht, dass eine Kälteurtikaria vorliegt, führt der Arzt einen Eiswürfel-Test durch. Hierfür wird ein Glas, das mit Wasser und Eiswürfeln gefüllt ist, auf dem Unterarm platziert. Zeigen sich nach kurzer Zeit erste Quaddeln, liegt eine Kälteallergie vor. Beim Arzt lässt sich außerdem der individuelle Schwellenwert ermitteln. Die Reizschwelle, ab der die eigene Haut Allergiesymptome aufweist, kann von Mensch zu Mensch unterschiedlich sein.

Mithilfe eines etwa zehnminütigen TempTests lassen sich Hautreaktionen auf Temperaturen zwischen 4 Grad Celsius und 44 Grad Celsius testen. Hierzu wir ein u-förmiges Testgerät genutzt, das auf dem Unterarm stufenlos verschiedene Temperaturen erzeugt. Erste Symptome einer Kälteallergie zeigen sich oft bereits bei etwas weniger als 20 Grad Celsius. Das elektronische Testgerät wurde von der Berliner Charité entwickelt.

Kälteallergie: Vielversprechende Therapieansätze

Halten sich die Hautausschläge hartnäckig oder ist der Juckreiz einfach nicht auszuhalten, empfiehlt sich der Gang zum Dermatologen oder Allergologen (Facharzt für Allergien). Dieser kann eine medikamentöse Therapie verordnen. Hierbei werden je nach Symptomen antiallergische, entzündungshemmende und juckreizstillende Antihistaminika, Leukotrienantagonisten und – bei Infektionen – Antibiotika eingesetzt, um die Beschwerden der Kälteallergie zu lindern beziehungsweise der ursprünglichen Krankheit zu heilen.

Im Notfall verabreicht der Arzt außerdem Cortison. Experimentelle Therapieansätze setzen hingegen auf eine Behandlung mit UV-Licht oder dem Alkaloid Capsaicin, einem Extrakt der Paprikafrucht. Gängiger ist die sogenannte Hardening-Therapie, auch Hyposensibilisierung genannt, bei der sich Kälteallergiker immer wieder niedrigen Temperaturen aussetzen. So kommt es mit der Zeit zu einem Gewöhnungseffekt. Erfolge versprechen außerdem Medikamente mit Cromoglicinsäure, die eine Mastzellenstabilisierung erzielen. Alternativ lässt sich eine immunsupprimierende Behandlung mit Zytostatika oder Calcineurin-Inhibitoren anwenden. Viele Ärzte setzen bei einer Kälteallergie zudem auf Omalizumab, einen Antikörper, der gegen das körpereigene Immunglobulin E arbeitet.

Kälteallergie: Welche vorbeugenden Maßnahmen gibt es?

Wer an einer Kälteallergie leidet, sollte sich bei kalten Temperaturen lieber doppelt gut einpacken. Mütze, Schal und Handschuhe sind bei Winterspaziergängen Pflicht. Vorbeugend können Betroffene zudem Antihistaminika einnehmen, um die Rezeptoren, die Histamin freisetzen, zu blockieren. Auch eine fetthaltige Salbe kann im Ernstfall als Kälteschutz dienen. Diese sollte daher stets griffbereit im Rucksack, im Handschuhfach oder in der Jackentasche verstaut werden. Gleiches gilt für einen Adrenalin-Pen, der im Ernstfall eine schnelle Linderung der Symptome verspricht.

Doch nicht nur an der frischen Luft lauern für Kälteallergiker Gefahren, auch daheim berühren wir oft kalte Gegenstände, zum Beispiel Tiefkühlpizza oder Getränke, die frisch aus dem Kühlschrank kommen. Selbst ein eisiger Luftzug im Büro oder das kalte Lenkrad im Auto können zum Allergieauslöser werden. Grundsätzlich lautet die Devise demnach: Kälte so gut wie es geht meiden!

Kälteallergie: Wo ist besonders große Vorsicht geboten?

Eine Kälteallergie tritt meist spontan auf – und ebenso spontan geht sie auch wieder. Betroffene müssen also meist nicht ihr Leben lang mit den Beschwerden kämpfen, oft verschwindet die Allergie mit der Zeit. Eine akute Urtikaria dauert im Regelfall etwa sechs Wochen lang an. Eine chronische Urtikaria hingegen heilt nicht so schnell ab, Betroffene leiden meist einige Zeit – im Schnitt fünf bis sieben Jahre – an der Erkrankung. In beiden Fällen zeigen sich die Hautsymptome jedoch nur wenige Stunden lang. Nach spätestens 24 Stunden sollten diese nicht mehr zu sehen sein. Eine Behandlung ist nur bei starken Schmerzen nötig.

Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren Redakteurinnen und Redakteuren leider nicht beantwortet werden.

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