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Kuhmilchallergie: Symptome, Ursachen und Behandlung bei Milcheiweißallergie

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Von: Laura Knops

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Verschiedene Käsesorten sind auf einem Teller angerichtet (Symbolbild).
Proteine in der Milch verursachen bei Menschen mit einer Milcheiweißallergie unangenehme Beschwerden (Symbolbild). © Britta Pedersen/picture alliance/dpa

Bei einer Allergie gegen Kuhmilch reagiert der Körper überempfindlich auf bestimmte Eiweiße in der Milch. Vor allem Säuglinge und Kleinkinder sind häufig betroffen. Wie Sie die Allergie erkennen und was Sie bei einer Milcheiweißallergie beachten müssen.

Mönchengladbach – Egal ob in Form von Käse, Sahne oder pur zum Müsli – Kuhmilch ist aus unserem Speiseplan kaum wegzudenken. Für viele ist Milch fester Bestandteil einer gesunden Ernährung, andere streichen sie ganz aus ihrem Alltag. Auch Forscher diskutieren immer wieder darüber, ob und wie gesund Milchprodukte für den Menschen sind. Bisher fehlen jedoch eindeutige Beweise, die der Milch ihren gesundheitlichen Wert absprechen können.

Doch Milch ist auch das Nahrungsmittel, das bei Säuglingen und Kleinkindern am häufigsten eine Allergie auslöst. In industrialisierten Ländern sind laut der Europäischen Allergiestiftung (ECARF), dessen Vorsitzender Torsten Zuberbier (58) ist, etwa zwei Prozent der Kinder von einer Kuhmilchallergie betroffen. Nur selten erkranken Erwachsene an der Allergie. Was sind die Ursachen für eine Kuhmilchallergie? Welche Symptome können auftreten? Und was hilft gegen die Beschwerden?

Kuhmilchallergie: Das sind die häufigsten Ursachen

Bei einer Kuhmilchallergie reagiert der Körper auf eigentlich harmlose Inhaltsstoffe mit einer überempfindlichen Immunreaktion. Diese wird durch die in der Milch enthaltenen tierischen Proteine (Eiweiße) ausgelöst. Kuhmilch enthält gleich mehrere Eiweiße, die eine allergische Reaktion provozieren können.

Zu den häufigsten Allergieauslösern gehören laut dem Deutschen Allergie- und Asthmabund (DAAB) Kasein und die Molkeneiweiße Alpha-Laktalbumin und Beta-Laktoglobulin. Diese eigentlich unbedenklichen Proteine stuft der Körper als gefährlich ein. Die „Bedrohung“ löst eine Überreaktion des Immunsystems aus. Es produziert vermehrt den Botenstoff Histamin, der wiederum für die typischen allergischen Symptome verantwortlich ist.

Kuhmilchallergie: Milch ist nicht gleich Milch

In den meisten Fällen tritt die Allergie beim Verzehr von Kuhmilch auf. Seltener kann auch Stuten-, Ziegen- oder Schafsmilch hinter den Symptomen stecken. Das liegt daran, dass sich die Molkeneiweiße dieser Tiere etwas von denen der Kuh unterscheiden. Reagiert das Immunsystem nur auf Molkeneiweiße, lösen erhitzte Milchprodukte wie H-Milch keine allergische Reaktion aus. Grund dafür: Erwärmen der Milch zerstört die Molkeneiweiße. Kasein ist jedoch nicht hitzeempfindlich und wird daher beim Kochen nicht zersetzt.

Kuhmilchallergie: Babys und Säuglinge häufig betroffen

Häufig tritt die Allergie bereits im frühen Alter auf – bei Kleinkindern unter drei Jahren ist sie die am weitesten verbreitete Allergie. Hautausschlag, verminderter Appetit und Verdauungsbeschwerden sind Anzeichen einer Milcheiweißallergie bei Kleinkindern. Diese Symptome treten meist erstmalig mit dem Abstillen auf, also zu der Zeit, in der die Muttermilch nach und nach durch Milchpulver ersetzt wird.

Trotzdem stehen die Zeichen gut, dass die Allergie im Laufe der Kindheit wieder verschwindet. Bei den meisten Kindern gehen die Symptome bis zum dritten Lebensjahr zurück – 80 Prozent sind sogar bis zur Einschulung beschwerdefrei. Aus diesem Grund sollte der Kinderarzt alle 6 bis 18 Monate erneut testen, ob noch immer allergische Symptome auftreten.

Kuhmilchallergie: Risikofaktoren

Die Gründe, warum manche Menschen eine Kuhmilchallergie entwickeln, sind bisher nicht genau geklärt. Forscher vermuten, dass vor allem die genetische Veranlagung eine Rolle bei der Entstehung spielt, ob Menschen im Laufe ihres Lebens eine Allergie entwickeln. Treten in der Familie Allergien auf, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Kinder ebenfalls an einer Überempfindlichkeit leiden. Zur Risikogruppe zählen auch Kinder, die als Frühgeburten auf die Welt kommen oder nicht gestillt werden. Sie haben ein höheres Risiko eine Milcheiweißallergie zu entwickeln und sind durchschnittlich häufiger betroffen, als gestillte Kinder.

Milchallergie: Unter diesen Symptomen leiden Betroffene

Bei einer Milchallergie des Sofort-Typs (Typ I) treten die Symptome meist kurze Zeit, etwa ein bis zwei Stunden, nach Kontakt mit dem Allergen auf. Häufig ist die Haut oder der Magen-Darm-Trakt betroffen. Typische Symptome, die auf eine Milchallergie hindeuten sind:

Milcheiweißallergie: Diese Symptome treten erst später auf

Treten die Symptome erst nach einigen Stunden oder Tagen auf, handelt es sich um einen sogenannten Allergie-Spättyp (Typ IV). Diese Form der Milchallergie ist meist deutlich schwerer zu diagnostizieren, da Betroffene nur selten zurückverfolgen können, welche Lebensmittel die Symptome ausgelöst haben. In einigen Fällen sind neben Haut und Magen-Darm-Trakt, auch die Atemwege betroffen. 

Zu den Beschwerden des Spät-Typs gehören: 

Selten leiden Patienten unter starken Beschwerden, die im schlimmsten Fall zu einem lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schock mit Atemnot und Kreislaufstillstand führen können.

Milchallergie oder Laktoseintoleranz?

Die Symptome der Milchallergie ähneln denen einer Laktoseintoleranz sehr. Häufig werden beide Erkrankungen daher zunächst verwechselt. Wer unter Beschwerden wie Blähungen und Durchfall direkt nach dem Verzehr von Milchprodukten leidet, bei dem liegt möglicherweise eine Laktoseintoleranz vor. Bei der Nahrungsmittelunverträglichkeit können Betroffene den milcheigenen Zucker Laktose, auch Milchzucker genannt, nicht verdauen.

Die Laktose gelangt unverdaut in den Dünndarm, wo sie von Bakterien vergoren wird. Bei diesem Prozess entstehen Gase, die zu Blähungen und Bauchschmerzen führen. Betroffene müssen zunächst alle Milchprodukte vermeiden, können diese jedoch nach einer gewissen Zeit wieder in ihren Alltag integrieren. 

Diagnose Milchallergie: Allergietest und Blutuntersuchung

Wer eine Kuhmilchallergie bei sich oder seinem Kind vermutet, sollte einen Arzt aufsuchen. Dieser kann anhand einer ausführlichen Anamnese (Fragen zur Krankheitsgeschichte) eine erste Diagnose stellen. Welche Allergien sind in der Familie bekannt? Wann traten die Symptome erstmalig auf? Wird das Kind gestillt? Und welche Beschwerden liegen vor? Anhand dieser Fragen kann der Arzt sich ein Bild über Symptome und Essgewohnheiten machen.

Bleibt der Verdacht bestehen, kann ein Allergietest Sicherheit verschaffen. Diese Möglichkeiten hat der Arzt:

Der Provokationstest hat den Vorteil, dass er auch eine Allergie des Spättyps feststellen kann. So sind der Blut- und Hauttest zwar bei einer Soforttyp-Reaktion sehr zuverlässig, reagiert der Patient allerdings erst später auf das Allergen kann das nicht mehr festgestellt werden.

Milcheiweißallergie: Behandlung

Wer unter einer Milchallergie leidet, sollte auf Produkte, die Milch enthalten verzichten. Gelangt das milcheigene Eiweiß nicht in den Körper, verschwinden auch die Symptome schnell wieder.

In diesen Lebensmitteln steckt Milch:

Auch beim Einkauf sollten Betroffene die Augen offen halten. Häufig verstecken sich tierische Eiweiße in Fertigprodukten. Ein Blick auf die Zutatenlisten zeigt, in welchen Nahrungsmitteln sich Milcherzeugnisse verstecken. Milchprodukte sind dort in der Regel hervorgehoben oder unterstrichen. 

Hinter diesen Inhaltsstoffen versteckt sich Milch:

Doch auch im Restaurant, beim Bäcker oder Metzger müssen Sie aufpassen. Zwar gilt seit 2014 eine gesetzliche Kennzeichnungspflicht der 14 häufigsten Allergieauslöser, wer sich jedoch unsicher ist, sollte im Zweifelsfall lieber nachfragen.

Milchallergie: Das ist erlaubt

Doch nicht alle Lebensmittel sind tabu – so können manche Betroffene weiterhin bestimmte Kuhmilchprodukte essen. Für viele Menschen, die auf Milcheiweiß allergisch sind, sind H-Milch, Ziegen- und Schafsmilch eine praktische Alternative. Grund dafür: Hohe Temperaturen verändern die Molkenproteine so stark, dass der Körper nicht mehr allergisch darauf reagiert.

Viele Kinder vertragen Milchprodukte, die für 30 Minuten oder länger bei mindestens 180 Grad Celsius verarbeitet wurden. Auch schneit der regelmäßige Verzehr erhitzter Milchprodukte die Toleranzentwicklung gegenüber Milch zu beschleunigen.

Ernährung bei Milchallergie: Nährstoffe und Vitamine – Diese Alternativen gibt es

Milchprodukte liefern wichtige Vitamine und Nährstoffe, wie Kalzium, tierisches Eiweiß (Proteine), Vitamin B12 und Jod. Diese müssen bei einem Verzicht auf Milch über andere Lebensmittel aufgenommen werden. Wer Milch komplett aus seinem Speiseplan streicht, muss keinen Nährstoffmangel fürchten. Allerdings sollten Betroffene einige Dinge beachten. Der Besuch bei einer Ernährungsberatung kann zu Beginn bei der Umstellung helfen.

Kuhmilchallergie: Darauf müssen Eltern achten

Vor allem bei Kindern sollten Eltern auf eine ausgewogene Ernährung achten. Denn bei betroffenen Säuglingen und Kleinkindern kann Kuhmilch nicht einfach ohne weiteres weggelassen werden. Milch besitzt viele Nährstoffe, die vor allem in der Entwicklung sehr wichtig sind. Müssen Säuglinge jedoch aufgrund einer stark ausgeprägten Allergie auf Milch verzichten, können Eltern auf eine spezielle Ersatznahrung ausweichen.

Bei der sogenannten hydrolysierte Säuglingsnahrung ist das Eiweiß so stark aufgespalten, dass es nicht mehr allergieauslösend wirkt. Auch eine Säuglingsnahrung mit Aminosäure, welche keine Kuhmilch enthält und als Eiweißquelle nur einzelne Aminosäuren beinhaltet, können Kinder mit Milchallergie ohne Probleme zu sich nehmen. Nach dem ersten Lebensjahr können Eltern ihrem Kind alternativ Sojamilch füttern. Allerdings nur, wenn mit Sicherheit keine Allergie gegen Soja vorliegt. 

Milcheiweißallergie: Medikamente

Bei Symptomen, die die Haut oder den Magen-Darm-Trakt betreffen, können Antihistaminika helfen. Es hemmt die Histaminausschüttung und lindert somit die Beschwerden der Allergie. Treten akute Symptome und heftige Beschwerden bis hin zu einem anaphylaktischen Schock, sollten Betroffene umgehend einen Arzt aufsuchen. Im Notfall kann eine Adrenalin-Injektion gegen Atembeschwerden und Kreislauf-Kollaps helfen. Diese Maßnahme sollte jedoch unbedingt mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden.

Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren Redakteurinnen und Redakteuren leider nicht beantwortet werden.

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