Nussallergie: Symptome, Diagnose und Behandlung – Hinweise und Tipps

Wer unter einer Nussallergie leidet, muss sehr vorsichtig sein. Schon der Kontakt mit dem Allergen kann heftige Beschwerden verursachen.
Berlin – Geschwollene Augen, Hautausschlag und Kratzen im Hals – für Menschen, die an einer Allergie gegen Nüsse leiden, sind das deutliche Warnzeichen. Häufig treten die Beschwerden plötzlich und innerhalb weniger Minuten auf. Nehmen Betroffene die Symptome nicht ernst, kann das im schlimmsten Fall tödlich enden.
Wer allergisch auf Nüsse reagiert, muss genau darauf achten, was er isst. Doch das ist nicht immer einfach, denn in vielen Lebensmitteln befinden sich Spuren von Nüssen. Wie Sie eine Nussallergie erkennen und was Sie dagegen tun können.
Allergie gegen Nüsse: Haselnuss, Erdnuss und Co.
Nussallergien gehören zu den häufigsten Lebensmittelallergien bei Erwachsenen und Kindern. Laut dem European Centre for Allergy Research Foundation (ECARF), gegründet von Jörgen Philip-Sörensen (71, † 2010), leiden etwa 1,4 Prozent der europäischen Bevölkerung an einer Nussallergie. In Europa reagieren viele Menschen allergisch auf Haselnüsse. Nur die Erdnuss kann das noch toppen. In den USA sind Walnüsse und Cashewnüsse die häufigsten Allergieauslöser, wie die Europäische Allergiestiftung (ECARF) berichtet.
Nussallergie: Nuss ist nicht gleich Nuss
Doch nicht alles, was umgangssprachlich als Nuss bezeichnet wird, ist tatsächlich auch eine – beispielsweise gehören Hasel- und Walnüsse zu den Nussfrüchten. Mandeln, Pistazien, Cashew-, Kokos- und Pekannüsse sind Steinfrüchte. Die Erdnuss ist aus botanischer Sicht eine Hülsenfrucht. Eine Allergie gegen Erdnüsse zählt daher streng genommen nicht zu den Nussallergien.
Zudem spricht man umgangssprachlich auch von einer Nussallergie, wenn beispielsweise eine Überempfindlichkeit auf Schalenfrüchte und nussähnliche Samen vorliegt. So können auch Leinsamen, Sesam, Sonnenblumenkerne, Mohn und Pinienkerne eine Allergie auslösen.
Zu den häufigsten Allergieauslösern zählen:
- Mandeln
- Haselnüsse
- Walnüsse
- Cashewnüsse
- Pekannüsse
- Paranüsse
- Pistazien
- Macadamianüsse
Nussallergie: Wie reagiert der Körper?
Bei einer Nahrungsmittelallergie reagiert das Immunsystem mit einer Abwehrreaktion auf eigentlich harmlose Stoffe in Lebensmitteln oder der Umwelt. Nehmen Allergiker Nüsse zu sich, lösen die enthaltenen Eiweiße eine überempfindliche Immunreaktion aus. Der Körper wehrt sich gegen die vermeintlichen Eindringlinge und bekämpft sie. Dieser Abwehrmechanismus führt zu Symptomen wie Juckreiz, Bauchschmerzen und Atemnot.
In der Regel entwickelt sich die Allergie in der Kindheit und bleibt bis ins Erwachsenenalter bestehen. Aber auch bei Erwachsenen kann eine Nussallergie plötzlich auftreten. In diesem Fall leiden die Betroffenen oft bereits schon zuvor unter einer Pollenallergie. Es besteht also eine sogenannte Kreuzreaktion zwischen Pollen und Nüssen. Grund dafür: Frühblüher wie Birke, Erle und Hasel enthalten ähnliche Eiweiße, wie die von Nüssen. Diese Form ist jedoch meist milder im Verlauf.
Nussallergie: Typische allergische Symptome
Eine Nussallergie tritt meist kurz nach dem Kontakt mit dem Allergen auf. Schon kleine Mengen reichen dabei aus, um bei empfindlichen Menschen allergische Symptome auszulösen. Wie stark die Beschwerden ausfallen, ist von Person zu Person verschieden. Manche verspüren lediglich ein leichtes Kratzen im Hals, andere reagieren mit starken Schwellungen der Augen oder Atembeschwerden. Im schlimmsten Fall kann eine allergische Reaktion in Form eines anaphylaktischen Schocks auftreten – und damit lebensgefährlich werden.
Eine allergische Reaktion äußert sich in vielen Fällen durch:
- Juckreiz und Rötungen der Haut
- Kratzen im Hals, Mund- und Rachenraum
- Schwellungen an Schleimhäuten und Augenlidern
- Übelkeit und Erbrechen
- Durchfall
- Atemnot
- Anaphylaktischer Schock
Nussallergie: Wann treten die Symptome auf?
Ärzte unterscheiden bei einer Allergie auf Nahrungsmittel zwischen einem Sofort- und einem Spättyp. Beim Soforttyp stellt sich die Reaktion bereits kurze Zeit nach dem Kontakt mit dem Allergen ein. Symptome wie Reizungen der Haut, Rötungen und Juckreiz, aber auch Atemprobleme, Störungen der Verdauung bis hin zum anaphylaktischen Schock gehören in diese Kategorie.
Eine Allergie des Spättyps begünstigt langfristig die Entwicklung anderer Erkrankungen. Seltener können bei einer Nussallergie im späteren Verlauf Neurodermitisschübe und Bauchbeschwerden auftreten.
Achtung! Treten Symptome wie Juckreiz, Hautrötungen oder Anschwellen der Schleimhäute auf, sollten Sie unbedingt einen Arzt aufsuchen.
Nussallergie: So stellt der Arzt die Diagnose
Bei einem ersten Gespräch grenzt der Arzt mögliche Auslöser und Beschwerden ein. Mithilfe verschiedener Allergietests kann er dann den Ursachen auf den Grund gehen. Dabei ist es wichtig, genau zu bestimmen, welche Nusssorten die Beschwerden verursachen. Wenig sinnvoll ist es alle Nüsse vom Speiseplan zu streichen, denn selten sind Patienten gleichzeitig auf mehrere Arten allergisch.
Mit einem Bluttest lässt sich das individuelle Allergiepotenzial bestimmen. Dabei bestimmt der Arzt die Anzahl der Antikörper (Immunglobuline E, IgE-Antikörper) im Blut. Genauer ist ein Haut- oder Pricktest, bei dem das Allergen auf die Haut gegeben wird. Nach dem Auftragen ritzt der Arzt die Stelle leicht an, sodass das Nussallergen auf die erste Hautschicht gelangt. Treten daraufhin Reizungen und Rötungen auf, bestätigt das die Allergie.
Eine genauere Diagnose kann nur ein Provokationstest geben. Bei diesem Test nehmen Patienten unter ärztlicher Aufsicht eine kleine Menge des Allergens zu sich. Entwickeln sich daraufhin die typischen Symptome, spricht das für eine Allergie. Die Nahrungsmittelprovokation sollte nur ein Facharzt durchführen, da es zu starken allergischen Reaktionen kommen kann.
Behandlung bei Nussallergie: Nahrungsmittel meiden
Wer unter einer Nussallergie leidet, muss seine Ernährung strikt umstellen. Abhängig von der Allergie müssen Patienten nur eine oder gleich mehrere Sorten vermeiden. Auch verarbeitete Lebensmittel, die Spuren von Nüssen enthalten, sind tabu. Das ist nicht immer einfach, denn Nüsse werden in den unterschiedlichsten Nahrungsmitteln als Zutaten verwendet. Eine Ernährungsberatung kann dabei helfen, alle Allergieauslöser aus dem Alltag zu verbannen.
Diese Lebensmittel können Nüsse enthalten:
- Brot und Backwaren
- Wurstwaren wie Mortadella und Pasteten
- Milchprodukte wie Joghurt und Käse
- Brotaufstriche
- Müsli
- Süßigkeiten und Kekse
- Nougat und Marzipan
- Soßen
- Fertiggerichte
- Gewürzmischungen
- Pesto
- Eis
- Schokolade, Kakaoerzeugnisse und Pudding
- Margarine
Obwohl Allergiker raffinierte Öle aus Nüssen besser vertragen als kalt gepresste, sollten Betroffene auch diese weitestgehend vermeiden. Als Alternative eignet sich beispielsweise Kürbiskernöl, da die Kerne nur sehr selten allergische Reaktionen auslösen. Gut verträglich ist auch die Kokosnuss, die in gemahlener oder gehackter Form verarbeitet werden kann.
Allergie gegen Nüsse: Kennzeichnung auf der Verpackung beachten
Hersteller sind nach europäischem Lebensmittelrecht dazu verpflichtet, alle Schalenfrüchte auf der Verpackung zu kennzeichnen. Dazu zählen Mandeln, Walnüsse, Haselnüsse, Cashewnüsse, Pekannüsse, Paranüsse, Pistazien, Macadamianüsse. Auch Erdnüsse und Sesam müssen hervorgehoben werden. Doch nicht immer können sich Allergiker auf diese Hinweise verlassen. So müssen Lebensmittelproduzenten nicht angeben, ob in einem Nahrungsmittel „Spuren von Nüssen“ enthalten sind. In diesem Fall hilft nur die Nachfrage beim Hersteller.
Auch beim Restaurantbesuch oder beim Kauf loser Waren wie Brot, Brötchen, Kuchen und Gebäck besteht keine Kennzeichnungspflicht. Wer unter einer Nussallergie leidet, sollte daher auch hier auf Nummer sichergehen und lieber noch mal nachhaken.
Nussallergie: Antiistaminika und anaphylaktischer Schock
Gegen Symptome wie Juckreiz oder Kratzen im Mund- und Rachenraum helfen Antihistaminika. Diese wirken jedoch sehr langsam und sind vor allem bei schweren allergischen Reaktionen nicht ausreichend.
Ist bereits bekannt, dass bei Kontakt mit dem Nussallergen starke Symptome bis hin zu einem anaphylaktischen Schock auftreten, sollten Betroffene unbedingt ein Notfallset mit sich führen. Ein solches Set beinhaltet eine Adrenalin-Injektion, Kortikosteroide und ein Antihistaminikum in Form von Tabletten oder Tropfen. Im Notfall kann diese Kombination Leben retten.
Tipps bei Nussallergie: Das sollten Sie beachten
- Verzichten Sie auf Nüsse: Wer unter einer Nussallergie leidet, muss Nüsse streng meiden. Dabei sollten Sie jedoch nicht alle Nüsse vom Speiseplan streichen, sondern nur die Sorte, die Ihnen Probleme bereitet. Nüsse liefern wertvolle Nährstoffe wie Proteine, ungesättigte Fettsäuren und Mineralstoffe wie Kalzium, Magnesium und Eisen.
- Inhaltsstoffe von Lebensmitteln kennen: Viele Nahrungsmittel enthalten Nüsse oder Spuren von Nüssen. Um unangenehme Überraschungen zu vermeiden, sollten Sie immer einen Blick auf die Zutatenliste werfen. Nur Lebensmittel, in denen keine Nüsse enthalten sind, dürfen im Einkaufswagen landen.
- Werden Sie zum Experten für Ihre Krankheit: Um sich selbst oder Ihr Kind vor den Allergenen zu schützen, sollten Sie sich ausreichend über Ihre Allergie informieren. Erklären Sie Ihrem Kind, worauf es beim Essen achten muss. Klären Sie auch den Kindergarten oder die Schule über die Allergie auf.
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Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren Redakteurinnen und Redakteuren leider nicht beantwortet werden.