Allergie auf Pflaster: Was genau die Auslöser sind und welche Symptome auftreten
Die Pflasterallergie zählt zu den Kontaktallergien und wird – wie der Name verrät – durch Pflaster verursacht. Welche Behandlung der Symptome möglich ist.
Es mag zunächst irritierend klingen, dass ein Mittel, welches zur Heilung einer Wunde beitragen soll, letztlich selbst Beschwerden verursacht. Dennoch ist dies möglich – und zwar bei Menschen, deren Haut sensibel auf Pflaster reagiert, vorrangig auf den Klebstoff in deren Streifen. So wie es auch die Patientin Kathrin S.* aus eigener Erfahrung kennt. Bei einem Hautarzt-Termin vor rund sieben Jahren wurde festgestellt, dass die 44-Jährige empfindlich auf Pflaster zu reagieren scheint. Wie viele Menschen in Deutschland letztlich von einer Pflasterallergie betroffen sind, ist laut Experten schwer zu definieren. Denn die Allergie gegen Pflaster zählt genau genommen zu den sogenannten Kontaktallergien, die auch eine Allergie gegen Nickel, Pflanzen wie Kamille und Arnika, Reinigungs- und Lösungsmittel sowie jegliche Duftstoffe mit einschließt. Die epidemiologische Erfassung einzelner, spezifischer Krankheitsentitäten, ist in großen Bevölkerungsstudien kaum möglich. Zudem stehen aussagekräftige Routinedaten nicht zur Verfügung, sodass sich die meisten großen Erhebungen in der Bevölkerung auf ärztliche Diagnosen zu Asthma, Heuschnupfen sowie Neurodermitis beschränken.
Man geht davon aus, dass 8,6 Prozent der Erwachsenen in Deutschland während ihres Lebens eine Asthma bronchiale entwickeln, 14,8 Prozent Heuschnupfen, 3,5 Prozent eine Neurodermitis, 4,7 Prozent eine Nahrungsmittelallergie, 2,8 Prozent eine Insektengiftallergie und sogar 8,1 Prozent Kontaktekzeme aufgrund bestimmter Allergene, so das Robert-Koch-Institut (RKI). Was auffällt: Die Häufigkeit von Sensibilisierungen gegen einige Allergene hat laut RKI in den letzten Jahren weiter zugenommen.
* Name von der Redaktion geändert
Inhalt
- Allergie gegen Pflaster und ihre Auslöser
- Pflasterallergie: Welche Symptome zeigen sich durch diese Kontaktallergie?
- Pflasterallergie: Welche Therapie gibt es, welche Behandlung ist sinnvoll?
- Woran erkennt man, ob man auf Pflaster allergisch ist?
- Allergie gegen Pflaster: Ist die Kontaktallergie heilbar?
- Pflasterallergie – Welche Kreuzallergien gibt es?
- Wie stellt der Arzt fest, dass eine Pflasterallergie vorliegt?
- Allergie: Was passiert dabei im Körper?
- Warum reagieren manche Menschen allergisch?
Allergie gegen Pflaster und ihre Auslöser

Eine allergische Hautreaktion auf bestimmte Stoffe ist keine Seltenheit, wie der Deutsche Allergie- und Asthmabund (DAAB) erläutert. Nach Experten-Schätzungen reagieren in Deutschland etwa 20 Prozent der erwachsenen Bevölkerung sensibel auf mindestens ein Kontaktallergen wie Nickel, Duftstoffe oder Konservierungsstoffe in Kosmetika, Reinigungsmittel, Haartönung, Schmuck oder Klebstoffe. Letztere sind auch der Grund, warum manche Menschen auf Pflaster allergisch mit Hautirritationen reagieren.
Grundsätzlich kommen lokale Hautirritationen als Reaktion auf bestimmte Reize häufig vor und sind nicht zwangsläufig Grund zur Beunruhigung. Der Wärme- und Feuchtigkeitsstau sowie die mechanische Reizung beim Pflaster-wechseln können schon Irritationen auslösen. Diese bilden sich jedoch in der Regel schnell wieder zurück. Die Personen, bei denen sich eine länger anhaltende Hautreaktion erst nach Stunden oder Tagen zeigt, könnten auf den in handelsüblichen Pflastern enthaltenen Zinkoxid-Kautschuk-Kleber allergisch reagieren. In dem Fall spricht man von einer Spättyp-Allergie oder Allergie-Typ-IV-Reaktion, wie es die Zeitschrift Die PTA in der Apotheke zusammenfasst. Für den Zinkoxid-Kautschuk-Kleber in Pflastern benötigt man bis heute den Milchsaft des Kautschukbaumes, der als Latex bekannt ist. Entwickeln Menschen eine Allergie gegen Kautschuk, spricht man auch von einer Latex-Allergie. Das eigentliche Allergen, das auf Dauer die sensible Reaktion verursacht, ist ein darin enthaltenes Protein.
Als weiterer Auslöser gelten mittlerweile Glukose-Sensoren und aufklebbare Patchpumpen, die Diabetiker mit Insulin versorgen können. Manche Patienten reagieren darauf allerdings mit Unverträglichkeiten und Allergien. Laut Apotheken Umschau sind die Auslöser für die allergische Reaktion in vielen Fällen die chemischen Verbindungen der Acrylate, etwa im Sensorpflaster oder im Gehäuse. Verschiedene Acrylate sind als bedeutsame Kontaktallergene bekannt und in etlichen Haushaltsprodukten enthalten, wie das Ärzteblatt berichtet. Wird der Sensor weiterhin verwendet und das Pflaster trotz Allergie aufgeklebt, können sich die Symptome verstärken und sogenannte Kreuzallergien entstehen.
Ich hatte schon immer eine Problemhaut und war häufig beim Hautarzt. Ursprünglich hatte meine Ärztin einen Allergietest bei mir durchgeführt, da ich seit längerer Zeit feststellte, Cremes, Lotion und Waschmittel nicht mehr zu vertragen. Ich hatte ständig Ausschlag mit Pusteln und Juckreiz, ganz schlimm an den Beinen und Armen. Die verschiedenen Allergene wurden an meinem Rücken mit Klebestreifen fixiert. Nachdem mir diese bei der Auswertung abgenommen wurden, war meine Haut ganz rot, mit kleinen Blasen übersät, die juckten. Nach zwei bis drei Tagen wurden die Hauterscheinungen und der Juckreiz sogar noch schlimmer. Mittlerweile weiß ich, dass ich Kreuzallergien habe und allergisch auf Duftstoffe sowie Pflaster reagiere.
Pflasterallergie: Welche Symptome zeigen sich durch die Kontaktallergie?
Entwickeln Menschen eine Allergie gegen Pflaster, bemerken sie laut Deutsche Allergie- und Asthmabund in der Regel spätestens nach einem Tag Symptome wie Juckreiz, Rötung, Blasen sowie Quaddeln – und zwar jedes Mal, nachdem Kontakt mit dem auslösenden Allergen bestanden hat. Bei einer Kontaktallergie durch Pflaster ist eine sogenannte „Crescendo“-Entwicklung nicht untypisch, das heißt die allergische Hautreaktion verstärkt sich zunächst trotz Entfernen des Pflasters, was als deutlicher Hinweis auf eine tatsächliche Kontaktallergie gewertet werden kann, so das Ärzteblatt weiter. Demgegenüber steht die irritative Kontaktdermatitis als eine „Decrescendo“-Reaktion, bei der der Hautausschlag sich recht schnell zurückbildet, sobald das auslösende Allergen vermieden wird.
Pflasterallergie: Welche Therapie gibt es, welche Behandlung ist sinnvoll?
Zur symptomatischen Linderung der Quaddeln und Bläschen sowie der Rötung und des Juckreizes können Hausmittel wie Joghurt und Schwarztee helfen. Ist die Haut durch die Pflasterallergie rissig, empfiehlt sich eine Wundcreme mit dem Wirkstoff Dexpanthenol. Bei starken Symptomen kann das rezeptfreie Medikament Cetirizin mit dem Wirkstoff Cetirizindihydrochlorid in Tabletten- oder Saft-Form Linderung verschaffen. Cetirizindihydrochlorid hat sich insbesondere zur Linderung allergischer Hautreaktionen bewährt. Zudem wird es bei chronischer Nesselsucht mit Juckreiz, Quaddelbildung und Rötung der Haut sowie Heuschnupfen mit häufigem Niesen hilfreich angewendet.
Liegt eine Allergie gegen Pflaster vor, ist die Alternative Acrylharze oder Polyacrylate, die frei von Latexallergenen sind. Polyacrylate werden synthetisch hergestellt und bestehen im Gegensatz zum Naturprodukt Kautschuk nicht aus Stoffen, auf die allergisch reagiert wird. Echte Allergien gegen Polyacrylate sind sehr selten. Pflaster, die sich auch für Allergiker eignen, sind auf der Packung mit „soft“, „sensitiv“ oder „hypoallergen“ gekennzeichnet.
Erfahrungswerte von Menschen mit Diabetes, die Glukose-Sensoren und aufklebbare Insulinpumpen verwenden und allergisch auf die Klebestoffe reagieren, zeigen, dass sich im Handel erhältliche, latexfreie, sehr dünne, transparente sowie wasserdichte Polyurethanfolien – ursprünglich zur Verbandfixierung – als Unterpflaster gut eignen.
Woran erkennt man, ob man auf Pflaster allergisch ist?
Die Art und Ausprägung der Symptome sind ein deutliches Indiz dafür, dass eine Allergie vorliegt. Wer allergisch auf Pflaster ist, zeigt häufig erst nach Stunden oder mehreren Tagen die typischen Symptome wie Blasen, Rötung sowie Juckreiz, die sich nicht selten sogar verstärken, auch wenn das Pflaster bereits entfernt wurde. Hat man erstmal eine Pflasterallergie entwickelt, reagiert man häufig lebenslang sensibel auf das enthaltene Allergen.
Allergie gegen Pflaster: Ist die Kontaktallergie heilbar?
Eine Kontaktallergie ist nicht heilbar, so der Deutsche Allergie- und Asthmabund (DAAB). Das bedeutet, dass betroffene Hautstellen immer wieder allergisch reagieren, sobald es zum direkten Kontakt mit dem allergieauslösenden Stoff kommt. Der beste Schutz ist letztlich, den Auslöser zu meiden, um eine Heilung der Haut zu erreichen und erneuten Hautentzündungen vorzubeugen.
Dass ich möglicherweise auf Pflaster zu reagieren scheine, war mir aufgefallen, nachdem ich zwei oder dreimal beim Arzt Blut abgenommen bekam und ein Pflaster auf die Einstichstelle geklebt wurde. Nach nur wenigen Stunden bemerkte ich beim Abziehen rote, furchtbar juckende Pusteln, die länger anhielten.
Pflasterallergie – Welche Kreuzallergien gibt es?
Menschen mit einer Pflasterallergie, die auf ein Acrylat in einem Pflaster allergisch reagieren, vertragen im Verlauf der Allergieentwicklung nach einiger Zeit möglicherweise auch Pflaster mit anderen Acrylaten nicht mehr – es kommt zur Kreuzallergie.
Wer auf ein Allergen allergisch reagiert, entwickelt nicht selten eine weitere Allergie, die sogenannte Kreuzallergie, das heißt, wer beispielsweise eine Allergie gegen Birkenpollen hat, kann auch durch den Verzehr bestimmter Lebensmittel wie Äpfel allergisch reagieren. Über 60 Prozent der Heuschnupfen-Geplagten entwickeln eine Pollen-assoziierte Kreuzreaktion auf Nahrungsmittel wie Nüsse.
Wie stellt der Arzt fest, dass eine Pflasterallergie vorliegt?
Anhand eines sogenannten Epikutantests wird der Dermatologe oder Allergologe prüfen, ob eine Allergie gegen Kunststoffe und Klebstoffe vorliegt. Dafür wird ein Pflaster mit verschiedenen allergieauslösenden Stoffen auf den Rücken geklebt und nach ein paar Tagen geprüft, wie die Haut reagiert. Bemerken Betroffene immer wieder typische Symptome an sich, nachdem sie ein Pflaster auf die Haut geklebt haben, sollten sie im besten Fall eine allergologische Diagnostik durchführen lassen. Nur ein Arzt kann feststellen, ob es sich bei der Hautreaktion tatsächlich um eine Kontaktallergie handelt oder lediglich um eine Hautirritation auf reizende Inhaltsstoffe. Grundsätzlich sollten Sie den Arzt für die Anamnese gemäß Ihrer Beschwerden auswählen – am besten führt er die Zusatzqualifikation „Allergologie“.
Die Diagnose sollten in mehreren Schritten erfolgen, so der Deutsche Allergie- und Asthmabund (DAAB): Zunächst findet das ausführliche Arzt-Patienten-Gespräch statt, mit Abklärung möglicher Allergieauslöser sowie Informationen zur Lebensführung, zum Beruf und zu Ernährungsgewohnheiten. Anschließend werden verschiedene Allergietests durchgeführt.
Allergie: Was passiert dabei im Körper?
Eine Allergie beziehungsweise eine allergische Reaktion ist laut Robert-Koch-Institut eine fehlgeleitete Antwort des Immunsystems auf körperfremde, eigentlich ungefährliche Substanzen, das heißt sogenannte Allergene wie Pflanzen-Pollen, Hausstaubmilben, Tierhaare, Insektengift und Lebensmittel, beispielsweise Erdnüsse oder Schalentiere.
Das Immunsystem bildet bei einer Allergie Antikörper (IgE) gegen diesen vermeintlich schädlichen Stoff. Dieser Vorgang wird „Sensibilisierung“ genannt. Der Körper geht dann in Abwehrhaltung, das heißt er ist sensibilisiert, jedoch treten noch keine Beschwerden auf. Symptome zeigen sich in der Regel erst bei erneutem Kontakt mit dem gleichen Auslöser, zum Beispiel mit Birkenpollen. Wissenschaftler gehen davon aus, dass allein auf Birkenpollen etwa 25 Prozent aller Allergiker in Deutschland reagieren. Durch erneuten Kontakt mit dem Allergen werden verschiedene Botenstoffe wie Histamin ausgeschüttet, was bei einer Pollenallergie zu den typischen Symptomen und Beschwerden wie juckenden Augen, Schnupfen mit laufender Nase, Hautausschlag sowie Müdigkeit führt.
Allergie – Grund ist ein schwaches Immunsystem
Mythos! Das Immunsystem eines Menschen mit Allergie ist überaktiv. Es reagiert überschießend auf eigentlich harmlose Stoffe. Das bedeutet, wer an einer Allergie leidet, hat im Grunde ein ausgesprochen starkes Immunsystem.
Je nachdem, in welcher Form das Immunsystem auf einen Stoff, ein Allergen, reagiert, werden grundsätzlich vier verschiedene Allergietypen unterschieden: Allergie-Typ I, Allergie-Typ II, Allergie-Typ III und Allergie-Typ IV.
Warum reagieren manche Menschen allergisch?
Mediziner vermuten, dass es eine genetische Veranlagung (Prädisposition) für eine Überreaktion des Immunsystems gibt. Ob die überschießende Reaktion letztlich auch zu einer Allergie führt und zu welcher, hängt von weiteren genetischen Faktoren sowie Umwelteinflüssen ab, wie das Portal Lungenärzte im Netz beschreibt.
Quellen:
https://www.daab.de/haut/kontaktallergie/was-ist-eine-kontaktallergie/die-kontaktallergie
https://www.diabetes-forum.de/forum/topic/14176/FreeStyle-Libre-Pflasterallergie-loesung
https://www.rki.de/DE/Content/Kommissionen/UmweltKommission/Stellungnahmen_Berichte/Downloads/allergien_deutsch.pdf?__blob=publicationFile
https://www.diabetikerbund-bayern.de/berichte/news-details/pflasterallergie-eine-bisher-unterschaetzte-komplikation-be-1
https://allergiecheck.de/pages/fakten-zur-allergie
https://dgaki.de/wp-content/uploads/2010/05/Allergieforschung_in_Deutschland_Aktualisierte-Version1.2.pdf
https://www.apotheken-umschau.de/krankheiten-symptome/allergien/allergien-definition-symptome-therapie-735251.html
https://www.apotheken-umschau.de/krankheiten-symptome/diabetes/typ-1/hautprobleme-durch-glukosesensoren-und-insulinpumpen-815903.html
https://www.apotheken-umschau.de/medikamente/wirkstoffe/cetirizin-wirkung-anwendung-nebenwirkungen-723607.html
https://www.allergieinformationsdienst.de/krankheitsbilder/kontaktallergie/verbreitung.html
https://www.mein-allergie-portal.com/kontaktallergie/3651-kontaktallergie-kontaktekzem-kontaktdermatitis-was-ist-das.html
https://www.diepta.de/news/kleben-oder-jucken
https://www.klebstoffe.com/pflaster-fuer-allergiker/
https://www.aerzteblatt.de/archiv/203477/Arzneimittelkommission-der-deutschen-Aerzteschaft-Aus-der-UAW-Datenbank-Kontaktallergien-nach-Verwendung-von-FreeStyle-Libre
https://www.lungenaerzte-im-netz.de/news-archiv/meldung/article/warum-manche-menschen-besonders-anfaellig-fuer-allergien-sind/
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unserer Redaktion leider nicht beantwortet werden.