Allergisch auf Propolis: Experten der Verbraucherzentrale warnen vor Präparaten mit Bienenharz

Propolis soll das Immunsystem stärken. Doch die Wirkung ist wissenschaftlich nicht bewiesen - zudem sollten Verbraucher bei der Anwendung vorsichtig sein, denn es drohen allergische Reaktionen.
München – Propolis wird als Nahrungsergänzungsmittel eine immunstärkende Wirkung nachgesagt. Und auch als hautpflegendes Kosmetikum oder infekt-vorbeugendes bzw. antibakterielles Arzneimittel kommt das von Bienen produzierte Harz gern zum Einsatz. Studien, die eine gesundheitsfördernde oder infekt-vorbeugende Wirkung von Propolis im menschlichen Organismus belegen, gibt es bisher allerdings nicht. Entsprechend unzulässig sind solche Werbeversprechen, warnt die Europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA. Zudem reagieren einige Menschen allergisch auf Propolis, weshalb die Anwendung sogar gefährlich werden kann.
Allergie durch Propolis: Was steckt drin, im Bienenharz?
Propolis (auch „Bienenharz“ oder „Bienenkitt“) ist eine von Bienen produzierte harzartige Substanz mit antibiotischer und antiviraler Wirkung, die den Bienenstock abdichten und das Bienenvolk vor Krankheitserregern schützen soll. Dazu werden Wabenzellen mit einer dünnen Propolisschicht überzogen und eingedrungene Fremdkörper und Insekten mit dem Kittharz eingekapselt.
Die Zusammensetzung von Propolis unterscheidet sich teilweise stark und besteht aus:
- Naturharz
- Wachs
- Pollen
- Ätherischen Ölen
- Bienenspeichel
Propolis kommt in unverarbeiteter oder verarbeiteter Form („Extrakte“) in Nahrungsergänzungsmitteln, Lebensmitteln oder Arzneimitteln wie Lutschpastillen vor. Auch in (Natur)Kosmetik wird das dunkelbraune Harz gerne angewendet, etwa als Wirkstoff für unreine Haut oder als natürliches Konservierungsmittel.
Allergie durch Propolis: Werbung zu Wirkung von Propolis oft unzulässig
Die Verbaucherzentrale warnt jedoch vor der Anwendung von Propolis und bezieht sich dabei auf Hinweise der Europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA. So sind gesundheitsbezogene Aussagen zur Wirkung von Propolis laut EFSA häufig unzulässig, da ein positiver Effekt auf das Immunsystem sowie auf Atemwege, Darm, Leber, Blutzirkulation und Mundhygiene beim Menschen bisher nicht nachgewiesen werden konnten und somit irreführend sei. Zwar könne im Labor die wachstumsmindernde Wirkung von Propolis auf Bakterien, Viren und Pilze belegt werden, es sei aber wahrscheinlich dass antibakterielle, antivirale und antimykotische Bestandteile des Propolis im menschlichen Verdauungssystem zersetzt werden, bevor sie ihre Wirkung entfalten.
Allergie durch Propolis: Bienenharz kann Kontaktallergien und Atemwegsbeschwerden auslösen
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) weist zudem auf das allergene Potenzial von Propolis hin. So sind sowohl bei der Einnahme von Propolis als Arzneimittel als auch bei der äußerlichen Anwendung als kosmetisches Mittel (kontakt)allergische Reaktionen möglich. Laut Allergieinformationsdienst des Helmholtz Zentrum München zählt Propolis sogar zu den 20 häufigsten Kontaktallergenen. Allergiker können auf die Substanz mit allergischen Hautreaktionen wie einer Kontaktdermatitis, Ödemen, Juckreiz und Entzündungen der Schleimhäute reagieren. Zudem können Menschen mit einer Pollenallergie durch die dem Propolis zugesetzten Pollen allergische Reaktionen in den Atemwegen entwickeln. Im schlimmsten Fall droht sogar ein anaphylaktischer Schock.
Inhaltsstoffe im Propolis, die Allergien auslösen können, sind:
- Kaffeesäure-3-methyl-2-butenylester
- Kaffeesäure-2- methyl-2-butenylester
- Kaffeesäure-3-methyl-3-butenylester
- Kaffeesäurephenylethylester
- Benzylcinnamat
- Benzylsalicylat
Der Gehalt der Stoffe kann je nach geografischem Ursprung des Propolis variieren.
Wer von einer Kontaktallergie, einer Pollenallergie oder einer Allergie gegen Wespen- und Bienengift betroffen ist, sollten deshalb auf Kosmetik und Nahrungsergänzungsmittel mit Propolis verzichten. Auch Menschen mit einer genetischen Veranlagung zu Atopien sollten bei der Anwendung von Propolis vorsichtig sein.
Allergie durch Propolis: Krebserregende Stoffe in Popolis-Pulver
Die gesundheitsgefährdende Wirkung von Propolis bezieht sich jedoch nicht nur auf sein allergisches Potenzial. Nach Angaben des Europäischen Schnellwarnsystems RASFF gab es in der Vergangenheit mehrfach Meldungen zu bedenklichen Mengen krebserregender polyzyklischer aromatischer Kohlenwasserstoffe in Propolis-Pulver, vor allem aus China. Die Verbraucherzentrale rät deshalb, eher auf Produkte gängiger Marken bzw. im stationären Handel zurückzugreifen. Vorsicht ist bei ausländischen Produkten aus dem Online-Handel geboten.
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren Redakteurinnen und Redakteuren leider nicht beantwortet werden.