Alzheimer-Studie: Wer dieses Persönlichkeitsmerkmal hat, ist besonders gefährdet
Weshalb die eine Person an Alzheimer erkrankt, und die andere nicht, können Wissenschaftler noch nicht genau sagen. Laut einer Studie spielt auch die Persönlichkeit eine Rolle.
Tallahassee (Florida) – Alzheimer ist für viele eine rätselhafte Erkrankung. Aus diesem Grund beschäftigt sich die Medizinforschung schon seit einigen Jahren eingehend damit, die Studienlage nimmt immer weiter zu. Oftmals geht man davon aus, dass bei der unheilbaren Störung des Gehirns Eiweißablagerungen die Übeltäter sind. Diese sogenannten Alzheimer-Plaques (auch Amyloid Plaques genannt) sind eine der Hauptmerkmale der Alzheimerkrankheit.
Alzheimer-Studie: Wer dieses Persönlichkeitsmerkmal hat, ist besonders gefährdet
Bei Amyloid handelt es sich um ein stark verändertes Protein, das sich an der Außenseite von Nervenzellen des Gehirns ansammelt. Diese sterben schließlich ab. Mit der Folge, dass Betroffene, die an Alzheimer erkranken, dann zunehmend vergesslich, verwirrt und orientierungslos werden.

Doch nun will eine neue Studie eine weitere interessante Entdeckung gemacht haben. Ihr verblüffendes Ergebnis: Anscheinend trifft die häufigste Form der Demenz Menschen mit einem bestimmten Persönlichkeitsmerkmal besonders schwer. Forscher um Antonio Terracciano, einem Professor für Geriatrie an der Florida State University, haben herausgefunden: Neurotiker sind besonders häufig von Alzheimer betroffen. Die Studie haben sie im medizinischen Fachblatt „Biological Psychiatry“ veröffentlicht.
Was zudem interessant ist: Bei der Untersuchung haben die US-Forscher nicht nur festgestellt, dass neurotische Persönlichkeitsmerkmale die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass Eiweißablagerungen im Gehirn gebildet werden. Sondern auch, dass bei Menschen, die sehr gewissenhaft sind, genau das Gegenteil der Fall ist.
Alzheimer-Studie: „Big Five“ geben Aufschluss über Persönlichkeit
Um zu verstehen, wie die Wissenschaftler Alzheimer mit der eigenen Persönlichkeit in Verbindung gebracht haben, ist es wichtig zu wissen, dass Neurotizismus und Gewissenhaftigkeit zwei der sogenannten „Big Five“ darstellen. Dabei handelt es sich um ein Modell der Persönlichkeitspsychologie (auch Fünf-Faktoren-Modell oder FFM genannt). Diese Merkmale entwickeln sich schon früh im Leben. Wie die Forscher in ihrer Studie schreiben, haben sie „einen großen Einfluss darauf, wie sich unser Leben später gestaltet“. Zu den „Big Five“ gehören:
- Gewissenhaftigkeit (Perfektionismus)
- Offenheit für Erfahrungen (Aufgeschlossenheit)
- Extraversion (Geselligkeit)
- Verträglichkeit (Rücksichtnahme, Kooperationsbereitschaft, Empathie)
- Neurotizismus (emotionale Labilität und Verletzlichkeit)
Für die Studie haben die Wissenschaftler zwei bereits vorhandene Untersuchungen mit insgesamt 3.000 gesunden Probanden ausgewertet. Bei der ersten handelt es sich um die „Baltimore Longitudinal Study of Aging“ (BLSA), welche noch immer läuft. Diese Teilnehmer, alle Bewohner einer Wohngemeinschaft, sind einem speziellen Persönlichkeits-Testverfahren unterzogen worden, um deren „Big Five“ zu ermitteln. (Studie zu Trash-TV: Zu viel davon lässt unsere Hirne schrumpfen)
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Alzheimer-Studie: Wer emotional labil ist, hat ein höheres Risiko
Die zweite ist eine Meta-Analyse von zwölf Studien, die untersucht hat, ob Verbindungen zwischen der Pathologie der Alzheimer-Krankheit und verschiedenen Persönlichkeitsmerkmalen bestehen. Beide kommen zu dem gleichen Ergebnis: Menschen, die sehr neurotisch und dafür weniger gewissenhaft sind, entwickeln auch eher Eiweißablagerungen im Gehirn. Menschen hingegen, die gewissenhafter oder emotional stabil sind*, weisen weniger davon auf.
Professor Terracciano geht davon aus, dass die Art und Weise, wie wir unser Leben angehen, sich positiv oder negativ auf unser Gehirn auswirken könnte. Die Ergebnisse seien allerdings noch nicht aussagekräftig genug, sagt er der medizinischen Fachzeitschrift „Medical News Today“. Weitere Untersuchungen seien jetzt notwendig. *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren Redakteurinnen und Redakteuren leider nicht beantwortet werden.