Corona-Impfung kann zu Langzeitfolgen ähnlich Long Covid führen
Nicht nur eine Corona-Infektion kann Langzeitfolgen auslösen. In seltenen Fällen kann es nach einer Impfung zum sogenannten Post-Vac-Syndrom kommen.
Bei Long Covid handelt es sich um Langzeitfolgen nach einer Corona-Infektion. Dieses Phänomen ist inzwischen weitgehend bekannt. Wissenschaftler erforschten bereits Symptome und potenzielle Risikofaktoren, wie zum Beispiel eine geringe psychische Belastbarkeit. In seltenen Fällen kommt es allerdings auch nach einer Corona-Impfung zu ähnlichen Langzeitfolgen. Die Symptome von Post-Vac ähneln teilweise den Krankheitszeichen einer Long-Covid-Erkrankung und sind genauso vielfältig.
Corona-Impfung kann zu Langzeitfolgen ähnlich Long Covid führen

„Im Grunde handelt es sich bei Long Covid und Post-Vac um dasselbe Krankheitsbild – nur dass in einem Fall die Infektion und im anderen die Impfung der Auslöser ist“, erklärt Bernhard Schieffer, Kardiologe am Universitätsklinikum Gießen/Marburg gegenüber der Süddeutschen Zeitung. Betroffene berichten demnach von Kopfschmerzen, Konzentrationsproblemen, Herzrasen, Schwindel, Taubheit und Kribbeln in Händen und Füßen oder auch lang anhaltender Erschöpfung, dem sogenannten Chronischen Fatigue-Syndrom (CFS). Über die Ursachen des Phänomens – und wen es trifft und warum – ist bislang wenig bekannt. Warum manche Menschen sich trotz Kontakt mit Corona-Infizierten nicht anstecken, liegt hingegen laut Wissenschaftlern an mehreren Faktoren. Laut Thomas Mertens, Virologe und Vorsitzender der Ständigen Impfkommission (Stiko) kann es in Einzelfällen auch nach Impfungen gegen Influenza beispielsweise zum Post-Vac-Syndrom kommen.
Das Risiko, an Long Covid zu erkranken, liegt wohl höher als das Post-Vac-Risiko. 0,01 bis 0,02 Prozent der Geimpften könnten laut Schieffer nach einer Corona-Impfung Langzeitfolgen entwickeln. Im Gegensatz dazu leiden nach aktuellem Kenntnisstand fünf bis 15 Prozent von mindestens einmal Infizierten an Long Covid. Untersucht werden müsste allerdings, welche Menschen ein hohes Risiko haben, Post-Vac zu bekommen, und wie hoch deren Long-Covid-Risiko ist. Möglicherweise könnte für diese Personen der Verzicht auf eine Impfung besser sein. Davor müssten alle Risiken abgewogen werden, denn an der Impfung führe generell kein Weg vorbei, so Schieffer. Seiner Erfahrung nach sind vor allem Frauen im gebärfähigen Alter von Post-Vac betroffen. Auch hier ähneln sich die beiden Syndrome.
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Post-Vac-Syndrom: Langzeitfolgen nach Corona-Imfpung – Ursachen bislang unbekannt
Derzeit rätseln Wissenschaftler noch über die genauen und vermutlich unterschiedlichen Ursachen für das Entstehen des Post-Vac-Syndroms. Möglich wäre, dass es bei einigen Patienten zu einer überschießenden Autoimmunreaktion kommt, wie eine im Fachmagazin „The New England Journal of Medicine“ veröffentlichte Studie zeigt. Neben der Bildung von Antikörpern gegen das Coronavirus nach einer Impfung oder Infektion kann es auch zur Entstehung von sogenannten Autoantikörpern kommen. Sie richten sich beispielsweise gegen das Molekül ACE2 auf menschlichen Körperzellen und können so Entzündungsreaktionen im Körper beeinflussen, Herzrasen auslösen und den Blutdruck erhöhen. Manche von ihnen können auch Nervenstrukturen angreifen und lange im Körper bleiben.
Außerdem könnten nach der Infektion oder Impfung Propfen entstehen, die die Blutgefäße verschließen und so zu Langzeitfolgen führen. Ähnlich wie bei Long Covid könnten reaktivierte Eppstein-Barr-Viren (EBV) als einer von vier potenziellen Risikofaktoren auch für die Entwicklung von Post-Vac verantwortlich sein. Die Reaktivierung könnte zu einer Autoimmunreaktion führen, wodurch der eigene Körper angegriffen werden kann. So wiederum kann es zu Kollateralschäden kommen.
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren Redakteurinnen und Redakteuren leider nicht beantwortet werden.