1. 24vita
  2. Krankheiten

Corona: Geruchsverlust kann Betroffene depressiv machen

Erstellt:

Von: Judith Braun

Kommentare

Wer nach einer Corona-Infektion den Geruchs- und Geschmackssinn verliert, hat mit Begleiterscheinungen zu kämpfen. Manche Patienten werden depressiv.

Störungen des Geruchs- und Geschmackssinn zählen zu den häufigsten Symptomen einer Corona-Infektion. Etwa 40 Prozent der Infizierten leiden unter der sogenannten Parosmie oder sogar Anosmie, dem vollständigen Verlust des Geruchssinns. Laut neuen Studienergebnissen ist die Dauer der Einschränkungen der Sinnesorgane allerdings kürzer als bisher gedacht: Im Durchschnitt kehrt der Geruchs- und Geschmackssinn nach rund 30 Tagen wieder zurück. Nur fünf Prozent leiden längere Zeit unter Anosmie. Für diejenigen kann es allerdings zur Belastung werden, denn mit dem Geruchs- und Geschmacksverlust gehen auch andere Begleiterscheinungen einher.

Parosmie nach Corona: Geruchsverlust schadet Gefühlsleben

Ältere Frau steht am Fenster und schaut bedrückt nach draußen
Wenn der Geruchssinn beeinträchtigt ist, verliert ein Mensch auch sehr viel an emotionaler Wahrnehmung. (Symbolbild) © Gustafsson/IMAGO

Wer seinen Geruchssinn verliert, für den kann es nicht nur bei Rauch, Gas oder verdorbenen Lebensmitteln gefährlich werden. Auch die Psyche und das Gefühlsleben können darunter leiden. So erklärt der Neurologe Prof. Peter Berlit gegenüber ntv: „Wenn der Geruchssinn beeinträchtigt ist, geht einem Menschen sehr viel an emotionaler Wahrnehmung verloren.“ Manche Betroffene könnten dadurch sogar leicht depressiv werden. Zwei Drittel seiner Patienten, die wegen Geruchsstörungen zu ihm kommen, seien davon betroffen, so Prof. Thomas Hummel, Leiter des interdisziplinären Zentrums „Riechen und Schmecken“ am Universitätsklinikum Dresden: „Die Menschen verlieren soziale Kompetenz und manche werden unsicher.“ Denn laut dem Pharmakologen kommunizieren Menschen auch über Düfte.

Unbewusst können wir Angst, Frust oder Stress bei anderen Menschen wahrnehmen. Diese Emotionen erzeugen Moleküle, die sich im Angstschweiß nachweisen lassen. „Wenn sich die Laune ändert, man sich fürchtet oder freut, all das teilt man mit. (...) Es ist kein Duft, der einem in die Nase springt. Man nimmt es unterschwellig wahr“, erklärt Hummel. Der Geruchssinn spielt außerdem auch bei der Ernährung eine wichtige Rolle und kann sie durcheinander bringen, wenn er weg ist. Schließlich kann ein Mensch ohne Geruchssinn nur schwer sein Essen abschmecken und demnach auch nur schwer kochen. Häufig verlieren Betroffene schließlich den Appetit. Der Geruchssinn sei laut Berlit im Gehirn deutlich enger als andere Sinne mit dem limbischen System verschaltet, welches für Emotionen zuständig ist.

Noch mehr spannende Gesundheits-Themen finden Sie in unserem kostenlosen Newsletter, den Sie gleich hier abonnieren können.

Corona: Bei Verlust von Geruchs- und Geschmackssinn hilft Riechtraining

Wer nach einer Corona-Infektion unter länger anhaltender Parosmie oder Anosmie leidet, dem kann ein Riechtraining helfen. Dabei schnuppern Patienten Monate lang morgens und am Abend an vier verschiedenen Düften: Zitrone, Rose, Gewürznelke und Eukalyptus. Sie decken einen großen Teil des Riechspektrums ab.

Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren Redakteurinnen und Redakteuren leider nicht beantwortet werden.

Auch interessant

Kommentare