1. 24vita
  2. Krankheiten

Depressionen erkennen: Dauerhaft negative Gefühle, Gedankenspiralen und Antriebslosigkeit

Erstellt:

Von: Laura Wittstruck

Kommentare

Im Job fehlt die Motivation, das Treffen mit Freunden erscheint auf einmal zu anstrengend und nachts kreisen die Gedanken: Wenn negative Gefühle zum Dauerzustand werden, steckt womöglich mehr dahinter. 

In Deutschland erkranken etwa 12 von 100 Menschen einmal im Leben an einer Depression – damit gehören sie zu den häufigsten Erkrankungen. In den letzten Jahren haben die Zahlen weiter zugenommen, auch Kinder und Jugendliche sind immer öfter betroffen. Das ergibt etwa der “Kinder- und Jugendreport” der DAK – so erkrankten beispielsweise acht Prozent mehr Jugendliche im Bereich der 15- 17-Jährigen während der Corona-Pandemie. 

Nach wie vor werden Depressionen jedoch häufig unterschätzt und durch Sätze wie „Sei doch nicht so depressiv“ verharmlost. Dabei handelt es sich um eine ernsthafte Krankheit, die das Leben der Betroffenen stark einschränkt und sogar tödlich enden kann. Doch wodurch unterscheiden sich zwischenzeitliche “Tiefphasen” von einer Depression?

Welche Depressionen gibt es?

Frau mit traurigem Gesicht
Depressionen sind in Deutschland eine echte Volkskrankheit. © AntonioGuillem/IMAGO

Grundsätzlich unterscheiden Ärzte Depressionen sowohl nach ihrer Schwere als auch nach ihrem Verlauf. So gibt es einerseits leichte, mittelgradige und schwere Depressionen. In der Regel verläuft eine Depression in Phasen – bei Personen, die nur eine einzige Phase erleben, sprechen Ärzte von einer einmaligen, depressiven Episode. Bei über der Hälfte der Betroffenen wiederholt sich diese Episode zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal – es kommt zu einer rezidivierenden depressiven Störung.

Wenn die depressiven Zustände über einen Zeitraum von zwei Jahren bestehen, gilt die Erkrankung als chronisch. Eine Ausnahme stellt die Dysthymie dar – sie hält zwar ebenfalls mindestens zwei Jahre an, die Symptome sind jedoch viel weniger ausgeprägt als die einer chronischen Depression. 

Noch mehr spannende Gesundheits-Themen finden Sie in unserem kostenlosen Newsletter, den Sie gleich hier abonnieren können.

Depressionen: Diese Symptome sind Warnzeichen 

Viele Menschen kennen Phasen, in denen sie sich bedrückt, traurig oder antriebslos fühlen – zum Beispiel, wenn sie Stress in der Arbeit haben, Liebeskummer oder einen Todesfall erleben müssen. In den meisten Fällen gehen diese Gefühle auch wieder vorbei. Wenn der Zustand jedoch länger anhält, taucht oft die Frage „Bin ich depressiv?“ auf.  Auf eine Depression weisen verschiedene Anzeichen hin. Laut Patienteninformation.de gibt es drei Hauptsymptome der Erkrankung:

Dazu kommen unter Umständen weitere Zusatzsymptome:

Grundsätzlich gilt: Eine Depression liegt laut der Deutschen Depressionshilfe dann vor, wenn mindestens fünf Symptome zwei Wochen lang oder länger auftreten – davon mindestens ein Hauptsymptom. 

Was löst Depressionen aus?

Für eine Depression gibt es in der Regel nicht einen einzigen Auslöser – stattdessen spielen verschiedene Faktoren eine Rolle. Das Risiko für die Erkrankung erhöhen dabei einerseits psychosoziale und andererseits neurobiologische Faktoren. 

Die psychosoziale Faktoren sind auch als Entwicklungs- und Persönlichkeitsfaktoren bekannt. Etwa erhöht sich das Risiko für eine Depression, wenn es in der Kindheit zu traumatischen Erlebnissen wie Missbrauch oder dem Verlust eines Elternteils kommt. Auch der Erziehungsstil kann bei einem späteren Ausbruch der Erkrankung eine Rolle spielen: Eltern, die zu ängstlich und überfürsorglich agieren, verhindern möglicherweise, dass Kinder später mit Problemsituationen gut umgehen können. In einigen Fällen entsteht eine Depression auch aufgrund eines bestimmten belastenden Ereignisses –  das kann etwa eine Trennung oder der Verlust eines geliebten Menschen sein. Dauerhafter Stress macht Menschen ebenfalls anfälliger für eine Depression.

Zu den neurobiologischen Faktoren zählt dagegen etwa die genetische Veranlagung. Studien zeigen: Wenn Eltern oder Geschwister eine Depression haben, ist auch das eigene Risiko, die Krankheit zu entwickeln erhöht. Zudem haben Forscher herausgefunden, dass bei depressiven Menschen bestimmte Botenstoffe wie Serotonin, Dopamin oder Noradrenalin im Gehirn aus der Balance geraten sind. 

Außerdem können bestimmte Substanzen wie Cannabis oder Alkohol das Risiko für eine Depression erhöhen.  

Depression: So sieht die Behandlung aus

Depressionen kommen relativ häufig vor – laut dem Bundesgesundheitsministerium erkranken etwa sechzehn bis zwanzig von hundert Personen in ihrem Leben daran. Die Therapie der Erkrankung stützt sich im Wesentlichen auf zwei Säulen: eine medikamentöse Behandlung mit Antidepressiva und eine Psychotherapie. Häufig ist auch die Kombination der beiden Ansätze. Daneben gibt es auch unterstützende Maßnahmen, wie zum Beispiel eine Bewegungstherapie oder künstlerische Therapien. 

Eine Therapie verläuft in mehreren verschiedenen Phasen. In der Akuttherapie geht es zunächst einmal darum, die Symptome zu mildern, die bei einem aktuellen Schub auftreten. Ziel ist es auch, dass Patienten ihren Alltag weitestgehend wieder meistern können. Laut Patienteninformation.de dauert diese Phase etwa sechs bis zwölf Wochen. Anschließend kommt es zur Erhaltungstherapie. Diese soll für einen stabilen Zustand der Betroffenen sorgen und Rückfälle verhindern. Werden zusätzlich Medikamente eingesetzt, dauert diese Behandlungsphase etwa vier bis neun Monate. Mit reiner Psychotherapie kann sie auch acht bis zwölf Monate brauchen. Für Menschen, die bei einer Depression schon einige Rückfälle erlebt haben oder stark unter den Symptomen leiden, bietet sich auch eine anschließende Wiedererkrankungs-Vorsorge (Rezidivprophylaxe) an.

Wie wirken Antidepressiva?

Antidepressiva sind eine gute Möglichkeit, um schwere oder chronische Depressionen zu behandeln. Sie wirken sich unterschiedlich auf die Botenstoffe im Gehirn aus – je nach Art des jeweiligen Antidepressivums. So verringern sie die Symptome einer Depression wie Ängste oder eine gedrückte Stimmung. Abhängig machen sie nicht, auch wenn viele Menschen das befürchten.

Was passiert bei einer Psychotherapie?

Etwas langsamer als Medikamente schlägt eine Psychotherapie an – sie ist jedoch genauso wirksam. Die Therapie hilft Betroffenen, depressive Phasen zu überwinden und auch eventuelle Rückfälle zu vermeiden. Sie lernen beispielsweise Strategien für den Alltag, um etwa passive Verhaltensmuster aufzubrechen und mit negativen Gefühlen umzugehen. Es gibt verschiedene Therapieformen, beispielsweise:

Hier bekommen Sie Hilfe bei Depressionen

Wer glaubt, an einer Depression erkrankt zu sein, sollte zunächst einmal seinen Hausarzt aufsuchen. Dieser schreibt anschließend eine Überweisung an Fachärzte für Psychiatrie oder an Psychotherapeuten. Mit diesen kann auch direkt Kontakt aufgenommen werden. Wer konkrete Suizidgedanken hat, wendet sich dagegen direkt an eine psychiatrische Klinik oder wählt die 112! Direkte Hilfe bei der Suche nach Anlaufstellen bietet auch das Info-Telefon Depression der deutschen Depressionshilfe. 

Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren RedakteurInnen leider nicht beantwortet werden.

Auch interessant

Kommentare