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„Düsseldorfer Patient“ von HIV geheilt – Ärzte erklären: „So hat das HI-Virus keine Chance, sich zu vermehren“

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Von: Juliane Gutmann

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Eine Infektion mit HI-Viren, die Aids zur Folge haben kann, galt lange Zeit als unheilbar. Doch deutsche Forscher konnten einen männlichen Patienten erfolgreich therapieren.

„Nach vier Jahren gründlicher Beobachtung: Uniklinik Düsseldorf kann einen der weltweit ersten Fälle von besiegter HIV-Infektion in Fachwelt belegen.“ – Die Pressemitteilung des Universitätsklinikums Düsseldorf (UKD) gibt Patienten mit HIV-Infektion Hoffnung. Der sogenannte „Düsseldorfer Patient“ konnte mithilfe einer Stammzelltransplantation von HIV geheilt werden.

HIV kurz erklärt

HIV steht für die englische Abkürzung „Human Immunodeficiency Virus“. Eine Infektion mit dem HI -Virus schädigt oder zerstört bestimmte Zellen der Immunabwehr und macht den Körper anfällig für Erkrankungen, die bei nicht infizierten Menschen in der Regel unproblematisch verlaufen, heißt es vonseiten des Bundesministeriums für Gesundheit. Häufigster Übertragungsweg ist ungeschützter Geschlechtsverkehr. Erst mit HIV infiziert, kann infolge die Krankheit Aids ausbrechen. AIDS steht für „Acquired Immunodeficiency Syndrome“ und bedeutet „Erworbenes Immunschwächesyndrom“. Menschen mit AIDS erkranken häufig an Lungenentzündungen und Pilzerkrankungen.

Wie es gelungen ist, den 53-jährigen „Düsseldorfer Patienten“ von seinem Leiden zu befreien, haben behandelnde Ärzte im Februar 2023 in Form einer Studie im Fachjournal Nature Medicine veröffentlicht. Der HIV-Patient ist der nunmehr dritte Mensch, der durch eine Stammzelltransplantation vom HI-Virus vollständig geheilt werden konnte. Was die Behandlung des Patienten ebenfalls zu etwas Besonderem macht: Es handelt sich um die bisher längste und genaueste diagnostische Begleitung eines Patienten mit HIV nach Stammzelltransplantation.

Mann hält eine rote Schleife in der Hand
Die rote Schleife steht weltweit für Solidarität mit HIV-positiven und aidskranken Menschen. © Michael Bihlmayer/Imago

Blutkrebs und HIV heilen durch Stammzelltherapie

Der „Düsseldorfer Patient“ war infolge seiner HIV-Infektion an Blutkrebs erkrankt, weshalb eine Stammzelltransplantation eingeleitet wurde. Behandelt wurde der Mann von einem Ärzteteam um den Infektiologen Dr. Björn Jensen und den Hämatologen Prof. Dr. Guido Kobbe, beide vom Universitätsklinikum Düsseldorf. Fast zehn Jahre nach der Stammzelltransplantation durch einen nicht verwandten Spender und mehr als vier Jahre nach Absetzen der HIV-Therapie ist der „Düsseldorfer Patient“ heute bei guter Gesundheit, heißt es in der UKD-Pressemitteilung.

„Ziel der Transplantation war von Beginn an, sowohl die Leukämie als auch das HI-Virus in den Griff zu bekommen“, wird Professor Guido Kobbe, der die Transplantation in Düsseldorf durchführte, vom UKD zitiert. Verwendet wurden Stammzellen einer Spenderin mit einer genetischen Besonderheit: der Mutation des CCR5-Gens (CCR5 delta32-Mutation). Diese ist sehr selten und wenn dann vor allem in Mittel- und Nordeuropa verbreitet, so die Forschenden. Trägern der Mutation fehlt die Andockstelle für HIV auf den Immunzellen, was einen weitgehenden Schutz vor einer HIV-Infektion bietet. Nicht nur die HIV-Infektion, auch der Blutkrebs konnte dank der Stammzelltransplantation therapiert werden, heißt es weiter.

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„Vermehrung des HI-Virus nachhaltig zu unterbinden“

Dr. Björn Jensen sagte der UKD-Pressemitteilung zufolge stellvertretend für das internationale Team: „Wir können nach unserer intensiven Forschung jetzt bekräftigen, dass es grundsätzlich möglich ist, durch Kombination von zwei wesentlichen Methoden die Vermehrung des HI-Virus nachhaltig zu unterbinden. Das ist einerseits die weitgehende Entleerung des Virus-Reservoirs in langlebigen Immunzellen und zum anderen die Übertragung der HIV-Resistenz des Spender-Immunsystems auf den Empfänger. So hat das HI-Virus keine Chance, sich erneut zu vermehren. Jetzt muss man weiter erforschen, wie das auch außerhalb der von uns beschriebenen engen Rahmenbedingungen möglich ist.“

Wichtig zu wissen: Eine Stammzelltransplantation wird aufgrund der mit ihr verbundenen Risiken nur im Rahmen der Therapie lebensbedrohlicher Krankheiten eingesetzt. Beim „Düsseldorfer Patienten“ war dies aufgrund einer besonderen und lebensgefährlichen Form von Blutkrebs der Fall.

Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren RedakteurInnen leider nicht beantwortet werden.

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