Chronisch kranke Patienten viel zu selten gegen Grippe geimpft
Gerade in Zeiten der Corona-Pandemie sollten sich chronisch kranke Patienten unbedingt gegen Grippe impfen lassen. Doch die Impfquote ist seit Jahren zu niedrig.
München – Die Grippeimpfung ist gerade für Menschen mit Vorerkrankungen besonders wichtig. Denn die Grippe ist während der Corona-Pandemie für Risikogruppen eine zusätzliche Gefahr. Experten empfehlen daher vor allem gefährdeten Menschen eine Grippeschutzimpfung. Doch war die Impfquote in Deutschland seit Jahren zu niedrig, könnten nun die Impfdosen knapp werden.
Grippeimpfung: Wer sollte sich impfen lassen?
Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Instituts (RKI) empfiehlt die Grippeimpfung vor allem für Risikogruppen. Die Experten raten daher besonders Menschen bestimmten Grunderkrankungen, sich jährlich impfen zu lassen. Dazu zählen:
- Älteren Patienten ab einem Alter von 60 Jahren
- Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Lungen-, Herz-, Kreislauf- und Stoffwechselkrankheiten
- Menschen, die unter einer Immunsuppression leiden
- Schwangeren
Zudem empfiehlt die STIKO die Grippeschutzimpfung auch medizinischem Personal, darunter Ärzte, Alten- und Krankenpfleger sowie Menschen, die in Einrichtungen mit viel Publikumsverkehr arbeiten.
Grippeimpfung: Chronisch Kranke zu selten geimpft
Wie wenig Menschen sich tatsächlich in den letzten Jahren gegen Grippe impfen ließen, zeigt eine aktuelle Studie. So lag die Impfquote laut dem Versorgungsatlas „Inanspruchnahme von Influenza-Impfungen bei chronisch kranken Personen im vertragsärztlichen Sektor“ im Jahr 2017 deutlich unter dem empfohlenen Wert. Nur rund 37 Prozent der COPD-Patienten und knappe 23 Prozent der Menschen mit Asthma ließen sich gegen Influenza impfen. Damit konnten die Zielvorgaben der Europäischen Union, die eine Impfquote von 75 Prozent in Risikogruppen vorsieht, in Deutschland nicht annähernd erreicht werden.
Doch die Impfquote schwankt nicht nur abhängig von der Erkrankung, in der Studie zeigten sich auch regionale Unterschiede. So ließen sich in ostdeutschen Bundesländern deutlich mehr Menschen impfen als in Westdeutschland. Während in Sachsen-Anhalt rund 54 Prozent der COPD-Patienten eine Impfung erhielten, waren es in Westfalen-Lippe nur 33 Prozent. Angesichts der Corona-Pandemie raten Experten daher in diesem Jahr vor allem diesen Risikogruppen, sich impfen zu lassen. Das führt laut dem Lungeninformationsdienst des Helmholtz-Zentrum Münchens nun zu einer besonders hohen Nachfrage.
Grippeimpfung: Höhere Nachfrage nach Grippeimpfung - Reicht der Impfstoff?
Um möglichst viele Menschen eine Grippeimpfung zu ermöglichen, hat die Bundesregierung nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums zusätzlichen Grippeimpfstoff besorgt. Für die aktuelle Grippe-Saison stehen über 26 Millionen Dosen Influenzaimpfstoff zur Verfügung. Das sind beinahe doppelt so viele Impfungen wie im vergangenen Jahr – 2019 waren es etwa 14 Millionen Impfdosen. Doch reicht der Impfstoff für alle?
Sollten sich alle Menschen, die zu einer der Risikogruppen zählen, impfen lassen, wären in Deutschland rund 40 Millionen Impfdosen nötig. Trotz der erhöhten Impfbereitschaft gehen Experten jedoch nicht davon aus, dass der Impfstoff knapp werden könnte. Wie der Ärztepräsident Klaus Reinhardt gegenüber der Tagesschau erklärte, könne es jedoch zu örtlichen Lieferengpässen in einzelnen Praxen und Apotheken kommen. In einigen Arztpraxen hatte es zuletzt eine hohe Nachfrage nach Grippeimpfungen gegeben. Die STIKO befürchtet mittlerweile eine Unterversorgung der Risikogruppen und empfiehlt die Impfung deshalb nicht standardmäßig für die Gesamtbevölkerung, sondern ausdrücklich nur für besonders gefährdete Personen.
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren Redakteurinnen und Redakteuren leider nicht beantwortet werden.