Psyche und Hauterkrankungen: Betroffene geraten häufig in Teufelskreis
Die Haut als „Spiegel der Seele“ steht in engem Zusammenhang mit unseren Emotionen und unserer Psyche. Wie sich beide gegenseitig beeinflussen.
Manche Menschen leiden unter ständigem Juckreiz. Mehrere Ursachen können für das unangenehme Jucken verantwortlich sein. So können je nach Körperstelle verschiedene Auslöser hinter dem Juckreiz stecken. Wen es an den Füßen juckt, der leidet möglicherweise unter Fußpilz. Juckreiz in den Augen kann von einer Allergie herrühren. Auch die Hauterkrankung Neurodermitis geht mit einem quälenden und unerträglichen Juckreiz einher. Einen Zusammenhang besteht allerdings auch zwischen Psyche und Haut: Nicht umsonst heißt es, dass die Haut der Spiegel der Seele ist. Experten stellten fest, dass eine Wechselwirkung zwischen der Psyche und Haut besteht. Zudem können Betroffene häufig in einen Teufelskreis geraten.
Juckreiz: Wie sich Hauterkrankungen und die Psyche gegenseitig beeinflussen

Bei der Haut handelt es sich nicht nur um das größte Organ des menschlichen Körpers: Im Gegensatz zu anderen Organen kann die Haut Gefühle und Emotionen transportieren. Angst löst beispielsweise Gänsehaut aus oder treibt Menschen Schweiß auf die Stirn. Scham lässt die Haut im Gesicht wiederum erröten. Den Grund dafür erklärt Prof. Dr. med. Uwe Gieler von der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie an der Universität Gießen laut Deutsches Ärzteblatt: „Die Haut und das zentrale Nervensystem haben den gleichen entwicklungsgeschichtlichen Ursprung – beide bilden sich beim Menschen aus den gleichen Anlagen.“ Da Hautkrankheiten wie Schuppenflechte und Neurodermitis immer häufiger auftreten, ist es umso wichtiger, dass die Verbindung zur Psyche erkannt wird. Bei den beiden Erkrankungen sowie beispielsweise bei Akne, Nesselsucht, Kontaktekzem und Herpes handelt es sich um sogenannte „psychosomatische Dermatosen“, die zwar körperlich gegeben sind, jedoch psychisch beeinflussbar sind.
Auch wenn wissenschaftlich noch nicht geklärt ist, ob psychische Probleme die Ursache oder die Folge von Hautkrankheiten sind, hält Diplom-Psychologe Lothar Niepoth aus München es laut Deutsches Ärzteblatt für wichtig, die Wechselwirkung zwischen Psyche und Haut zu erkennen: „Für den Therapeuten ist es entscheidend festzustellen, welche Gefühle, Verhaltensweisen und Ereignisse auf die Erkrankung zurückwirken und sie verschlechtern oder verbessern.“ Allerdings stehen in den meisten Therapien von Hauterkrankungen wie Neurodermitis bislang die Linderung der körperlichen Symptome im Vodergrund. Jedoch sollte auch die psychische Komponente von Hauterkrankungen berücksichtigt und behandelt werden, zum Beispiel mithilfe von psychotherapeutischen Verfahren. Dabei dürften die Erwartungen allerdings nicht zu hoch gesteckt werden, da psychosomatische Dermatosen nicht heilbar sind.
Hauterkrankungen: Psychische Faktoren haben Einfluss auf Haut – Betroffene geraten oft in Teufelskreis
Psychische Faktoren wie etwa Depressionen, Ängste, soziale Defizite und Stress können einen Einfluss auf Hauterkrankungen haben. Letzterer kann beispielsweise bei Neurodermitis-Patienten zur Erhöhung der Zahl der weißen Blutkörperchen (Lymphozyten) als auch der Immunbotenstoffe (Zytokine) führen. Diese sind bei der Hauterkrankung für die Entzündungen im Wesentlichen verantwortlich. Wie Psyche und Hauterkrankungen gegenseitig aufeinander einwirken, zeigt sich vor allem, wenn auffällige Entstellungen die Patienten belasten. Dadurch geraten sie oftmals in einen Teufelskreis: Viele von ihnen trauen sich nicht, ihre Haut zu zeigen. Verletztende Kommentare schaden zudem ihrem Selbstbewusstsein und sie ziehen sich infolgedessen mehr und mehr zurück. Somit wird ihre soziale Isolation jedoch stärker und die Angst vor Ablehnung kann sich zu einer sozialen Phobie entwickeln. Zudem beschäftigen sich die Betroffenen meist gedanklich viel mit ihrem Hautproblem und fühlen sich angesichts der Unberechenbarkeit hilflos und ohnmächtig. Die daraus resultierenden inneren Anspannungen verstärken die Symptome meist.
Mithilfe von Entspannungsverfahren können Betroffene jedoch lernen, Spannungszustände abzubauen, ihren Körper zu akzeptieren und das Selbstwertgefühl zu steigern. Denn inzwischen wurde bereits nachgewiesen, dass verhaltenstherapeutische Programme zur Verbesserung der Hautsymptomatik beitragen können.
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren RedakteurInnen leider nicht beantwortet werden.