Folgen von Long Covid: „Menschen brechen buchstäblich zusammen“, warnt WHO
Corona und die Psyche: „Die Menschen in Europa brechen buchstäblich unter der Belastung von Covid-19 und seinen Folgen zusammen“, sagt die WHO.
Kopenhagen – Jeder und jede ist auf seine/ihre Weise von Corona betroffen. Neben den akuten Folgen können auch körperliche und psychische Langzeitfolgen, die unter Long Covid bekannt sind, auftreten. Doch die WHO spricht nun von einer Chance für die Länder. Wie lässt sich daraus für die Zukunft lernen?
Folgen von Long Covid: „Menschen brechen buchstäblich zusammen“, warnt WHO
Jobverlust, Isolation und Lockdown – die Corona-Pandemie stellt für die Psyche vieler Menschen eine enorme Belastung dar. Extreme Situationen und neue Verhaltensweisen können das Gehirn sogar verändern. Folgende Punkte, die der Pandemie geschuldet sind, können Auswirkungen auf die psychische Gesundheit des Einzelnen haben:
- Schicksalsschläge: Direkte Folgen wie der Jobverlust, der Verlust eines geliebten Menschen oder gesundheitliche Langzeitfolgen aufgrund einer Covid-19-Erkrankung. Eine Betroffene aus Fürstenfeldbruck berichtet.*
- Fehlende Inspiration: Reisen, feiern, ausgehen – der Mensch wird durch Erlebnisse inspiriert. All das war für lange Zeit nicht möglich und kann zu weniger Kreativität sowie einer negativen Grundstimmung führen.
- Fehlende Energie: Der Mensch braucht andere Menschen. Wenn man in einer geselligen Runde eine gute Zeit verbringt, schüttet das Gehirn das Glückshormon Dopamin aus, das die eigenen Handlungen positiv verstärkt. Fehlt der soziale Austausch und die damit einhergehende Dopaminausschüttung, bleibt auch die Motivation und Energie auf der Strecke.
- Mangelnde Struktur: Corona hat viele Tagesabläufe auf den Kopf gestellt. Routinen fehlen und neue müssen erst noch gebildet werden. Das kann zu Unkonzentriertheit, Überforderung und leichter Ablenkung führen.
- Erschöpfung: Seit Beginn der Pandemie sind wir mit schlechten Nachrichten konfrontiert. Die Vielzahl an extremen Eindrücken kann das Gehirn überfordern. Die Folge: Es fällt schwerer, sich an Dinge zu erinnern und Neues zu lernen.
Long Covid und die Psyche: „Die Menschen in der europäischen Region brechen buchstäblich zusammen“
Das Europa-Büro der Weltgesundheitsorganisation (WHO) weist auf die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie für die geistige Gesundheit der Menschen hin. Es seien nicht nur die Infektionen und die Angst vor einer solchen Ansteckung, die auf die Psyche schlagen könnten. Auch von den psychologischen Effekten des Lockdowns und Selbstisolation, aber auch den Folgen von Arbeitslosigkeit, finanziellen Sorgen, sozialer Ausgrenzung und anderem sei jeder auf die eine oder andere Weise betroffen, teilte das WHO-Regionalbüro Europa mit.
„Die Menschen in der europäischen Region brechen buchstäblich unter der Belastung von Covid-19 und seinen Folgen zusammen“, erklärte WHO-Regionaldirektor Hans Kluge. Die Auswirkungen der Corona-Krise hätten hinsichtlich der geistigen Gesundheit und dem Wohlbefinden der Menschen enormen Tribut gefordert. Das ist auch an dem sogenannten „Cave-Syndrom“ erkennbar, wenn die lang ersehnten Lockerungen der Corona-Maßnahmen manche eher überfordern als freuen.
Long Covid und die Psyche: Chancen nutzen
Doch Kluge von der WHO nennt die Pandemie auch eine Chance. Denn sie biete die Pandemie Ländern eine Gelegenheit, ihre psychische Gesundheitsversorgung zu überdenken und zu reformieren. „Das ist eine Gelegenheit, bei der es sich kein Land leisten kann, sie zu verschwenden, wenn wir besser und stärker wieder aufbauen wollen“, so Kluge. Psychische Gesundheit und Wohlbefinden sollten als grundlegende Menschenrechte betrachtet werden. (Mit Material der dpa)
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Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren Redakteurinnen und Redakteuren leider nicht beantwortet werden.