Können Marienkäfer Krankheiten heilen? Diese Kraft steckt in den kleinen Insekten
Der Asiatische Marienkäfer ist auf dem Vormarsch in Europa. Forscher der Universität Gießen wollen sich das zunutze machen – denn die Käfer könnten Krankheiten heilen.
Gießen – Besonders im Herbst, wenn draußen allmählich die Temperaturen sinken, tummeln sich Marienkäfer teilweise zu Hauf an Häuserwänden und, wenn sie es schaffen, auch in Innenräumen. Für Menschen sind diese Marienkäfer-Ansammlungen ungefährlich, wenn auch vielleicht unangenehm. Doch sie sollten sich über die Tiere freuen, denn laut Forschenden der Universität Gießen stecken in den Asiatischen Marienkäfern ganz besondere Heilkräfte.
Können Marienkäfer Krankheiten heilen? Diese Kraft steckt in den kleinen Insekten
In Deutschland breitet sich der Asiatische Marienkäfer seit ein paar Jahren rasant aus.* Und verdrängt dabei zunehmend alte Marienkäferarten, wie etwa den Sieben-Punkt-Marienkäfer. Ein Problem ist das erstmal nicht. Denn Menschen brachten Asiatische Marienkäfer damals gezielt nach Europa, um Blattlaus-Plagen entgegenzuwirken. Der neue Marienkäfer hat Blattläusen nämlich einiges entgegenzusetzen:
- Er frisst pro Tag über 200 Blattläuse. Der Sieben-Punkt-Marienkäfer hingegen beispielsweise nur 100 bis 150.
- Er bekommt dreimal im Jahr Nachwuchs. Das bedeutet auch eine deutlich höhere Anzahl an Tieren, die den Blattläusen zu Leibe rücken kann. Hier heimische Marienkäfer bekommen nur einmal Nachwuchs pro Jahr.
Es sprachen also einige Argumente für den Asiatischen Marienkäfer. Dass er sich so stark durchsetzen würde, ahnten jedoch damals die wenigsten. So geht das Tier radikal vor, wenn es um die Zerstörung heimischer Marienkäferarten geht: Dessen Nachwuchs frisst er in großen Mengen einfach auf. Fressen heimische Arten hingegen die Larven und Eier des Asiatischen Marienkäfers, sterben sie daran.

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Können Marienkäfer Krankheiten heilen? So sieht es im Inneren der Tiere aus
Professor Andreas Vilcinskas von der Universität Gießen nahm diese Beobachtung zum Anlass, dem Inneren der Asiatischen Marienkäfers mehr Beachtung zu schenken. Vilcinskas arbeitet unter anderem im Bereich der sogenannten Insektenbiotechnologie. Dabei versuchen Forschende an der Universität Gießen zum Beispiel mit der Identifizierung neuer Moleküle in Insekten herauszufinden, wie sich diese in der Medizin oder in der industriellen Biotechnologie nutzen lassen.
Im Fokus der Wissenschaftler um Vilcinskas stand bei den Untersuchungen vor allem die sogenannten Hämolymphen. Sie gelten als das Blut der Marienkäfer und lieferten eine Vielzahl spannender Erkenntnisse. So fanden die Forschenden beispielsweise Bakterien und Parasiten in den Hämolymphen, die den Käfern allerdings nichts anhaben konnten. Vielmehr nutzen die Asiatischen Marienkäfer diese Bakterien und Parasiten offenbar, um ihre Konkurrenz auszuschalten. Asiatische Marienkäfer müssen also bestimmte körpereigene Abwehrstoffe haben, die sie vor ihrer eigenen tödlichen Waffe schützen.
Können Marienkäfer Krankheiten heilen? Das fanden deutsche Forscher heraus
Das Team um Professor Vilcinskas fand heraus, dass diese körpereigenen Abwehrstoffe vor allem aus zwei Gruppen bestehen:
- Protein Harmonin
- antimikrobielle Peptide
Das Protein Harmonin hilft beispielsweise bei Malaria und den Tropenkrankheiten Bilharziose und Leishmaniose. Die antimikrobiellen Peptide kämpfen gegen Bakterien und Pilze. Auch der Mensch besitzt im Körper solche Peptide, jedoch in deutlich geringerer Anzahl. Die Forschenden haben die Hoffnung, dass diese Peptide unter anderem gegen Lungenentzündungen helfen können. Zurzeit testen Wissenschaftler, inwieweit der innere Aufbau eines Asiatischen Marienkäfers bei der Medikamentenherstellung helfen kann. *24garten.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren Redakteurinnen und Redakteuren leider nicht beantwortet werden.