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Melatonin: Arten, Wirkung und Einnahme des Schlafhormons

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Von: Christian Schulz

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Viele Menschen, die nachts nicht zur Ruhe kommen, fragen sich: Schlafstörungen – was tun? Als Antwort wird ihnen immer öfter zur Einnahme von Melatonin geraten. Doch was ist Melatonin eigentlich?

Was passiert, wenn man Melatonin nimmt? Am besten kann Ihnen dies ein fachkundiger Arzt erklären – und dieser sollte definitiv auch zurate gezogen werden, um unerwünschte Melatonin-Nebenwirkungen oder gar eine Melatonin-Überdosis zu vermeiden. Hier finden Sie einen detaillierten Überblick über das Schlafhormon – und erfahren, warum es manchen Menschen wie ein Wundermittel vorkommt.

Inhalt

Was ist Melatonin genau?

Paar schläft im Bett
Melatonin ist ein körpereigenes Hormon, das in der Zirbeldrüse des Gehirns gebildet wird. Es steuert je nach Helligkeit oder Dunkelheit den Schlaf-Wach-Rhythmus im menschlichen Körper. (Symbolbild) © Monkey Business 2/Imago

Melatonin ist ein Hormon, das eine entscheidende Rolle bei der Regulierung des Schlaf-Wach-Rhythmus des menschlichen Körpers spielt. Es wird körpereigen produziert und als Reaktion auf Dunkelheit freigesetzt, um den Schlaf zu fördern. Doch nicht nur das: Melatonin ist auch an anderen Körperfunktionen beteiligt, einschließlich der Regulierung der inneren Uhr des Körpers, des Immunsystems und der antioxidativen Abwehr.

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Das Hormon Melatonin wird von den Pinealozyten (das sind die sekretorischen Zellen) der Zirbeldrüse – einem Teil des Zwischenhirns – freigesetzt und spielt eine entscheidende Rolle hinsichtlich des Tag-Nacht-Zyklus des menschlichen Körpers. Es gibt mehrere verschiedene Arten von Melatonin, darunter exogenes Melatonin, das als Nahrungsergänzungsmittel eingenommen wird, und endogenes Melatonin, das auf natürliche Weise vom Körper produziert wird.

Melatonin-Wirkung: Was ist die Aufgabe des Schlafhormons?

Was bewirkt Melatonin? Eine der wichtigsten Eigenschaften von Melatonin ist seine Fähigkeit, den menschlichen Körper zum Schlafen zu bringen und ihm die hierfür notwendige Ruhe zu verschaffen. Sobald es dunkel wird, beginnt die Zirbeldrüse das Hormon zu produzieren. Dadurch wird der Energieverbrauch des Körpers gedrosselt, anschließend sinken Körpertemperatur und Blutdruck. Wenn das Gehirn endogenes Melatonin ausschüttet, hilft es dem Menschen dabei, seinen Schlafprozess einzuleiten. Dies ist entscheidend für die Aufrechterhaltung natürlicher Schlafmuster.

Melatonin ist damit entscheidend an der Regulierung der inneren Uhr des Körpers beteiligt, die den Zeitpunkt des Schlafens und weitere wichtige Körperfunktionen steuert. Es beeinflusst unseren Schlafrhythmus und sorgt dafür, dass wir uns im Schlaf gut erholen. Während das sogenannte Stresshormon Cortisol uns tagsüber wach hält, bringt Melatonin die Körperfunktionen zum Herunterfahren.

Endogen und exogen – die verschiedenen Melatoninarten im Überblick

Endogenes, also körpereigenes, Melatonin wird hauptsächlich aus der Aminosäure Tryptophan synthetisiert, entsteht als Reaktion auf Dunkelheit und dient dazu, den gesunden Schlaf zu fördern. Die Synthese und Freisetzung von Melatonin wird dabei von der inneren Uhr des Körpers gesteuert – ein Phänomen, welches auch als sogenannter „zirkadianer Rhythmus“ bekannt ist.

Exogenes, also körperfremdes, Melatonin ist in einer Vielzahl von Formen erhältlich, etwa als Tabletten, Kapseln und Flüssigkeitstropfen. Es wird oft als Einschlafmittel verwendet, um Menschen mit Schlaflosigkeit oder anderen Schlafstörungen dabei zu helfen, leichter ein- und friedlicher durchzuschlafen. Ebenso hat sich gezeigt, dass es antioxidative und entzündungshemmende Eigenschaften hat und bei der Behandlung bestimmter Gesundheitszustände wie Jetlag, Angstzuständen und Depressionen hilfreich sein kann. Melatonin ist auch an der Regulierung anderer Hormone beteiligt, einschließlich des Hormons Cortisol, das bei der Stressreaktion des Körpers eine Rolle spielt.

Was ist ein normaler Melatoninspiegel?

Da er mit dem Schlaf-Wach-Rhythmus des Menschen zu tun hat, schwankt der Melatoninspiegel im Körper im Laufe eines Tages, wobei der Hormonspiegel normalerweise nachts am höchsten und tagsüber am niedrigsten ist.

Ein normaler Melatoninspiegel liegt im Allgemeinen zwischen 2 und 20 Pikogramm pro Milliliter (pg/ml). Es ist allerdings so, dass der Melatoninspiegel von Mensch zu Mensch stark variieren und von einer ganzen Reihe von Faktoren beeinflusst werden kann. Als solche gelten beispielsweise Alter, Geschlecht, Lebensstil und das Vorhandensein bestimmter (Vor-)Erkrankungen. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass der Melatoninspiegel dazu neigt, mit zunehmendem Alter der betreffenden Person abzunehmen – ebenso kann das Level an Melatonin bei Menschen niedriger sein, die Nachtschicht arbeiten oder an gesundheitlichen Problemen wie Depressionen oder Angstzuständen leiden.

Es ist daher extrem wichtig zu beachten, dass die Messung des Melatoninspiegels normalerweise nicht zur Diagnose oder Behandlung von Schlafstörungen oder anderen Erkrankungen ohne Weiteres herangezogen werden sollte – und dies von erfahrenen Medizinern auch nicht empfohlen wird. Stattdessen werden Melatoninspiegel typischerweise in klar definierten Forschungsumgebungen gemessen und dazu verwendet, die Auswirkungen von Melatonin auf den Körper zu untersuchen oder die zugrundeliegenden Ursachen bestimmter Erkrankungen zu ermitteln.

Melatonin-Herstellung: Wie wird exogenes Melatonin produziert – und von wem?

Exogenes Melatonin, auch als künstliches Melatonin bekannt, ist eine synthetische Version des natürlichen, körpereigenen Hormons Melatonin, das in einer Laborumgebung hergestellt und als Nahrungsergänzung eingenommen wird. Das künstlich erzeugte Melatonin wird durch einen Syntheseprozess hergestellt, bei dem verschiedene chemische Verbindungen kombiniert werden, um dadurch eine Verbindung zu schaffen, welche dem natürlichen, endogenen Melatonin ähnlich ist.

Der komplexe Syntheseprozess beginnt dabei typischerweise mit der Aminosäure Tryptophan, die im menschlichen Organismus die erste Vorstufe von Melatonin darstellt und Stimmung, Leistungsfähigkeit und Wohlbefinden des Menschen beeinflusst. Das Tryptophan wird zunächst in Serotonin (ein Botenstoff, der umgangssprachlich auch als „Glückshormon“ bezeichnet wird) umgewandelt, welches dann schließlich in Melatonin umgewandelt wird.

Es gibt diverse Unternehmen, die exogenes Melatonin herstellen, darunter Pharmaunternehmen wie auch Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln. Diesbezüglich ist wichtig zu beachten, dass sich Qualität und Reinheit von exogenem Melatonin zwischen verschiedenen Marken und Herstellern in gravierendem Ausmaß unterscheiden können. Es ist also entscheidend, mit einem fachkundigen Arzt beziehungsweise Spezialisten zu sprechen und eine seriöse Marke zu wählen. Dies sollten Sie in jedem Fall bedenken, bevor Sie aufgrund von Schlafproblemen in die Apotheke gehen oder online exogenes Melatonin kaufen.

Melatonintherapie gegen Schlafstörungen: Wie wird Melatonin eingenommen?

Was die Melatonintherapie und Melatonineinnahme betrifft, so ist exogenes Melatonin in einer Vielzahl verschiedener Formen erhältlich – darunter orale Nahrungsergänzungsmittel (zum Beispiel Melatonin-Kapseln oder -Tropfen), topische Cremes zur äußeren Anwendung und sublinguale Melatonin-Tabletten zum Unter-die-Zunge-Legen (dann wird es über die Mundschleimhaut aufgenommen).

Ist es sinnvoll, Melatonin zu nehmen? Die jeweils geeignete Therapieform und Dosierung hängt ganz von den individuellen Bedürfnissen und dem zu behandelnden Gesundheitszustand ab. Es ist also äußerst wichtig, mit einem Arzt zu sprechen, bevor Sie mit einer Melatonintherapie beginnen – diese kann nämlich durchaus mit bestimmten Medikamenten interagieren und ist daher möglicherweise nicht für jeden geeignet. Dies gilt es, im Vorhinein durch eine medizinische Fachkraft abklären zu lassen.

Dabei gilt für die Einnahme eine ganz grundsätzliche Regel, die Professorin Dr. Andrea Rodenbeck, eine führende Schlafforscherin der Universitätsmedizin Göttingen, wie folgt erklärt: „Bei Schlafstörungen müssen immer zuerst nichtmedikamentöse Verfahren wie Entspannungstechniken oder Schlafhygiene ausprobiert werden.“ Erst wenn dies keinerlei Erfolg zeige, solle man über einen möglichen Einsatz von exogenem Melatonin nachdenken.

Die verschreibungspflichtigen Melatonin-Medikamente für klinisch diagnostizierte Schlafschwierigkeiten bei Menschen ab einem Alter von 55 Jahren enthalten meist Dosen von zwei oder mehr Milligramm des hormonellen Wirkstoffs. Die Patienten nehmen dann im Laufe des Abends eine sogenannte „Retard-Tablette“ zu sich, die das Hormon verlangsamt und verzögert freisetzt. Auf diese Art und Weise wird der natürliche Melatoninspiegel nachgeahmt, dessen Maximum in Normalfall in der zweiten Nachthälfte liegt. Nach ein bis drei Monaten sollte sich ein gesunder Schlaf-Wach-Rhythmus eingependelt haben. Die Wirkung der rezeptfreien Nahrungsergänzungsmittel lassen hingegen bereits nach etwa einer halben bis dreiviertel Stunde wieder nach.

Melatonin-Erfahrung: Mögliche Nebenwirkungen der Melatonineinnahme

Exogenes Melatonin wird meist als „natürliches“ Schlafmittel verwendet, um Menschen mit Schlaflosigkeit oder anderen Schlafstörungen zu helfen, leichter einzuschlafen. Während es als relativ sicher gilt, was die kurzfristige Anwendung angeht, gibt es eine Reihe potenzieller Nebenwirkungen und Risiken, die vor einer Einnahme berücksichtigt werden sollten – auch wenn „Melatonin-Schlafprodukte“ in Apotheken, Drogerien und online rezeptfrei erhältlich sind. Dies liegt an der Melatonin-Dosierung, denn erst ab einem Milligramm pro Dosis ist das Schlafhormon verschreibungspflichtig. Der Grund hierfür: Die Melatoninmengen in Nahrungsergänzungsmitteln beziehungsweise Lifestyle-Produkten sind derart gering, dass sie ebenso gut auch in Nahrungsmitteln enthalten sein könnten.

Das Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin (BgVV) mahnt aus Gründen des vorsorgenden Gesundheitsschutzes an, dass es sich bei Melatonin nicht um ein bloßes Nahrungsergänzungsmittel handelt – sondern vielmehr um eine Substanz mit pharmakologischer Wirkung. Diesem Warnhinweis schließt sich auch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) an. Beide Berliner Behörden betonen: Arzneimittel bedürfen einer gesonderten Zulassung, deren Voraussetzung der eindeutige Nachweis von Qualität, Wirksamkeit und Unbedenklichkeit ist. Jeder, der Melatoninpräparate einfach so und ohne ärztliches Rezept einnehme, tue dies letztlich auf eigenes Risiko.

Eine der häufigsten Nebenwirkungen von exogenem Melatonin ist extreme Schläfrigkeit, die auftreten kann, wenn das Nahrungsergänzungsmittel in sehr hohen Dosen eingenommen wird. Kurz vor dem Schlafengehen ist das unbedenklich – steht aber beispielsweise noch eine Autofahrt oder etwas Vergleichbares an, dann eher nicht. Andere Nebenwirkungen von exogenem Melatonin können Schwindel, Kopfschmerzen, Übelkeit und erhöhte Reizbarkeit sein. Weiter werden in der Fachliteratur aber auch mögliche Gewichtszunahme und Schweißausbrüche erwähnt. Auch hier noch einmal der Hinweis, wie wichtig es ist, vor der Einnahme von exogenem Melatonin einen Arzt zu konsultieren, um die im Einzelfall geeignete Dosierung zu bestimmen – und damit das Risiko von unerwünschten Nebenwirkungen zu minimieren.

Melatonin: Wechselwirkungen und Langzeitfolgen

Vorsicht: Exogenes Melatonin kann auch mit bestimmten Medikamenten interagieren und ist deshalb keineswegs für jeden geeignet. Zum Beispiel kann es mit bestimmten Blutdruckmedikamenten interagieren und auch die Wirksamkeit bestimmter Antidepressiva verändern. Darüber hinaus kann es auch die Symptome von Menschen mit Autoimmunerkrankungen verschlimmern sowie Personen, die an Leberinsuffizienz leiden oder eine Organtransplantation hinter sich haben, gesundheitlich beeinträchtigen.

Zusätzlich zu den möglichen Nebenwirkungen und Wechselwirkungen gibt es auch Bedenken hinsichtlich der langfristigen Sicherheit von exogenem Melatonin. Was passiert, wenn man jeden Tag Melatonin nimmt? Während die kurzfristige Einnahme von exogenem Melatonin, wie erwähnt, als sicher gilt, gibt es nur sehr begrenzte Forschungen zu den langfristigen Auswirkungen. Es ist also nicht wissenschaftlich erwiesen, ob die dauerhafte Einnahme von exogenem Melatonin negative Auswirkungen auf die natürliche, endogene Melatoninproduktion des menschlichen Körpers oder auf andere Hormone haben kann – und falls ja, in welchem Ausmaß.

Melatonin in Schwangerschaft und Stillzeit

Generell ist noch nicht ausreichend klinisch erforscht, welche Auswirkungen die Einnahme von exogenem Melatonin während einer Schwangerschaft auf die werdende Mutter und das ungeborene Kind haben könnte. Es mangelt also schlichtweg an belastbaren Daten. Untersuchungen an Tieren zufolge kann Melatonin jedoch über die Plazenta der Mutter zum Ungeborenen gelangen. Diplom-Psychologe Markus B. Specht, als Leiter des Zentrums für interdisziplinäre Schlafmedizin an der DKD Helios Klinik Wiesbaden ein ausgewiesener Experte, empfiehlt deshalb, besondere Vorsicht walten zu lassen: „Schwangeren oder stillenden Frauen rate ich von der Einnahme zusätzlichen Melatonins ab.“

Und wie sieht es nach der Geburt aus? Zum Beispiel beim Thema Stillen? Da natürliches, endogenes Melatonin beim Menschen in der Muttermilch nachgewiesen wurde, ist es wahrscheinlich, dass auch exogenes Melatonin vom weiblichen Organismus dorthin transportiert wird. Zumindest legen durch Tiermodelle gewonnene Forschungserkenntnisse nahe, dass Melatonin über die Muttermilch auf das neugeborene Baby übergeht. Daher raten Hormonexperten und Endokrinologen dringend davon ab, gleichzeitig zu stillen und künstlich hergestelltes Melatonin einzunehmen.

Melatonin-Gummibärchen: Geeignete Einschlafhilfe für Kinder – oder gefährlich?

Aktuell breitet sich in den sozialen Medien verstärkt die Empfehlung aus, besonders lebhafte oder unruhige Kinder mit sogenannten „Sleep Gummies“ zu beruhigen. Doch was dort manche als genialen Geheimtipp verkaufen, ist für andere ein Schreckensszenario: Gesunde Kinder mithilfe von Hormonpräparaten und Medikamenten ruhigzustellen. So schockierte unter anderem die US-Schauspielerin Kristen Bell mit dem öffentlichen Bekenntnis, ihren Sprösslingen gerne mal Melatonin-Gummibärchen zu verabreichen.

Doch um diese fragwürdige Methode zu finden, muss man nicht erst über den großen Teich blicken: In Deutschland sind die Melatonin-Süßigkeiten ebenfalls frei verkäuflich und werden dank des Hormon-Zusatzes als harmlose „Einschlafhilfen“ angepriesen. Eigentlich sind sie für Kinder jedoch denkbar ungeeignet.

Denn das Hormon greift schließlich in unseren Organismus ein. Nimmt man zu viel Melatonin, kann es den gesamten Schlafrhythmus aus dem Gleichgewicht bringen. Dann ist man nicht nur abends und nachts müde – sondern auch tagsüber. Mediziner und Schlafexperten warnen vehement davor, das Schlafmittel unbedarft wie Kräuterzusätze oder Vitamine als Nahrungsergänzungsmittel zu verwenden.

Kindern Melatonin einzuflößen, ist daher bei Fachleuten hochumstritten. Bevor man wegen vermeintlicher Schlafprobleme vorschnell zu einem Medikament greift, sollten erst einmal alle anderen möglichen Einflussfaktoren abgecheckt werden. Vielleicht sind die Kleinen ja auch nur umtriebig – was gerade für Kinder absolut normal ist. Wenn überhaupt, darf das Hormon nur dann eingesetzt werden, wenn die Ursachen der Schlafstörungen auf neurologische Erkrankungen der Heranwachsenden zurückzuführen sind. Und auch dies selbstverständlich nur im Rahmen einer ärztlichen Behandlung. Kinder mit Arzneimitteln quasi „auszuknocken“, damit sie Erwachsene weniger stören, sollte hingegen ein absolutes No-Go darstellen.

Melatonin-Spray: Halten die Hormonpräparate, was sie versprechen?

Bereits seit einiger Zeit werden melatoninhaltige Produkte ohne Rezept verkauft – als Nahrungsergänzungsmittel. Die vermeintlichen Allheilmittel gegen Schlafmangel sind bequem in der Apotheke, dem Drogeriemarkt oder dem Online-Shop zu erwerben. Meist allerdings zu stattlichen Preisen. Mittlerweile ist auch Melatonin-Mundspray erhältlich. Das Schlafhormon soll so angeblich noch wirkungsvoller sein. Doch was taugt diese Methode?

In den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Schlafmedizin findet sich zum Beispiel nicht einmal eine Empfehlung für eine medizinische Melatonintherapie gegen Schlafstörungen – obwohl der Gesetzgeber für Menschen ab 55 Jahren verschreibungspflichtige Präparate zugelassen hat, welche in der klinischen Schlafmedizin auch eingesetzt werden. Denn bei Schlafstörungen aufgrund andauernder Schichtarbeit oder Phänomenen wie Jetlag kann eine zusätzliche Portion exogenes Melatonin tatsächlich helfen, die innere Uhr des Körpers kurzfristig wieder ins Lot zu bringen. Doch wie sieht es mit den frei verkäuflichen Mitteln aus, wie beispielsweise dem immer populärer werdenden Melatonin-Spray?

„In der Praxis haben sich Melatonin-Sprays bislang eher nicht bewährt: Das zugeführte Hormon wird über die Leber schnell wieder abgebaut, nur wenig gelangt ins Blut. Der dadurch erreichte Melatoninspiegel ist in der Regel zu gering, um den Schlaf langfristig zu beeinflussen“, berichtet Schlafexperte Markus B. Specht über seine Melatonin-Spray-Erfahrungen.

Auch Professorin Dr. Andrea Rodenbeck hält die rezeptfreien Präparate, wie etwa Melatonin-Einschlafsprays, für nicht gänzlich unproblematisch: Diese seien eine Art „falsche Heilsversprechen, denn ihre Dosis ist zu niedrig.“ Trotzdem könnten sie manchen Menschen weiterhelfen – aber man habe einfach zu wenig Erkenntnisse über deren Wirkung.

Dr. Dieter Kunz, Chefarzt für Schlaf- & Chronomedizin der Berliner Hedwigkliniken, hält hingegen gar nichts von melatoninhaltigen Lifestyle-Produkten aus Drogerien und Apotheken. Daraus macht der Schlafmediziner auch keinen Hehl: „Melatonin wird zur Behandlung von Erkrankungen eingesetzt, es ist ein Medikament – und kein harmloses Nahrungsergänzungsmittel. Eine falsche Einnahme kann gesundheitsschädlich sein.“

Quellen:

Prof. Dr. med. Werner A. Scherbaum, Direktor der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Rheumatologie des Universitätsklinikums Düsseldorf

https://news.mit.edu/2005/melatonin

https://www.apotheken-umschau.de/gesund-bleiben/schlaf/schlafstoerungen-ist-die-einnahme-von-melatonin-sinnvoll-825409.html

https://www.bfr.bund.de/de/presseinformation/1995/22/_wunderdroge__melatonin_ist_kein_nahrungsergaenzungsmittel-777.html

https://www.netdoktor.de/medikamente/melatonin/

https://www.gelbe-liste.de/wirkstoffe/Melatonin_50325

https://www.wolfs-apotheke.de/gesundheitsbibliothek/index/melatonin/

https://www.barmer.de/gesundheit-verstehen/schlafen/schlafstoerungen-formen-folgen-und-behandlung-1056090

https://www.helios-gesundheit.de/magazin/gesunder-schlaf/news/melatonin-spray-wirkung/

https://www.mdr.de/brisant/ratgeber/melatonin-100.html

https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/Schlafstoerungen-Wie-sinnvoll-ist-die-Einnahme-von-Melatonin,melatonin102.html

https://www.br.de/br-fernsehen/sendungen/gesundheit/einschlafen-auf-knopfdruck-was-bringen-melatoninspays-ohne-rezept-100.html

https://www.test.de/medikamente/wirkstoff/hormon-melatonin-w1094/

https://www.bahnhofsapotheke.de/aktuelle-gesundheitsinfo/id/13256.html

https://www.swr.de/wissen/melatonin-bei-schlafproblemen-nicht-unbedenklich-100.html

https://meinschlaf.de/schlafprobleme/melatonin-nebenwirkungen-1423/

https://www.schlaf.de/melatonin-ueberdosierung-wie-viel-melatonin-darf-man-einnehmen/

https://www.praktischarzt.de/medikamente/melatonin/

https://www.apotheke-adhoc.de/nachrichten/detail/pta-live/paediatrie-melatonin-mit-vorsicht-geniessen/

https://www.stern.de/gesundheit/studie-ueber-melatonin--gefahr-der-frei-verkaeuflichen-einschlafhilfe-31592632.html

Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren RedakteurInnen leider nicht beantwortet werden.

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