Plötzlicher Herzstillstand: Symptome erkennen und richtig reagieren
Ein plötzlicher Herzstillstand scheint aus heiterem Himmel zu kommen. Doch manchmal gehen ihm Vorboten voraus. Welche Erste-Hilfe-Maßnahmen lebensrettend sein können.
Update vom 18. Juni, 18:00: Gestern operiert, heute entlassen. Der dänische Nationalspieler Christian Eriksen wurde bereits heute aus dem Krankenhaus entlassen. Erst gestern wurde ihm im Kopenhagener Rigshospitalet ein ICD (Implantierbarer Kardioverter-Defibrillator) eingesetzt. Vergangenen Samstag hat er im EM-Vorrundenspiel Dänemark gegen Finnland eine Herzattacke erlitten. Nach eigenen Angaben geht es ihm gut.
Update vom 18. Juni, 13:58: „Danke für die lieben und großartigen Grüße aus aller Welt. Das bedeutet mir und meiner Familie sehr viel. Mir geht es den Umständen entsprechend gut“, schreibt Christian Eriksen (29) auf seinem Instagram-Profil. Nachdem der dänische Nationalspieler vergangenen Samstag im EM-Vorrundenspiel Dänemark gegen Finnland eine Herzattacke erlitten hat und reanimiert werden musste, wurde er am Donnerstag operiert. Im Kopenhagener Rigshospitalet wurde ihm ein ICD (Implantierbarer Kardioverter-Defibrillator) eingesetzt. Das kleine Gerät überwacht den Herzrhythmus und sendet bei Bedarf elektrische Impulse, um einen normalen Herzschlag wiederherzustellen. An welchem Tag Eriksen das Krankenhaus verlassen und inwiefern er seine Fußballkarriere fortsetzen kann, ist zu diesem Zeitpunkt noch offen.
Erstmeldung vom 16. Juni, 10:36: Berlin – Es waren dramatische Minuten beim EM-Vorrundenspiel Dänemark gegen Finnland: Am Ende der ersten Halbzeit bricht der Mittelfeldspieler Christian Eriksen plötzlich zusammen, erleidet einen Kollaps, muss wiederbelebt werden. Sofortige Erste-Hilfe-Maßnahmen retten ihm das Leben. Viele Menschen fragen sich seitdem: Wie kann es bei einem jungen, sportlichen Menschen zu einem plötzlichen Herzstillstand kommen? Wir erklären mögliche Ursachen und welche Maßnahmen im Notfall die Überlebenschance steigern.
Plötzlicher Herzstillstand: Mögliche Ursachen
Ein plötzlicher Herzstillstand tritt meist völlig unerwartet auf. Zunächst kommt es dabei zu schweren Herzrhythmusstörungen, nach wenigen Minuten verlieren Betroffene das Bewusstsein und die normale Atmung setzt aus – das Herz stockt. Nur wenn schnell Erste Hilfe geleistet wird, bestehen Überlebenschancen.
Etwa 65.000 Menschen verlieren in Deutschland nach Angaben des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) jedes Jahr ihr Leben durch einen plötzlichen Herzstillstand. Das sind etwa 20 Prozent aller durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen ausgelösten Todesfälle. Viele Betroffene trifft der plötzliche Herztod völlig überraschend, denn die Ursache bleibt meist lange Zeit unentdeckt.
Mögliche Ursachen, die zu einem plötzlichen Herztod führen können, sind:
- Konorare Herzkrankheit: Dabei sind die Herzkranzgefäße verkalkt und dadurch verengt. In der Folge ist der Blutfluss behindert und das Herz wird nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt
- Bestimmte Herzrhythmusstörungen wie das lange QT-Syndrom und das Brugada-Syndrom
- Eine Herzschwäche
- Ein (überstandener) Herzinfarkt, der zu einer Herzmuskelschwäche geführt hat
- Bei jungen Betroffenen: Ein angeborener Herzfehler (hypertrophe Kardiomyopathie), bei dem der Herzmuskel krankhaft verdickt ist
- Eine Herzmuskelentzündung, zum Beispiel ausgelöst durch einen nicht ausreichend auskurierten Infekt
Bei einigen Betroffenen kündigt sich der plötzliche Herzstillstand durch bestimmte Symptome an, andere trifft es dagegen völlig unerwartet. Mögliche Vorboten sind Brustschmerzen, Bewusstseinsstörungen, Ohnmacht, Herzklopfen und Luftnot. Bei den meisten Menschen treten sie ungefähr 24 Stunden vor dem Kollaps auf. Wer diese oder ähnliche Symptome bei sich beobachtet, sollte umgehend den Notarzt rufen.
Plötzlicher Herzstillstand: Auch junge Menschen kann es treffen
Etwa zwei Drittel aller Betroffenen sind laut DZHK über 65 Jahre alt. Trotzdem kann ein plötzlicher Herzstillstand auch Jüngere treffen, wie der aktuelle Fall des dänischen Fussball-Nationalspielers zeigt. Oft leiden sie an genetisch bedingten Herzerkrankungen, die durch die hohe Herzbelastung, die hohe Herzfrequenz und den erhöhten Sauerstoffbedarf beim (Leistungs)Sport lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen auslösen können. Eine weitere mögliche Ursache in jungen Jahren ist eine Herzmuskelentzündung, die als Begleitsymptom eines Infektes auftreten kann. Es ist deshalb wichtig, nach Infektionen mit dem Sport zu warten, wenn man sich vollständig erholt hat.
Plötzlicher Herzstillstand: Mit Erste Hilfe Leben retten
Kommt es zu einem plötzlichen Herzstillstand mit Kreislaufversagen ist schnelles Handeln wichtig. Denn mit jeder Minute, in der das Herz nicht schlägt, sinkt die Überlebenschance und das Risiko für schwere Gehirnschäden steigt. Bricht eine Person bewusstlos zusammen und atmet nicht mehr, sollten Anwesende folgende Wiederbelebungsmaßnahmen durchführen:
- Zuerst den Notarzt (112) rufen. Erklären, wer man ist, was passiert ist und wo man sich befindet
- Anschließend sofort mit einer Herzdruckmassage beginnen. Nicht warten bis der Notarzt kommt, jede Sekunde zählt! Dazu neben die Person knien und mit beiden Händen mittig auf die Brust drücken (etwa 6 cm tief). Als Richtwert gilt 100 Mal pro Minute. Nicht aufhören, bis die Rettungskräfte eintreffen!
- Wenn möglich: um Hilfe rufen und sich mit der Herzdruckmassage abwechseln
- Wenn mindestens zwei Personen anwesend sind und ein Defibrillator in der Nähe ist, kann dieser genutzt werden. Auch hier gilt: Die Herzdruckmassage nicht unterbrechen, bis der Defibrillator einsatzbereit ist. Schalten Sie das Gerät ein und folgen Sie den Sprachanleitungen des Computers
Viele Menschen haben Hemmungen, eine zusammengebrochene Person zu reanimieren, weil sie Angst haben, dabei Fehler zu begehen. So ist sich einer Umfrage zufolge jeder zweite Deutsche unsicher, ob er im Notfall Erste Hilfe leisten könnten.* Im Zweifel gilt jedoch: Jede Form von Drücken ist besser als Nichts-tun! Wer sich nicht mit Mund-zu-Mund-Beatmung auskennt, sollte sich auf die Herzdruckmassage beschränken und dabei lieber etwas zu fest, als zu zaghaft drücken. Denn Rippenbrüche als Nebeneffekt sind selbst bei geübten Helfern in dieser Situation keine Seltenheit. Wichtig ist, dass das Blut weiter zirkuliert, damit das Hirn mit Sauerstoff versorgt wird. Zudem stirbt niemand, weil eine Herzdruckmassage (falsch) durchgeführt wird. Sollten sich Ersthelfer irren und kein Herzstillstand vorliegen, wird die betroffene Person in der Regel wieder das Bewusstsein erlangen und die Herzdruckmassage kann beendet werden.
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Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren Redakteurinnen und Redakteuren leider nicht beantwortet werden.