Bandscheibenvorfall und Hexenschuss: Neben Rückenschmerzen ist auch eine Lähmungserscheinung möglich
Ein Bandscheibenvorfall betrifft vor allem ältere Menschen, kann aber auch bei Jüngeren auftreten. Nicht nur Schmerzen im Rücken, auch Taubheitsgefühl und Kribbeln in den Beinen kann sich zeigen.
Rückenschmerzen sind unangenehm und haben viele Ursachen. Strahlen die Schmerzen bis in die Beine oder Arme aus, können sie Anzeichen eines Bandscheibenvorfalls sein. Doch auch eine angehende Osteoporose kann hinter den Rückenschmerzen stecken. Halten die Beschwerden länger als etwa eine Woche an, sollten Sie einen Arzt aufsuchen, damit die Ursache der Rückenschmerzen gefunden werden kann. Nur so kann auch eine Diagnose gestellt und die passende Behandlung in die Wege geleitet werden.
Bandscheibenvorfall: So entsteht er und das hilft gegen die Schmerzen

Zwischen den einzelnen Wirbelkörpern unserer Wirbelsäule sitzen die Bandscheiben als Puffer. Sie bestehen aus einem elastischen Gallertkern und einem äußeren, stabilen Faserring. Sie dienen als Abstandhalter zwischen den Wirbelkörpern und dämpfen Stöße ab. Den Gallertkern können Sie sich wie eine Art Gelkissen vorstellen.
Bei einem Bandscheibenvorfall – im Fachjargon als Discusprolaps bekannt – durchbricht der Gallertkern den Faserring. Die Folge: Der Gallertkern drückt auf die Nerven und löst Schmerzen aus. Eine Vorstufe ist die sogenannte Bandscheibenvorwölbung. Dabei wölbt sich der Gallertkern nach außen, durchbricht den Faserring aber noch nicht.
Die Wirbelsäule unterteilt sich in die Lenden- (LWS), Brust- (BWS) und Halswirbelsäule (HWS). So erklären sich auch die Bezeichnungen für Bandscheibenvorfälle in der entsprechenden Region. In etwa 90 Prozent der Fälle tritt ein Bandscheibenvorfall im Bereich der Lendenwirbelsäule (LWS) auf. Seltener ist die Halswirbelsäule (HWS) betroffen. Auch am Übergang von der Brust- zur Lendenwirbelsäule kann ein Bandscheibenvorfall entstehen.
Bandscheibenvorfall und seine Symptome
Die Schmerzen eines Bandscheibenvorfalls hängen davon ab, wo er auftritt, wie schwerwiegend er ist und welche Nerven betroffen sind. In manchen Fällen erfolgt ein Bandscheibenvorfall komplett ohne Schmerzen und neurologische Ausfälle, weil kein Nerv eingeklemmt wird. Dann ist auch keine Behandlung notwendig. Typische Symptome eines Bandscheibenvorfalls sind:
- Rückenschmerzen bei Belastung
- Verhärtete Muskulatur im Bereich der Wirbelsäule
- Ausstrahlender Schmerz im Gesäß oder in den Beinen (LWS)
- Kribbeln in den Beinen (LWS)
- Lähmungen der Beinmuskulatur (LWS)
- Nackenschmerzen (HWS)
- Ausstrahlender Schmerz in Armen, Händen oder Hinterkopf (HWS)
- Kribbeln, Taubheits- oder Kältegefühl in Armen und Händen (HWS)
Bei einem Bandscheibenvorfall der LWS sind die Rückenschmerzen besonders heftig. Meist sind sie andauernd, stechend und verstärken sich bei Bewegungen. Für einen Bandscheibenvorfall der HWS sind Nackenschmerzen typisch. In schwerwiegenden Fällen löst ein Discusprolaps Lähmungen und Sensibilitätsverlust (Querschnittsyndrom) aus. Dabei wird der Wirbelsäulenkanal, durch den das Rückenmark und die Nervenstränge laufen, stark eingeengt. Eine sofortige Operation ist in diesem Fall notwendig.
Ein Bandscheibenvorfall kündigt sich häufig über einen längeren Zeitraum an: Haben Sie schon länger als eine Woche starke Rückenschmerzen oder strahlen die Schmerzen in Arme und Beine aus? Bei starken Schmerzen sollten Sie unbedingt einen Arzt aussuchen, am ehesten den Orthopäden.
Bandscheibenvorfall oder Hexenschuss?
Oft sind die Bandscheiben zwischen dem vierten und fünften Lendenwirbel betroffen oder zwischen dem fünften Lendenwirbel und dem Steißbein. In diesem Bereich verläuft der Ischias. Drückt der Gallertkern auf diesen Nerv, strahlen die Schmerzen bis ins Gesäß oder in die Beine aus.
Dieser sogenannte Hexenschuss kann Anzeichen für einen Bandscheibenvorfall sein, er kann aber auch andere Ursachen haben. Ein zusätzliches Kribbeln im Bein oder ein pelziges Gefühl treten nur beim Bandscheibenvorfall auf. Auch Lähmungen in der Beinmuskulatur sprechen für einen Discusprolaps.
Unterschied zwischen Bandscheibenvorfall und Hexenschuss
Ein abrupte oder ungewohnte Bewegung lässt den Schmerz mit einem Mal ganz plötzlich in den Rücken schießen: Der Hexenschuss oder „Lumbago“ genannt, führt dazu, dass Betroffene sich von jetzt auf gleich nicht mehr ohne massive Schmerzen bewegen oder aufrichten können. Im Gegensatz zum Bandscheibenvorfall hat der Hexenschuss in der Regel keine gesundheitsschädlichen Folgen und klingt von alleine wieder ab. Grund für einen Lumbago sind verhärtete oder verkrampfte Muskeln im unteren Rücken. Diese Verkrampfung kann zeitweise auch mit Lähmungserscheinungen verbunden sein.
Bei einem Bandscheibenvorfall kann ein Schmerz ganz ausbleiben, sich langsam aufbauen oder sich auch plötzlich und stark ausgeprägt zeigen. Ein Bandscheibenvorfall kann einen Hexenschuss auslösen.
Bandscheibenvorfall: So stellt der Arzt die Diagnose
Bei einem Verdacht auf Bandscheibenvorfall befragt der Arzt den Patienten zunächst ausführlich nach seinen Symptomen:
- Wo befindet sich der Schmerz?
- Wie fühlt sich der Schmerz an?
- Seit wann tritt der Schmerz auf?
- Verschlimmert sich der Schmerz bei bestimmten Bewegungen?
- Ist mit den Schmerzen auch ein Taubheitsgefühl verbunden?
Anschließend untersucht der Arzt den Patienten körperlich, um zu prüfen, ob und welche Nervenwurzel betroffen ist. Dabei legt sich der Patient hin. Dann hebt der Arzt das ausgestreckte Bein langsam nach oben. Je nachdem, wann der Patient einen Schmerz verspürt, ist ein Bandscheibenvorfall die mögliche Ursache.
Röntgenbilder, ein CT (Computertomografie) oder MRT (Magnet-Resonanz-Tomografie), geben endgültige Sicherheit. Diese Verfahren zeigen auch, in welchem Bereich der Wirbelsäule der Bandscheibenvorfall liegt.
In seltenen Fällen kommt eine Myelografie zum Einsatz. Dabei wird ein Kontrastmittel in den Wirbelkanal gespritzt. Mit einem anschließenden Röntgenbild oder CT lassen sich zum Beispiel die Nervenwurzeln genau beurteilen. Allerdings ist dieses Verfahren nicht ohne Risiken.
Bandscheibenvorfall: Wie können die Rückenschmerzen therapiert werden?
Bei vielen Patienten kann eine konservative Therapie die Schmerzen eines Bandscheibenvorfalls lindern. Dazu gehören einerseits schmerzlindernde Maßnahmen, wie Medikamente oder Wärmeanwendungen. Andererseits soll durch Sport und Physiotherapie – mit gezielten Übungen für die Rückenmuskulatur – Beschwerden reduziert werden. Auch bestimmte Veränderungen in der Körperhaltung und im Liegen können die Symptome lindern, das heißt, wenn zum Beispiel die Beine in einem rechten Winkel hochgelegt werden.
Wichtig ist, dass Patienten verschriebene Medikamente regelmäßig einnehmen und nicht frühzeitig absetzen. Ist der Schmerz zu stark, kann der Arzt die Stelle örtlich betäuben oder Kortison spritzen. Für einen beschwerdefreien Alltag sollten Patienten außerdem lernen, eine Schonhaltung einzunehmen. So verspannt die Rückenmuskulatur nicht zusätzlich. Wärmflasche, Fango- und Moorpackungen, Rotlicht und warme Kleidung regen die Durchblutung an und lockern steife Muskulatur.
Die Maßnahmen der konservativen Therapie sollten innerhalb von sechs bis acht Wochen anschlagen. In vielen Fällen verschwinden die Symptome komplett. Nur selten ist eine Operation notwendig. Das ist der Fall, wenn die konservative Therapie nicht hilft, die Schmerzen zu stark sind oder Lähmung auftritt.
Bandscheibenvorfall: Ursachen und Risikofaktoren
Im Alter verlieren die Bandscheiben ihre Elastizität. Der stabilisierende Faserring bekommt feine Risse und der Gallertkern bricht leichter durch. Außerdem nimmt der Gallertkern selbst immer schlechter Wasser auf und wird dadurch ebenfalls weniger elastisch. Doch auch jüngere Menschen können von einem Bandscheibenvorfall betroffen sein. Risikofaktoren eines Bandscheibenvorfalls gelten für Jung und Alt:
- Übergewicht
- Zu wenig Bewegung
- Viel Sitzen
- Schweres und falsches Heben
- Veranlagung
Auch ein Unfall kann einen Bandscheibenvorfall verursachen. Die Bandscheibe, meist bereits vorgeschädigt, tritt weiter hervor und durchbricht den Faserring. Die Halswirbelsäule wird außerdem besonders belastet, wenn Menschen über viele Jahre kopfüber arbeiten oder mit den Schultern schwere Lasten tragen.
Bandscheibenvorfall: So vermeiden Sie schlimme Folgen
Eine starke Rückenmuskulatur beugt Bandscheibenbeschwerden vor. Außerdem sollte man starke Belastungen für die Wirbelsäule meiden. Mit diesen Maßnahmen können Sie einem Bandscheibenvorfall vorbeugen:
- Ausreichend Bewegung stärkt die Rückenmuskulatur, die wiederum die Wirbelsäule entlastet. Besonders rückenfreundliche Sportarten sind zum Beispiel Schwimmen, Radfahren, Gymnastik, Wandern oder Tanzen.
- Übergewicht belastet die Wirbelsäule stark. Achten Sie zusätzlich zu ausreichend Bewegung mit einer ausgewogenen Ernährung auf Ihr Körpergewicht. Übergewicht ist auch ein Risikofaktor für viele weitere Erkrankungen wie Krebs.
- Gerade im Büro und am Schreibtisch ist ein ergonomischer Stuhl wichtig. Wechseln Sie regelmäßig die Sitzposition, dehnen und strecken Sie sich. Ein höhenverstellbarer Schreibtisch ermöglicht es, im Stehen zu arbeiten, was die Wirbelsäule an einem langen Arbeitstag ebenfalls entlastet.
- Für einen gesunden Schlaf ist auch die Matratze entscheidend. Eine orthopädische Matratze passt sich den Konturen des Körpers an. Sie entlastet die Wirbelsäule. So nimmt der Körper beim Schlaf eine natürliche Position ein. Vor dem Kauf sollte man sich von einem Experten beraten lassen.
- Schwere Gegenstände nie mit krummem Rücken heben. Stattdessen: In die Knie gehen, oberen Rücken gerade halten und dann anheben. Zudem die Arme eng am Körper halten.
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren RedakteurInnen leider nicht beantwortet werden.