Thyroxin absetzen: Nicht jeder Patient muss die Schilddrüsenhormone ein Leben lang einnehmen
Bei einer Erkrankung der Schilddrüse nehmen die meisten Patienten das synthetische Hormon L-Thyroxin ein. Ein Drittel davon könnte es vermutlich absetzen, sagt eine Studie.
Die Mehrheit der Menschen mit einer Schilddrüsenstörung wie Schilddrüsenunterfunktion oder Hashimoto erhalten zur Therapie das Hormon Thyroxin, um die Beschwerden und Symptome einzudämmen. Thyroxin zählt in Deutschland und den USA zu den am meisten verschriebenen Medikamenten, wie es das Portal Gesundestadt Berlin berichtet. Ein Drittel der Patienten, die aufgrund einer Schilddrüsenunterfunktion das Schilddrüsenhormon Thyroxin einnehmen, könnten es jedoch entgegen der Annahmen mittelfristig absetzen, wie eine Studie belegt.
Thyroxin absetzen: Schilddrüsenhormone müssen Sie nicht in jedem Fall lebenslang einnehmen

Wer mit Symptomen einer Schilddrüsenunterfunktion den Arzt aufsucht und nach entsprechender Anamnese die Diagnose erhält, wird in der Regel mit einer medikamentösen Therapie – dem „künstlichen“ Schilddrüsenhormon Thyroxin – behandelt. Die Therapie geschieht in Anlehnung an die aktuelle Leitlinie, an der sich Ärzte im Rahmen einer Therapie von Erkrankungen und bei der Verordnung von Medikamenten orientieren. Die Leitlinie zur Verordnung von Thyroxin legt fest, wann das Hormon verordnet und in welchem Fall kontrollierend abgewartet werden soll. Dabei seien Laborwerte, klinische Parameter und auch der Wille des Patienten zu berücksichtigen.
Thyroxin absetzen: Bei welchen Patienten mit Schilddrüsenunterfunktion macht es Sinn?
Im Rahmen einer Studie zeigt sich bei einem Drittel der Patienten, dass trotz Absetzen von Thyroxin die Werte der Schilddrüse im Normbereich bleiben. Ob die Therapie beendet werden sollte, muss selbstverständlich im individuellen Fall entschieden werden. Dr. Joachim Feldkamp, Chefarzt der Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Endokrinologie am Klinikum Bielefeld Mitte, nennt vier Patientengruppen, bei denen er sofort einen Absetzversuch wagen würde, wie es die Deutsche Apotheker Zeitung beschreibt:
- Patienten, die ursprünglich wegen eines Schilddrüsenknotens mit Hormonen behandelt werden
- Patienten, die nur eine leichte Erhöhung des schilddrüsenstimulierenden Hormons (Thyreoidea-stimulierendes Hormon TSH) zu Beginn der Therapie zeigen
- Patienten, bei denen nur ein Teil der Schilddrüse entfernt werden muss und die zur Sicherheit mit Schilddrüsenhormonen behandelt werden, obwohl der Rest der Drüse ausreichend Hormone produzieren kann
- Junge Patienten mit einer Hashimoto-Thyreoiditis, die nur eine leichte Erhöhung des TSH-Werts zu Beginn der Therapie zeigen.
Dr. Feldkamp bezieht auch klare Haltung zu Patienten bestimmter Altersgruppen mit Schilddrüsenunterfunktion, die mit Thyroxin behandelt werden: „Gerade ältere Menschen haben nachweislich Nachteile von einer nicht notwendigen Schilddrüsenhormontherapie. So entwickeln etwa 30 Prozent der über 60-Jährigen im Verlauf einer L-Thyroxin-Therapie Vorhofflimmern, wenn der TSH-Wert zu stark unterdrückt wird“, wie die Deutsche Apotheker Zeitung den Endokrinologen zitiert.
Thyroxin absetzen: Langfristige Therapie der Schilddrüse immer kritisch hinterfragen
Die Mehrheit der Schilddrüsen-Patienten nimmt Hormone wie Thyroxin schon seit Jahrzehnten ein. Dabei sind die Empfehlungen heutzutage mittlerweile andere. „Vor 40 Jahren wurden alle Schilddrüsenknoten per se mit Hormonen behandelt, um deren Wachstum zu unterdrücken. Der Nutzen dieser Strategie ist jedoch nur begrenzt. Heute würde man erst beobachten und Schilddrüsenhormone, wenn überhaupt, nur vorübergehend oder in Kombination mit Jod einsetzen. Dabei muss jede Therapie in Abständen kritisch hinterfragt werden, spätestens bei einem Arztwechsel“, betont Dr. Feldkamp gegenüber Deutsche Apotheker Zeitung. Egal, ob Sie Ihr Schilddrüsenhormon kurz- oder langfristig einnehmen müssen, sollten Sie in jedem Fall auf Wechselwirkungen mit Lebensmitteln wie Nüssen achten. Auch Kaffee und Thyroxin können miteinander reagieren sowie Schwangerschaftsverhütung wie der Pille achten.
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren Redakteurinnen und Redakteuren leider nicht beantwortet werden.