Neue Studie zu Covid-19: Neurologische und psychische Schäden können die Folge sein

Eine Corona-Erkrankung ist nicht nur tödlicher als die Grippe. Sie führt auch viel öfter zu psychischen oder neurologischen Schäden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie aus Großbritannien.
Oxford – Corona-Patienten haben häufiger neurologische oder psychische Probleme als Menschen mit anderen Atemwegserkrankungen. Eine britische Studie im Fachjournal „The Lancet Psychiatry“ hat nun ein um 44 Prozent höheres Risiko für Angsterkrankungen oder Stimmungsschwankungen als nach einer Grippe ermittelt.
Neue Studie zu Covid-19: Psychische Erkrankungen als Folge einer Corona-Infektion
„Unsere Ergebnisse zeigen, dass Hirnerkrankungen und psychiatrische Störungen nach Covid-19 häufiger auftreten als nach der Grippe oder anderen Atemwegsinfektionen“, teilte Mitautor Max Taquet von der Universität Oxford mit. Die genauen Gründe dafür seien jedoch noch unklar.
Insgesamt litt etwa ein Drittel der erfassten Patienten innerhalb von sechs Monaten nach ihrer Covid-19-Diagnose an einer neurologischen oder psychischen Erkrankung. Die britischen Forscher analysierten digitale Daten von mehr als 236 000 Patienten, die überwiegend in den USA behandelt wurden.
Neue Studie zu Covid-19: Isolation verursacht steigende Zahlen an psychisch Kranken
Ein Team um Maxime Taquet vom Department of Psychiatry wertete in dieser retrospektiven Kohortenstudie 236 379 Patientenakten aus. Die Daten stammten von TriNetX, einem Netzwerk, das anonymisierte Daten aus elektronischen Gesundheitsakten von 62 Gesundheitsorganisationen, hauptsächlich in den USA, mit 81 Millionen Patienten erfasst hat.
Das Risiko, im Nachgang zu der Krankheit neurologische und psychiatrische Probleme zu bekommen, war im Vergleich zu einer Influenza oder im Vergleich zu einer beliebigen Atemwegserkrankung um 78 Prozent beziehungsweise um 32 Prozent erhöht. Die häufigsten Diagnosen waren Angststörungen bei 17 Prozent und Stimmungsstörungen bei 14 Prozent aller analysierten Menschen.
Neue Studie zu Covid-19: Diese Folgen kann eine Corona-Erkrankung haben
Sie litten zudem an Schlaflosigkeit (5 Prozent), Schlaganfall durch ein Blutgerinnsel (2,1) und Hirnblutungen (0,6). Die beteiligten Wissenschaftler weisen auf die Notwendigkeit weiterer Forschung hin, um die genauen Ursachen herauszufinden und Folgeschäden zu verhindern oder zu behandeln.
Bereits in der Vergangenheit hatte es Studien zur Corona-Pandemie gegeben, die einen Zusammenhang zwischen neurologischen Erkrankungen und einer Infektion gesehen haben. Aber auch durch Folgen der Isolation infolge von Lockdowns und Quarantänen sind mancherorts die Krankschreibungen wegen psychischer Leiden gestiegen. In Bayern hatte die Auswertung von Versichertendaten ergeben, dass 2020 deutlich häufiger Menschen mit Depressionen und Ängsten bei der Arbeit ausgefallen waren als zuvor. Und gerade auch Kinder leiden unter der Isolation.*
Die Spätfolgen einer Corona-Erkrankung bezeichnen Experten auch als Long-Covid. Diese Folgen werden unter anderem derzeit von Forschern hauptsächlich diskutiert:
- Stimmungs- und Angststörungen
- Schlaflosigkeit
- Neigung zu Schlaganfall
Dazu kommt als weitere Folge der Isolation eine Zunahme des Körpergewichts, welches wiederum weitreichende Folgen für den allgemeinen Gesundheitszustand in Bezug auf die Entwicklung chronischer Erkrankungen wie Diabetes Typ 2 oder Herz-Kreislauferkrankungen hat.
Vorsicht nach einer Corona-Erkrankung ist außerdem in besonderem Maße für Sportler gegeben: Schon nach einer „normalen“ Grippe sollte dem Körper ausreichend Ruhe gegönnt werden, bevor wieder trainiert wird. Nach einer Infektion mit dem Corona-Virus müssen Betroffene mit dem Arzt abklären, wann wieder über ein Training nachgedacht werden kann. Wer zu früh wieder mit dem Sport loslegt, setzt sich gerade nach einer Corona-Erkrankung einem erhöhten Risiko für eine schwere Entzündung am Herzen aus (Mit Material von der dpa). *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren Redakteurinnen und Redakteuren leider nicht beantwortet werden.