Brandgefährliche Ethanol-Kamine: Stiftung Warentest warnt vor verpesteter Raumluft

Beliebt, aber gefährlich: Ethanol-Kamine können nicht nur in Flammen aufgehen. Sie geben auch Schadstoffe in die Umgebungsluft ab. Tipps, worauf Sie achten sollten.
Berlin – Kamine sind beliebt, weil sie eine ganz besondere Raumatmosphäre schaffen. Doch nicht in jedem Wohnzimmer ist Platz und manch einen schreckt auch der Gedanke an Ruß, Rauch und Holzhacken. Ethanol-Kamine sind da auf den ersten Blick die Lösung. Doch die Experten der Stiftung Warentest warnen: Ethanol- und Bioethanol-Kamine können brandgefährlich sein.
Brandgefährliche Ethanol-Kamine: Stiftung Warentest warnt vor verpessteter Raumluft
„Mehrfach wurden in den vergangenen Jahren in Deutschland Menschen durch Ethanol-Explosionen teils schwer verletzt“, schreiben die Mitarbeiter von Stiftung Warentest. Ursache dafür seien häufig Bedienungsfehler oder Missgeschicke. „Wird Ethanol nachgefüllt, wenn der Kamin noch heiß ist, kann eine Stichflamme emporschießen.“
Und das wiederum zieht womöglich starke Verbrennungen nach sich, die sich mit einigen Sicherheits-Tipps jedoch verhindern lassen. Die Stiftung Warentest hat einige davon zusammengestellt:
- Löschmittel greifbar haben: Wenn Ethanol oder andere brennbare Stoffe außerhalb des Kamins in Brand geraten, müssen die Flammen sofort gelöscht werden. Hilfreich ist laut Warentest beispielsweise ein Schaum-Feuerlöscher. Vorab muss überprüft werden, ob er für brennende Alkohole geeignet ist. Ist kein Feuerlöscher im Haus, kann eine schwere Baumwolldecke helfen, den Brand zu löschen. Besser ist eine speziell behandelte Löschdecke. Hilft alles nichts, umgehend die Feuerwehr unter der Rufnummer 112 holen.
- Einen sicheren Platz für den Kamin finden: Die Herstellerhinweise in der Aufstellanleitung müssen strikt beachtet werden. Der Kamin muss so aufgestellt sein, dass sich keine brennbaren Materialien wie Holz oder Papier in der Nähe befinden. Bei Wandgeräten sollten sich Nutzer vorab beraten lassen, weil sie heikel in der Befestigung sind.
- Wenn Kinder oder Haustiere im Haushalt leben, sollten Sie besser auf diese Kamin-Variante verzichten.
- Behutsam befüllen: Während der Kamin noch heiß ist, darf er nicht befüllt werden. Hersteller sollten Angaben dazu machen, wie lange nach dem Erlöschen der Flammen zu warten ist, bis das Gerät wieder befüllt werden kann. Ebenso sollte in der Dokumentation stehen, wie viel Ethanol die Brennwanne des Kamins fasst. Außerdem muss die maximale Füllmenge im Gerät dauerhaft markiert sein. Nutzer dürfen auf keinen Fall mehr hineinfüllen. Das Ethanol-Gefäß darf nie direkt neben dem Kamin stehen und es muss sofort verschlossen werden, nachdem der Brennstoff eingefüllt ist.
- Auch beim Anzünden des Brennstoffs strikt an die Gebrauchsanleitung halten und nicht zu nah an die Brennwanne herantreten.
- Nur angegebenen Brennstoff verwenden. Verwenden Sie in keinem Fall andere flüssige Brennstoffe.
- Feuer beaufsichtigen: Lassen Sie das Feuer niemals aus den Augen. Verlassen Sie insbesondere nicht Haus oder Wohnung, während der Kamin noch brennt. Gehen Sie auch nicht zu Bett, solange die Flamme noch nicht erloschen ist.
- Regelmäßig lüften*: Beim Verbrennen von Bio-Ethanol entstehen neben Wasser und Kohlenstoffdioxid auch Luftschadstoffe, die den Innenraum belasten. Durch das Kohlenstoffdioxid wird die Luft feuchter und schneller verbraucht. Zum Vergleich: Ein halber Liter verbrannter Ethanol erzeugt in etwa so viel Kohlenstoffdioxid wie zwölf bis 16 Menschen in einer Stunde ausatmen. Regelmäßig und ausreichend lüften ist daher sehr wichtig. Je kleiner der Raum, desto mehr muss gelüftet werden.
- Brennstoff sicher lagern: am besten in einem Kunststoffgefäß, fest verschlossen, fern einer Zündquelle und kühl. Idealerweise lagert er in einem abschließbaren Schrank, falls Kinder und Haustiere zugegen sind. Lagern Sie nie mehr als fünf Liter des Brennstoffs in nicht abschließbaren Räumen. Der Brennstoff gehört nicht in die Hände von Kindern.
- Richtig entsorgen: Ausgelaufenen Brennstoff saugen Sie am besten umgehend mit trockenen Tüchern auf, die Sie danach sofort außerhalb der Wohnung entsorgen.
- Ethanol-Öfen sollen nicht zum Heizen von Räumen benutzt werden.
Und noch ein Ergebnis hat die Stiftung Warentest zutage gefördert, das nicht erfreulich ist: Die Kamine geben Schadstoffe an die Umwelt ab. „Ethanol verbrennt vor allem zu Kohlendioxid und Wasserdampf. Aber das sind nicht die einzigen Emissionen“, schreibt das Verbraucherportal. Das französische Verbrauchermagazin „60 Millions de consommateurs“ habe in einem Ölofen-Test auch zwei Ethanol-Kamine geprüft. Die Modelle Wikao Zenith Smart und OneConcept Phantasma Tower hätten in dem Anfang 2021 veröffentlichten Test ,„katastrophale Ergebnisse“ beim Schadstoffausstoß erzielt.
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„In einem Versuchsraum mit konstantem Luftaustausch überschritt die Konzentration von Kohlenmonoxid, geruchlos und giftig, etwa 13 Milligramm pro Kubikmeter. Laut Weltgesundheitsorganisation WHO sollten es im Acht-Stunden-Mittel nicht mehr als zehn Milligramm sein“, betonen die Warentest-Experten.
Brandgefährliche Ethanol-Kamine: Krebserregende Stoffe entdeckt
Krebserregendes Formaldehyd habe bei dem Test Konzentrationen von jeweils 140 und 192 Mikrogramm je Kubikmeter erreicht. Der WHO zufolge sollte der Wert 100 Mikrogramm während 30 Minuten nicht überschreiten. Auch beim Ausstoß von krebserregendem Benzol und Feinstaub schnitten die getesteten Kamine den Ergebnissen zufolge schlecht ab. *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren Redakteurinnen und Redakteuren leider nicht beantwortet werden.