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Cortison: Wann Sie es auf keinen Fall verwenden sollten

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Die Einnahme von Cortison als Medikament ist höchst umstritten. Obwohl es gegen Krankheiten hilft, können gefährliche Nebenwirkungen entstehen.

Die einen schwören darauf, die anderen machen einen großen Bogen darum: Es gibt wohl kaum ein Medikament, das so heiß diskutiert wird wie Cortison. Die Medizin schätzt Cortison als wirksamen Entzündungshemmer, der in vielen verschiedenen Bereichen zum Einsatz kommt. Dermatologen verschreiben cortisonhaltige Cremes oder Salben, um Hauterkrankungen wie Schuppenflechte oder Neurodermitis zu behandeln. Allergologen wiederum raten Heuschnupfen- oder Asthma-Patienten dazu, ein cortisonhaltiges Nasenspray für ihre Beschwerden einzunehmen. Doch Cortison, das zu den sogenannten Glucocorticoiden gehört, kann auch schwere Krankheiten bekämpfen. Weitere Informationen erhalten Sie auf der Cortison-Themenseite von 24vita.de.

Cortison in der Medizin: Wundermittel mit Licht und Schatten

Ein Arzt gibt einem Patienten eine Cortison-Spritze
Cortison wird bei vielen Leiden direkt injiziert © IMAGO

Häufig wird Cortison zur Behandlung von Entzündungen und Autoimmunerkrankungen eingesetzt, wie zum Beispiel rheumatoide Arthritis, Morbus Crohn, Colitis ulcerosa und Multiple Sklerose. Die Glucocorticoide wirken, indem sie das Immunsystem unterdrücken und die Entzündungsreaktion hemmen. „Bei Autoimmunerkrankungen wie der Rheumatoiden Arthritis richtet sich das Immunsystem gegen den eigenen Körper“, erklärt Prof. Frank Buttgereit, Leitender Oberarzt an der Charité-Universitätsmedizin Berlin.

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Cortison kann direkt in die Körperzellen gelangen und von dort in den Zellkern eintreten. Anschließend halten die Glucocorticoide die Zellen davon ab, Entzündungsreaktionen auszulösen und bauen entstehende Entzündungen ab. Deshalb sind sie sehr wirksam in der Behandlung von Autoimmunerkrankungen. So weit, so gut. Was hat es nun also mit den besagten Nebenwirkungen auf sich? „Leider verändern Glucocorticoide nicht nur Entzündungsprozesse, sondern greifen zum Beispiel auch in den Stoffwechsel ein“, so Buttgereit. Wird Cortison in Tablettenform oder als Injektion angewendet, gelangt der Wirkstoff direkt ins Blut. Das heißt, dass der ganze Körper plötzlich mit Cortison geflutet wird. Über einen längeren Zeitraum führt dies zu gefährlichen Nebenwirkungen. Präparate wie Salben oder Nasensprays wirken dagegen in der Regel nur lokal und sind deutlich harmloser.

Nebenwirkungen von Cortison: Das müssen Sie wissen

Insbesondere bei hoher Dosierung oder bei einer langfristigen Anwendung kann Cortison die Entstehung anderer Krankheiten begünstigen. Dazu zählen beispielsweise Diabetes Mellitus oder Augenerkrankungen wie der graue oder grüne Star. Darüber hinaus erhöht Cortison oft den Blutdruck und lässt die Cholesterin- sowie Blutzuckerwerte ansteigen. Viele Patienten leiden an einer höheren Infektanfälligkeit, da der Wirkstoff das Immunsystem unterdrückt. Folglich können die körpereigenen Körperzellen nicht mehr so gut arbeiten. Manchen schlägt die Cortison-Einnahme auf die Psyche und sie entwickeln Stimmungsschwankungen, Angstzustände oder Depressionen.

Zu den häufigen Nebenwirkungen gehört außerdem eine Gewichtszunahme aufgrund des gesteigerten Appetits. Bei einer Langzeittherapie kann sich das Cushing-Syndrom entwickeln. Dabei lagern Patienten Fett und Wasser in den Wangen und im Nackenbereich ein – äußerlich zeigt sich das am sogenannten Vollmondgesicht bzw. Stiernacken.  

Die Glucocorticoide können zudem den Knochenstoffwechsel beeinträchtigen und zu einem Verlust an Knochenmasse führen. Dadurch begünstigen sie das Risiko von Knochenbrüchen. Laut der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) ist eine Cortison-Therapie die häufigste Ursache für die sekundäre Osteoporose, also eine Osteoporose, die aufgrund von Medikamenten oder wegen anderer Erkrankungen entsteht. Deshalb wird Patienten, die regelmäßig Cortison-Tabletten einnehmen oder Cortison als Injektion verabreicht bekommen, geraten, sich reich an Kalzium zu ernähren. Auch Sport und Sonnenlicht helfen dabei, die Knochen zu stärken.  

Anwendung von Cortison: Die Dosis macht das Gift

Die Häufigkeit und Schwere der Nebenwirkungen hängt von der Dosierung, der Dauer der Anwendung und der individuellen Reaktion des Patienten ab. Unter Medizinern gilt die Faustregel: So viel wie nötig, aber so wenig wie möglich. Rheuma-Patienten, die tagtäglich mit Schmerzen zu kämpfen haben, nehmen Nebenwirkungen gerne in Kauf, um wieder ein halbwegs normales Leben führen zu können. Idealerweise werden die Cortison-Präparate aber nur einen bestimmten Zeitraum lang eingenommen und anschließend schrittweise wieder abgesetzt.  

Wer sollte die Finger von Cortison lassen?

Cortison hemmt das überaktive Immunsystem und bremst die Abwehrzellen aus. Deshalb sollte es nur bei einer Überreaktion des Körpers eingesetzt werden. Ist das Immunsystem von vornherein geschwächt, sollten die Glucocorticoide besser nicht zum Einsatz kommen. Das ist beispielsweise bei Patienten der Fall, die an einer Gürtelrose oder Wundrose leiden. Hier empfiehlt sich vielmehr die Einnahme von Antibiotika oder anderen Medikamenten.

Wer bereits an einer Grunderkrankung wie Osteoporose, Diabetes oder Bluthochdruck leidet, sollte ebenfalls vorsichtig sein, da Cortison die Beschwerden verschlimmern kann. In diesem Fall sollten Sie sich ausführlich von Ihrem Arzt beraten lassen, um ein für Sie geeignetes Medikament zu finden. Oft findet sich trotzdem eine Lösung. Beispielsweise können Osteoporose-Patienten ein Kalzium-Präparat oder Vitamin D einnehmen.  

Auch die Cortison-Gabe bei Schwangeren und Stillenden ist umstritten. Generell ist die Einnahme nicht kontraindiziert. Trotzdem sollten Schwangere gerade im ersten Schwangerschaftsdrittel vorsichtig sein. Am ehesten geeignet sind die Wirkstoffe Prednisolon und Prednison, wobei bestimmte Höchstgrenzen beachten werden sollten. In der Stillzeit kann Cortison über die Muttermilch in Blutkreislauf des Babys gelangen. Deshalb ist auch hier eine sorgfältige Abwägung von Nutzen und Risiko nötig.

Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unserer Redaktion leider nicht beantwortet werden.

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