Hörverlust vorbeugen: 7 Tipps, wie die Ohren lange gesund bleiben
Unsere Ohren sind sehr genügsam – falsche oder übermäßige Pflege kann ihnen sogar schaden. Was Sie tun können, um sie gesund zu halten, erklären wir hier.
Düsseldorf/Starnberg – Gesunde Ohren und ein gutes Gehör bis ins hohe Alter – das wünscht sich jeder. Tun muss man dafür gar nicht so viel, im Gegenteil: Gesunde Ohren sind mit wenig Zuwendung zufrieden. Zu viel Einsatz von Wattestäbchen und Co. können ihnen sogar schaden. Was unsere Ohren brauchen und wovon man besser die Finger lassen sollte, erklären wir hier.
1. Sieben Tipps für gesunde Ohren: Saubermachen nur bei Bedarf
Die Ohren von Ohrenschmalz zu befreien, ist in den meisten Fällen nicht nötig. Ohrenschmalz ist eine gelb-bräunliche und fettige Absonderung der Ohrenschmalzdrüsen und soll die Gehörgänge von Staub, Schmutz und abgestorbenen Hautzellen befreien. Es hat also durchaus eine wichtige Funktion.* Durch feine Flimmerhärchen im Gehörgang wird es samt Fremdkörpern zur Ohrmuschel transportiert. Die Ohren reinigen sich also praktisch von selbst.
Höchstens Schmalz, der im vorderen Bereich der Ohrmuschel sichtbar ist, kann vorsichtig mit einem Wattestäbchen entfernt werden. „Dabei aber keinesfalls sehr tief oder fest mit dem Stäbchen in den Gehörgang eindringen“, warnt Professor Thomas Klenzner, stellvertretender Direktor der HNO-Klinik und Leiter des Hörzentrums am Universitätsklinikum Düsseldorf. Sonst besteht das Risiko kleinster Verletzungen, durch die Keime eindringen und Entzündungen im Gehörgang und Trommelfell ausgelöst werden können.
2. Sieben Tipps für gesunde Ohren: Gegenstände gehören nicht ins Ohr
Auf keinen Fall sollte man mit Gegenständen wie Stricknadeln oder Nagelfeilen im Ohr herumhantieren, um Ohrenschmalz zu entfernen. „Abgesehen von dem hohen Verletzungsrisiko ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass der Schmalz nur tiefer in den Gehörgang geschoben wird, als ihn herauszuholen“, erklärt der Starnberger HNO-Arzt Bernhard Junge-Hülsing.
Hat sich das Ohrenschmalz als fester Klumpen im Gehörgang („Pfropf“) festgesetzt, muss es von einem Spezialisten mit feinen Instrumenten abgesaugt oder ausgespült werden. Selbst einen harten Wasserstrahl in den Gehörgang zu richten, ist tabu „Das Trommelfell ist empfindlich, im schlimmsten Fall spült man ein Loch hinein“, warnt Wichmann.
3. Sieben Tipps für gesunde Ohren: Finger weg von Ohrenkerzen
Ohrenkerzen aus Paraffin oder Bienenwachs sollen laut Herstellern den Gehörgang und die Nebenhöhlen von Ohrenschmalz-Pfropfen befreien. „Ob Ohrenkerzen aber wirklich wirksam sind, ist wissenschaftlich umstritten“, sagt Bernhard Junge-Hülsing. Er schätzt sie sogar als gefährlich ein. Denn es sei nicht ausgeschlossen, dass heißes, tropfendes Wachs schwerste Verbrennungen verursacht – etwa am Trommelfell oder im Gesicht.
Auch der Bundesverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte rät von den hohlen Stiften ab. So könne es selbst bei vorschriftsmäßigem Gebrauch zu Verbrennungen kommen. Außerdem könne das Kerzenwachs die Ohren verstopfen.
4. Sieben Tipps für gesunde Ohren: Bei Juckreiz zum Arzt
Wenn es juckt, ist der Finger schnell im Ohr. Eine gute Idee ist das allerdings nicht. „Bitte nicht bohren, auch wenn die Versuchung groß ist“, sagt Thomas Klenzner. Besser ist es, die Ohren von einem HNO-Arzt untersuchen zu lassen. Vor allem, wenn der Juckreiz wiederholt oder in Kombination mit Ohrenschmerzen auftritt. Dann kann eine Infektion dahinterstecken, die möglicherweise mit Tropfen behandelt werden muss.
Tritt der Juckreiz nur in bestimmten Situationen auf, kann er folgende Ursachen haben:
- eine Allergie auf bestimmte Substanzen in Kosmetika (vor allem bei Juckreiz nach dem Haarewaschen). Dann kann ein Allergietest Klarheit bringen.
- entzündliche Hautkrankheiten wie Schuppenflechte
- Neurodermitis
5. Sieben Tipps für gesunde Ohren: Vor Lärm schützen
„Länger anhaltende Geräusche mit einer Lautstärke von weit über 85 Dezibel können dem Gehör nachhaltig schaden“, warnt Thomas Klenzner. Wer weiß, dass er oder sie einer hohen Lärmbelastung ausgesetzt sein wird, sollte deshalb Ohrstöpsel dabei haben. Am wirksamsten sind sie, wenn sie individuell von einem Akustiker angefertigt werden.
6. Sieben Tipps für gesunde Ohren: Gesund ernähren
Auch wenn häufig damit geworben wird: Lebensmittel, die speziell gut für die Ohren sind, gebe es „genau genommen nicht“, sagt Bernhard Junge-Hülsing. Von einer vitaminreichen, ausgewogenen Ernährung profitiert aber der ganze Körper, und damit auch die Ohren.
7. Sieben Tipps für gesunde Ohren: Auf erste Anzeichen von Hörverlust reagieren
Wer in Gesprächen immer wieder nachfragen oder Radio und Fernseher regelmäßig lauter stellen muss, sollte das ernst nehmen. „Je früher eine leichte Hörminderung behandelt wird, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass dauerhaft geholfen werden kann“, erklärt Thomas Klenzner. Und das ist nicht nur für die Ohren wichtig: Schlechtes Hörvermögen kann auch zu einem Abbau kognitiver Fähigkeiten führen und eine Demenz begünstigen. Deshalb gilt: Lieber zu früh als zu spät zum HNO-Arzt. (Mit Material der dpa) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren Redakteur:innen leider nicht beantwortet werden.