Richtig Grillen: So lassen sich gefährliche Verletzungen verhindern

Mit der warmen Jahreszeit beginnt für viele auch wieder die Grillsaison. Ganz ungefährlich ist das Sommerhobby allerdings nicht. Was es dabei zu beachten gibt, erklären wir hier.
Berlin – Mit den hohen Temperaturen startet die Grillsaison und damit leider auch die Zeit der Grillunfälle. Etwa 4.000 davon ereignen sich in Deutschland jedes Jahr. Jeder achte endet laut der Deutschen Gesellschaft für Verbrennungsmedizin (DGV) mit schweren Verbrennungen. Viele dieser Verletzungen ließen sich vermeiden, wenn bestimmte Verhaltensregeln eingehalten werden. Welche das sind, erklären wir hier.
Richtig Grillen: Finger weg von Brandbeschleunigern
Viele Unfälle gehen auf den Einsatz von flüssigen Brandbeschleunigern wie Spiritus oder Benzin zurück.* Kommen sie mit dem heißen Grill in Berührung, kann sich eine Stichflamme entzünden, die nicht nur die Person am Grill, sondern auch alle Menschen in der Nähe in große Gefahr bringt. Stichflammen können bis zu mehrere Meter hoch sein und sind vor allem für Kinder riskant, da sie sich auf Augenhöhe mit dem Grill befinden.
Gefährdet sind nicht nur die Extremitäten wie Bauch, Arme und Oberschenkel: Durch Einatmen der heißen Gase kann es auch zu Verbrennungen der oberen und in schweren Fällen auch der unteren Atemwege kommen. Experten sprechen dann von einem Inhalationstrauma.
Richtig Grillen: Erste-Hilfe bei Verbrennungen
Ist es zu Verbrennungen durch Stichflammen gekommen, sollten Sie wie folgt vorgehen:
- Betroffene Personen aus dem Gefahrenbereich bringen. Aber Achtung: Auf Eigenschutz achten!
- Flammen löschen, am besten mit Sand. Wenn kein Sand griffbereit ist, geht auch Wasser. Vorsicht: Rauchbildung beachten
- Haben die Kleider von anwesenden Personen Feuer gefangen: So schnell wie möglich löschen. Rennen brennende Personen aus Panik davon, diese zurückhalten. Am besten die Betroffenen mit einer Decke (Vorsicht, darf keine Synthetikfasern enthalten) umwickeln und vorsichtig zu Boden legen und die Decke von oben nach unten ohne Druck langsam abstreifen
- Brennende Personen lassen sich auch mit Feuerlöschern löschen, aber Achtung: Nicht auf das Gesicht zielen und mindestens zwei Meter Abstand halten!
- Glühende Kleider entfernen, sofern sie sich noch nicht mit der Haut verbunden haben
- Betroffene Hautstellen mit Leitungswasser (15-20 Grad) für zehn bis 15 Minuten kühlen. Vorsicht mit Eis, da es dabei zu Unterkühlungen und weiteren Komplikationen kommen kann
- Wenn vorhanden: Brandwunden nach dem Kühlen mit sterilen Tüchern (zum Beispiel aus dem Autoverbandskasten) abdecken. Person warm halten
- Bei großflächigen Verbrennungen (größer als eine Handfläche): Notarzt rufen!
Richtig Grillen: Verbrennungen und Verletzungen durch Grillzubehör
Aber auch ohne Brandbeschleuniger birgt das Grillen einige Gefahren. So kann es beispielsweise zu Schnittverletzungen durch Schaschlikspieße oder Verbrennungen durch umkippende Grills oder schlecht isoliertes Grillzubehör kommen. Die Lösung: Den Grill immer stabil platzieren und beim Grillen feuerfeste Grillhandschuhe und Grillzubehör mit isolierten Plastik- oder Holzgriffen verwenden. Wichtig ist auch, keine Grillutensilien herumliegen zu lassen, um zu verhindern, dass spielende Kinder hineintreten.
Richtig Grillen: Vorsicht, Kohlenmonoxid
Ebenfalls riskant: Bei schlechtem Wetter den Grill nach dem Grillen in geschlossenen Räumen abkühlen zu lassen. Glüht die Kohle noch nach oder ist die Gaszufuhr beim Gasgrill noch nicht vollständig abgeschaltet, kann es dabei zu Kohlenmonoxidvergiftungen kommen. Da das Gas farb- und geruchslos ist und zunächst auch keine Reizungen hervorruft, wird es oft zu spät bemerkt. Zwischen den ersten Vergiftungserscheinungen und der Bewusstlosigkeit liegt dann ein kurzes Zeitfenster, in dem man reagieren kann. Erste Warnsignale sind Kopfschmerzen, Schwindel, Orientierungslosigkeit und Brustschmerzen. Um der Gefahr einer Kohlenmonoxidvergiftung aus dem Weg zu gehen, gilt deshalb immer: Den Grill an der frischen Luft abkühlen lassen, egal wie schlecht das Wetter ist!
Richtig Grillen: Nichts verkohlen lassen
Gegrillte Fleischwaren können nach Angaben der Deutschen Krebsgesellschaft krebserregende Stoffe enthalten, sogenannte heterozyklischen aromatischen Amine (HAA) und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK). Wer größere Mengen davon zu sich nimmt, hat ein höheres Risiko für Adenome, eine Vorstufe von Darmkrebs. HAA und PAK entwickeln sich, wenn man Fleisch zu heiß und zu lange grillt und bei Kontakt mit offenen Flammen und Rauchgasen. Diese können entstehen, wenn Fett, Fleischsaft oder Marinade in die Holzkohle tropft und Würste oder Steaks dadurch „geräuchert“ werden.
Deshalb gilt:
- Grillen Sie Fleisch nicht zu heiß, die Stoffe entstehen erst ab Temperaturen von 130 Grad Celsius
- Elektro- und Gasgrills sind gesünder als Holzkohlegrills. Bei Holzkohlegrills die Kohle erst richtig gut durchglühen lassen, bis kein Rauch mehr entsteht
- Holzkohle verwenden statt Papier, harzreiches Holz oder Kiefernzapfen, da dabei besonders viele PAKs entstehen
- Mageres Fleisch bevorzugen und vor dem Grillen gut abtupfen
- Grillfleisch (und auch Gemüse) nicht verkohlen lassen. Verbrannte Stellen großzügig entfernen
- Grillschalen verhindern, dass Fett in die Glut tropft
- Feuerflammen sollten das Grillgut nicht berühren (auf ausreichend Abstand achten)
- Kein gepökeltes Fleisch verwenden
- Im besten Fall: Dünsten statt grillen
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Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren Redakteurinnen und Redakteuren leider nicht beantwortet werden.