Mondphasen: Schlafen wir bei Vollmond wirklich schlechter?
Es gibt Menschen, die richten ihr ganzes Leben nach den einzelnen Mondphasen aus. Manche glauben, auch um Vollmond herum schlechter zu schlafen. Alles Humbug?
Washington – Es ist anscheinend keine Einbildung: Die Mondphasen haben einen Einfluss auf unseren Schlaf. Denn selbst in lichtgefluteten Großstädten schlafen die Menschen bei Vollmond schlechter, obwohl den Großstädtern die zusätzliche Lichtquelle am Nachthimmel gar nicht groß auffallen dürfte. Es muss also noch etwas anderes dahinterstecken. Forscher der Universität Washington haben ihre Forschungsergebnisse zum Thema nun im Magazin „Science Advances“ veröffentlicht. Sie sind überraschend.
Mondphasen: Schlafen wir bei Vollmond wirklich schlechter?
- Der Glaube an den Einfluss des Mondes ist nicht auf den Schlaf beschränkt. Manche Menschen richten ihr Leben nach dem Mondkalender aus und lassen zum Beispiel nur bei bestimmten Mondphasen ihre Haare schneiden oder verrichten bestimmte Gartenarbeiten. Etliche Menschen sind überzeugt, dass der Mond auch das menschliche Verhalten beeinflussen kann. Für eine solche Wirkung gibt es jedoch keine eindeutig belegbaren Studien.
- Dass um den Vollmond herum die Kriminalitätsrate oder die Zahl der Notrufe steigt, ist ebenfalls nicht belegt. Genauso wie die Annahme, dass zu dieser Zeit mehr Kinder geboren werden.
- Auch psychische oder körperliche Erkrankungen treten nicht mehr oder weniger stark in Abhängigkeit von den Mondphasen auf.
Der Mond hat aber Einfluss auf die Natur, das ist erwiesen: Die wechselnden Phasen beeinflussen die Gezeiten und den Lebenszyklus vieler Tiere. Bislang schrieben die meisten Wissenschaftler die vermuteten Auswirkungen des Mondes auf den Menschen aber eher subjektivem Empfinden zu. Handelt es sich dann noch um den sogenannten Pink Moon, erregt der Himmelskörper besonderes Aufsehen.*
Der Forscher Leandro Casiraghi von der University of Washington und sein Team bringen nun Licht ins Dunkel: Sie haben das Schlafverhalten von vier verschiedenen Probandengruppen über zwei Mondzyklen hinweg protokolliert. Dazu trugen die Teilnehmer Armbänder mit einer speziellen Messfunktion, welche die Schlafphasen aufzeichneten.
Mythos Mondphasen: Auf dem Land und in der Stadt wird schlechter geschlafen
Drei Gruppen gehörten zum Naturvolk der Toba-Qom in Argentinien. Gruppe 1 lebte teilweise noch ohne Strom auf dem Land, Gruppe 2 hatte begrenzten Zugang zu Elektrizität auf dem Land und Gruppe 3 lebte teilweise in der Stadt. In der vierten Gruppe waren Studenten aus der US-Großstadt Seattle.
Fazit: Trotz erheblicher Unterschiede in der jeweiligen Lebensweise und dem Leben mit künstlichem Licht haben die Wissenschaftler bei allen vier Gruppen dieselbe periodische Schwankung im Schlafverhalten festgestellt. Das heißt, in den Nächten vor Vollmond schliefen die Probanden später ein und auch die Schlafdauer war kürzer als sonst. Den Forschern zufolge ist zudem ein klares Muster erkennbar: Das Schlafverhalten wiederholte sich regelmäßig alle 29,5 Tage, parallel zum Mondzyklus.
Mythos Mondphasen: Bei Vollmond wird weniger geschlafen
Die Ergebnisse beruhen nicht nur auf Beobachtungen oder Berichten von Probanden, sondern auf konkreten Messdaten: In den letzten drei bis fünf Tagen bis zum Vollmond verlängerte sich die Einschlafzeit der Teilnehmer um 30 bis 80 Minuten. Die mittlere Verzögerung war dabei in allen Gruppen nahezu gleich. In Bezug auf die Schlafdauer war eine Verkürzung zu beobachten. Die Schlafdauer der Teilnehmer verkürzte sich in diesen Nächten um 20 bis 90 Minuten. Das Kuriose: Es gab keine Unterschiede in Bezug auf die Stadt- oder Landbewohner.
Die US-Forscher kommen daher zum Ergebnis, dass einiges dafür spricht, dass der Mondzyklus auch heute noch das Schlafverhalten der Menschen prägt. Und dass dieses Phänomen wenig mit ethnischen oder soziokulturellen Unterschieden, sondern mit dem Einfluss des Mondes an sich zu tun hat. Sie räumen aber auch ein, dass noch weiter geforscht werden muss, um das Phänomen genauer erklären zu können. *24garten.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren RedakteurInnen leider nicht beantwortet werden.