Vergiftung bei Kindern: So leisten Sie Erste Hilfe, wenn es brenzlig wird

Vergiftungen gehören zu den häufigsten Unfällen im Kleinkindalter. Welche Symptome dafür sprechen und was Sie sofort tun müssen, steht hier.
Köln – Pillen geschluckt, Putzmittel getrunken oder von giftigen Beeren im Garten genascht: Potenzielle Vergiftungsgefahren lauern für Kleinkinder überall. Bei Verdacht auf eine Vergiftung sollten Eltern sofort den Notarzt rufen. Bis dieser eintrifft, heißt es Ruhe bewahren und einige Maßnahmen ergreifen.
Vergiftung bei Kindern: So leisten Sie Erste Hilfe, wenn es brenzlig wird
Vergiftungen bei Kindern zu erkennen ist nicht einfach, schließlich reichen die Symptome laut dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärtze (BVKJ) von Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Schwindel, Blässe, Rötungen, Hitzezuständen, Verwirrtheit, Kopfschmerzen und Müdigkeit über Unwohlsein bis hin zu Bewusstseinsstörungen und im schlimmsten Fall Herz-Kreislauf-Stillstand. Was jedoch immer gilt: Eine Vergiftung ist ein Notfall, der schnelles Handeln erfordert.
Vergiftungen bei Kindern: So gehen Sie vor
Haben Eltern den Verdacht, dass sich ihr Kind vergiftet haben könnte, gilt es zunächst Ruhe zu bewahren und nichts zu überstürzen. Als Erstes sollten sie den Notarzt rufen und sich Rat bei der Giftnotrufzentrale einzuholen. Die Experten werden Fragen stellen wie „Wer ist betroffen?“, „Was und wie viel wurde eingenommen?“, „Wie und wann wurde es eingenommen (geschluckt, eingeatmet, über die Haut)?“, „Wie geht es dem Kind?“ und Name und Telefonnummer für den Rückruf notieren.
Bis der Notarzt eintrifft, sollten sich Eltern um das Kind kümmern und es beruhigen. Wenn Sie mitbekommen haben, was es aufgenommen hat, gilt es Reste des Giftes und die Verpackung zu sichern. Hat sich das Kind erbrochen, sollten Sie ebenfalls Reste davon aufheben und dem Notarzt geben. Auf keinen Fall sollte das Kind aber aktiv zum Erbrechen gebracht werden, da die aufgenommenen Gifte die Schleimhäute der Speisröhre schädigen können.
Ist das Kind bewusstlos, muss es in die stabile Seitenlage gebracht und warmgehalten werden. Setzten die Atmung und der Puls aus, müssen Eltern sofort Wiederbelebungsmaßnahmen durchführen. Wer sich damit nicht auskennt, bekommt entsprechende Anweisungen über die Leitstelle.
Vergiftungen bei Kindern: Weitere Maßnahmen nur nach Absprache mit dem Arzt
Je nachdem, welches Gift auf welche Weise aufgenommen wurde, können der Notarzt oder die Giftnotrufzentrale weitere Anweisungen per Telefon geben. Aber Achtung: Führen Sie diese nicht auf eigene Faust durch!
- Hat das Kind Gift geschluckt und ist wach und orientiert: Eventuell Wasser, Tee oder Saft in kleine Schlucken geben, um das Gift zu verdünnen. Eventuell Aktivkohle geben, um das Gift zu binden
- Hat das Kind Spül-, Waschmittel oder Shampoo getrunken: Entschäumungstropfen verabreichen, falls diese im Arzneischrank vorrätig sind (erhältlich in der Apotheke)
- Bei Haut- oder Augenkontakt mit ätzenden Chemikalien: Die Kontaktstelle gründlich mit Wasser abspülen, dabei am besten Handschuhe tragen, Kleidung entfernen
- Hat das Kind Gift eingeatmet: Kind an die frische Luft bringen, Fenster und Türen öffnen. Vorsicht: Auch an die eigene Vergiftungsgefahr denken
Vergiftungen bei Kindern: So beugen Sie ihnen vor
Um Vergiftungen zu verhindern, sollten Eltern ihre Kinder frühzeitig über mögliche Gefahrenquellen in Haus und Garten aufklären. Bei Kleinkindern ist darauf zu achten, dass giftige Substanzen außer Reichweite gelagert werden.
Dazu:
- Möglichst wenig Giftiges im Haus lagern. Immer nur das Nötigste kaufen und nach ungiftigen Alternativen suchen
- Medikamente immer in verschlossenen Schränken und außerhalb der Reichweite von Kindern aufbewahren
- Das gilt auch für Duschgel, Seife, Spülmittel und Shampoo
- Bitter schmeckende Reinigungs- und Waschmittel mit dem Zusatz Bitrex kaufen
- Reste von gefährlichen Substanzen nicht einfach in den Mülleimer werfen, sondern über den Sondermüll entsorgen
- Giftige Substanzen nie in der Nähe von Lebensmitteln lagern
- Verpackungen mit kindersicherem Verschluss wählen. Chemikalien nie in Trinkflaschen umfüllen
- Einkäufe nicht unbeaufsichtigt lassen
- Keine Zigaretten- und Tabakreste herumliegen lassen
- Im Haus und Garten auf giftige Pflanzen verzichten*
- Erste-Hilfe-Kurse für Kinder besuchen
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Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren Redakteurinnen und Redakteuren leider nicht beantwortet werden.