Zucker, Süßstoff oder Süßungsmittel: Welcher Zuckeraustauschstoff ist am „gesündesten“?

Künstliche Süßstoffe und Zuckeraustauschstoffe sollen Lebensmittel einen süßen Geschmack verleihen, ohne ihren Kaloriengehalt zu erhöhen. Doch ist die künstliche Süße wirklich gesünder als herkömmlicher Haushaltszucker?
Bonn – Früher war er ein Luxusgut, heute steckt er in nahezu allen industriell hergestellten Lebensmitteln: Zucker. Dabei braucht der Körper zum Überleben gar keinen freien Zucker. Trotzdem konsumieren wir in Deutschland eine Menge davon – über 30 Kilogramm pro Kopf im Jahr. Damit haben auch zahlreichen Zivilisationskrankheiten zugenommen. Immer mehr Hersteller werben deshalb mit „zuckerfreien“ Fertig-Produkten, die mit Süßstoff oder Zuckeraustauschstoffen versetzt sind. Doch sind sie wirklich gesünder?
Zucker, Süßstoff oder Zuckeraustauschstoff: Was ist eigentlich Zucker?
Zucker gibt es nicht nur in einer Variante: So unterscheiden sich beispielsweise (natürlicher) Fruchtzucker, Rohrohrzucker und weißer Raffinadezucker. In vielen Lebensmitteln steckt vor allem letzterer, der auch weißer Zucker, Tafel- oder Haushaltszucker genannt wird. Raffinadezucker ist ein Zweifachzucker und setzt sich aus Fruchtzucker (Fructose) und Glucose zusammen.
Das Problematische an Zucker ist: Er wird zügig verdaut, gelangt ins Blut und lässt den Blutzuckerspiegel schnell ansteigen. Der Körper steuert diesem Mechanismus mit er Bildung von Insulin entgegen. Ist der Zuckerkonsum hoch und der Insulinspiegel dauerhaft erhöht, kann das zu Diabetes, Herzerkrankungen, Rheuma, entzündlichen Krankheiten, Alzheimer und Demenz führen. Prinzipiell ist es deshalb durchaus sinnvoll, den Zuckerkonsum runterzufahren. Doch sind Süßstoffe eine gute Alternative?
Zucker, Süßstoff oder Zuckeraustauschstoff: Was ist Süßstoff?
Süßstoffe sind synthetisch hergestellte oder natürliche Zuckerersatzstoffe. Nach Angaben des Verbrauchermagazins lebensmittelklarheit.de haben sie eine 30- bis 3.000fach höhere Süßkraft als Zucker, enthalten in den geringen eingesetzten Mengen aber kaum oder gar keine Kalorien. Die Lebensmittelindustrie verwendet sie gerne in Light-Produkten oder bietet sie als Tafelsüße, zum Beispiel in Tablettenform für Tee und Kaffee, an.
In der EU zugelassene Süßstoffe sind:
- Acesulfam K (E 950)
- Aspartam (E 951)
- Cyclamat (E 952)
- Saccharin (E 954)
- Sucralose (E955)
- Thaumatin (E957)
- Neohesperidin (E 959)
- Steviolglycoside (E960)
- Neotam (E961)
- Aspartam-Acesulfam-Salz (E 962)
- Advantam (E 969
Zucker, Süßstoff oder Zuckeraustauschstoff: Was sind Zuckeraustauschstoffe?
Süßstoffe sind aber nicht die einzige Alternative zu Haushaltszucker: Auch Zuckeraustauschstoffe, sogenannte Zuckeralkohole, zählen zu den Süßungsmitteln. Anders als Zucker haben sie nur einen geringen Einfluss auf den Blutzuckerspiegel und sind nicht kariesfördernd, weshalb sie hauptsächlich in Diabetiker-Produkten, Kaugummis und manchmal auch in Zahnpasta eingesetzt werden. Anders als Süßstoffe enthalten sie Kalorien (etwa 2,4 Kilokalorien pro Gramm), sind aber deutlich kalorienärmer als Zucker. Der Zuckeralkohol Erythrit ist sogar kalorienfrei. In größeren Mengen können Zuckeraustauschstoffe abführend wirken und Durchfall verursachen, weshalb zuckeralkoholhaltige Lebensmittel den Warnhinweis „Kann bei übermäßigem Verzehr abführend wirken“ tragen müssen.
In der EU zugelassene Zuckeraustauschstoffe sind:
- Sorbit (E 420)
- Mannit (E 421)
- Isomalt (E 953)
- Maltit (E 965)
- Lactit (E 966)
- Xylit (E967)
- Erythrit (E 968)
- Polyglycitolsirup (E 964)
Zucker, Süßstoff oder Zuckeraustauschstoff: Was ist am „gesündesten“?
In der Lebensmittelindustrie ist die Bezeichnung „zuckerfrei“ beliebt. Kein Wunder, schließlich zeigen laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) Verzehrstudien, dass ein Großteil der Deutschen die empfohlene Zuckerhöchstmenge (maximal 10 % der Gesamtenergiezufuhr, also 50 g Zucker bei 2 000 kcal/Tag) deutlich überschreitet. Der Wunsch, die Zuckeraufnahme zu reduzieren, ohne dabei auf Süßes zu verzichten, ist nachvollziehbar und für die Hersteller ein werbewirksames Mittel. Doch sind Süßstoffe und Zuckeraustauschstoffe tatsächlich gesünder als Haushaltszucker?
Der Pharmazeutischen Zeitung zufolge untersuchte die Wissenschaftlerin Ingrid Töws vom Institut für Evidenz in der Medizin an der Universität Freiburg gemeinsam mit anderen europäischen Kollegen, welchen Einfluss Zuckerersatz durch verschiedene Süßungsmittel auf Körpergewicht, Blutzucker, Essverhalten, Blutdruck, Zahngesundheit, Krebsrisikos sowie weiterer Organerkrankungen hat. Dazu analysierten die Forscher 56 Studien. Das Ergebnis: die Experten konnten weder bei Erwachsenen, noch bei Kindern eine gesundheitsfördernde Wirkung von Süßungsmitteln gegenüber normalem Zucker nachweisen. Einen schädigenden Effekt auf die Gesundheit konnten die Forscher anhand der ihnen zur Verfügung stehenden Daten hingegen nicht ausschließen.
Zucker, Süßstoff oder Zuckeraustauschstoff: Regen Süßstoffe den Appetit an?
So geben Studien Hinweise darauf, dass Süßstoffe den Appetit steigern und damit, ebenso wie Zucker, zu Übergewicht führen können. Auch stehen bestimmte Süßstoffe im Verdacht, die Zusammensetzung der Darmflora (Mikrobiom) zu beeinflussen. Beidem widerspricht der Süßstoff-Verband und weist unter anderem auf methodische Mängel hin. Zudem könne man die Ergebnisse von Tierstudien (um die es sich hierbei handelt) nicht eins zu eins auf den Menschen übertragen. Auch früheren Annahmen, süßende Zusatzstoffe könnten Krebs erregen, widersprechen Experten mittlerweile. So schreibt der Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums: „Zugelassene süßende Zusatzstoffe sind nach heutigem Kenntnisstand, bei Anwendung wie vorgesehen, weder krebserregend noch geht von ihnen eine andere Gefahr für die Gesundheit aus.“
Zucker, Süßstoff oder Zuckeraustauschstoff: Am besten auf alle drei verzichten
Für eine gesunde Ernährung sollte sich sowohl der Zucker- als auch der Süßstoff- und Zuckeraustauschstoffkonsum in Grenzen halten. Alle in Deutschland zugelassenen Süßstoffe sind von der Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) geprüft und zugelassen. Ihr Verzehr sollte die tägliche akzeptable Aufnahmemenge (ADI-Wert, Acceptable Daily Intake) aber nicht überschreiten. Auch Zuckeraustauschstoffe sollten nur in Maßen konsumiert werden, da es sonst zu Durchfällen kommen kann.
Zum Abnehmen sind Süßstoffe und Zuckeraustauschstoffe weniger geeignet. Verbraucher sollten ihre Ernährungsgewohnheiten besser langfristig umstellen und auf ausreichen Bewegung und Sport achten. Der stärkt ganz nebenbei auch noch das Immunsystem und die Abwehrkräfte. Auch ein Allerheilmittel gegen Karies sind Süßstoffe und Zuckeraustauschstoffe nicht. Hier gilt nach wie vor: Auf ausreichend Mundhygiene achten!
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren Redakteurinnen und Redakteuren leider nicht beantwortet werden.