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Wenn Schmerzen chronisch werden: Körper durchlebt drei Phasen

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Von: Laura Knops

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Viele Menschen leiden unter chronischen Schmerzen. Einfache Schmerzmittel helfen ihnen in der Regel nicht.

Das akute Schmerzempfinden aufgrund einer Verletzung oder Krankheit ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Halten die Schmerzen allerdings über lange Zeit an, beeinträchtigen sie nicht nur die Lebensqualität. In einigen Fällen können die Schmerzen auch chronisch werden. Während viele dabei zunächst nur an eine körperliche Ursache denken, scheint gerade bei chronischen Schmerzen die Psyche eine entscheidende Rolle zu spielen.

Chronische Schmerzen verstehen: Schmerzempfinden hat wichtige Funktion

Eine ältere Frau greift sich aufgrund von Schmerzen an den Rücken.
Rückenschmerzen können unbehandelt chronisch werden. © Imago

Ärzte sprechen von chronischen Schmerzen, wenn diese länger als drei bis sechs Monate bestehen. Während akuter Schmerz eine wichtige Warnfunktion für den Körper hat, wird chronischer Schmerz durch körperliche, psychische und soziale Faktoren aufrechterhalten. In Deutschland sind laut Deutsche Schmerzgesellschaft e. V. mehr als zwölf Millionen Menschen von chronischem Schmerz betroffen. Hilfe finden Betroffene allerdings meist erst nach langem Leiden.

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Der größte Risikofaktor bei der Entwicklung chronischer Schmerzen sind akute Schmerzen, die über einen längeren Zeitraum unzureichend oder gar nicht behandelt wurden. Zu den typischen Erkrankungen, welche chronische Schmerzen auslösen können, zählen laut dem Berufsverband Deutscher Internisten vor allem Fehlhaltungen und Verletzungen an Muskeln, Rücken, Nacken, Schultern oder Becken. Aber auch Osteoporose, Arthrose und rheumatische Erkrankungen können chronisch werden. Nervenschmerzen infolge von Operationen, Verletzungen, Stoffwechsel- oder Krebserkrankungen können die Lebensqualität ebenfalls beeinträchtigen.

Chronischer Schmerz: Wie er den Körper verändert

Bei Verletzungen oder Erkrankungen, die über lange Zeit Schmerzen verursachen, können sich bestimmte Vorgänge im Körper verändern. Die betroffenen Nervenzellen werden sensibler, aber auch das Rückenmark und die entsprechenden Gehirnbereiche passen sich an den langanhaltenden Schmerz an. Bis der Schmerz chronisch wird, müssen allerdings zunächst drei Phasen durchlebt werden.

Zu Beginn – in der ersten Phase – fühlen Patienten den akuten, stechenden Schmerz. Dieser hält nur so lange an, wie der schmerzauslösende Reiz auch vorhanden ist. Mit Verschwinden des Reizes geht dieser in einen dumpfen Schmerz über. In Phase 2 ist das Gewebe bereits sensibilisiert und der Körper versucht die betroffene Stelle zu schützen. Die Sensibilisierung nimmt nach der Heilung allerdings in der Regel wieder ab. Treten die akuten Schmerzen über einen längeren Zeitraum oder wiederkehrend auf, strukturiert sich das Gehirn jedoch um. Die empfindlichen Nervenzellen vermehren sich. Rückenmark und Gehirn reagieren stärker auf die einkommenden Reize.

Folgen von Schmerzen: Unbehandelt können sie chronisch werden

Die Dauer Schmerzes, aber auch die Intensität sind maßgeblich an der Entwicklung von chronischen Schmerzen beteiligt. Mit der Zeit bildet sich ein Schmerzgedächtnis, welches auch dann reagiert, wenn die Schmerzursache nicht mehr akut ist. Doch auch Faktoren wie Depressivität, negativer Stress und zu wenig Bewegung können chronische Schmerzen begünstigen. Häufig werden die psycho-sozialen Faktoren allerdings noch unterschätzt.

Obwohl bekannt ist, dass die Psyche einen entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung und Heilung chronischer Schmerzen hat, haben Betroffene meist einen langen Leidensweg vor sich. Die Therapie von chronischen Schmerzen ist langwierig und schwierig. Je nach Art und Intensität der Schmerzen hat sich eine individuelle Kombination verschiedener Behandlungsverfahren aus verschiedenen Fachbereichen als erfolgreich bewiesen.

Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren RedakteurInnen leider nicht beantwortet werden.

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