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Pädagoge behauptet: „Es gibt keine Männer, die keine toxischen Anteile besitzen“

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Von: Laura Knops

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Der Stereotyp des starken Mannes ist immer noch weit verbreitet. Welches Verhalten als toxisch gilt und was dahinter steckt.

Jungs weinen nicht und müssen stark sein. Von klein auf beeinflusst unsere Kultur das Männerbild und schleift damit auch den Charakter von Heranwachsenden. Obwohl sich in den letzten Jahren einiges verändert hat, die Art der sogenannten toxischen Männlichkeit ist in unserer Gesellschaft tief verankert. Doch das klassische Männerbild hat einige Schrammen erhalten. Immer mehr Männer und Frauen wollen nicht mehr an den alten Normen festhalten. Während viele Männer das ungesunde Leitbild des harten Kerls ablehnen, sind sich viele ihres Verhaltens häufig gar nicht bewusst. Zu tief sind die Glaubenssätze und Stereotypen verankert.

Toxische Männlichkeit macht sich auch in subtilen Verhaltensweisen bemerkbar

Grundsätzlich versteht man unter toxischer Männlichkeit das destruktive Verhalten vieler Männer gegenüber anderen. Als toxisch gilt die Verherrlichung oder Legitimierung von Aggressionen, Unterdrückung und Gewalt auf Basis der Geschlechterzugehörigkeit. Das Verhalten macht sich dabei vor allem in subtilen Verhaltensweisen im Alltag bemerkbar. „Es geht nicht einfach nur um den Mann, der eine Frau sexuell belästigt oder vergewaltigt. Das ist nur ein extremes Ausmaß an toxischer Männlichkeit“, sagt der Pädagoge und Autor Sebastian Tippe im Interview mit dem NDR.

Ein Mann sitzt mit seiner Tochter auf dem Schoß an einem Tisch und bügelt.
In den letzten Jahren hat sich einiges verändert: Viele Familien leben neue Rollenverteilungen. © Jeannie/Imago

Toxische Männlichkeit äußert sich dem Experten zufolge demnach in problematischen, sozialisationsbedingten Verhaltensweisen und Einstellungen von Jungen und Männern, mit denen sie sich nicht nur Frauen schaden, sondern auch sich selber. Konkret erkennt man dies beispielsweise an nicht wahrgenommener Elternzeit und einer fehlenden Verantwortung für Erziehungs- oder Haushaltsaufgaben. Toxische Männlichkeit macht sich daher nicht nur in Aggression und Gewalt bemerkbar, sondern auch in ungesunden Rollenverteilungen, wie Sebastian Tippe in seinem Buch „Toxische Männlichkeit. Erkennen, reflektieren, verändern“ beschreibt.

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Toxische Männlichkeit schadet auch Männern

Toxisch männliches Verhalten wird vielen Kindern schon früh anerzogen. Kinderbücher, Rollenbilder, Fernsehen und prominente Beispiele lernen Jungen subtil, wie sie sich zu verhalten haben. Kein Wunder, dass viele Männer mit hartnäckigen Rollenbildern zu kämpfen und Probleme, die erlernten Verhaltensweisen überhaupt als toxisch anzuerkennen, haben. „Da alle Männer in einer patriarchalen Gesellschaft sozialisiert werden, gibt es keine Männer, die keine toxischen Anteile besitzen“, sagt Sebastian Tippe.

Die gute Nachricht: Eine Umfrage der Dating-Plattform Bumble zeigt, dass das Männerbild im Laufe der Jahrzehnte verändert zu haben scheint. Mehr als die Hälfte der Teilnehmer gaben an, dass Hilfsbereitschaft und Respekt die wichtigsten Eigenschaften des „modernen Mannes“ sind. Die Befragten schätzen zudem Einfühlungsvermögen und bewusstes Ablehnen sexistischen Verhaltens als besonders wichtig an.

Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren RedakteurInnen leider nicht beantwortet werden.

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