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Blähbauch (Meteorismus): Symptome, Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten

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Von: Jasmina Deshmeh

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Bei einem Blähbauch (Meteorismus) kommt es zu einer abnormen Luftansammlung im Bauchraum. Die Ursachen sind vielfältig. Ein Blähbauch ist zwar ungefährlich, häufig leiden Betroffene aber unter den Symptomen. Die richtige Therapie kann die Beschwerden lindern.

Berlin – Das Gefühl des „Aufgeblähtseins“ ist vielen Menschen bekannt. In den meisten Fällen ist ein Blähbauch (Meteorismus) zwar unangenehm, aber nicht gefährlich. Ursache ist meist eine funktionelle Störung des Darms. Neben einem ungewöhnlich weit vorgewölbten Bauch kann der Meteorismus von Symptomen wie Aufstoßen, Völlegefühl, Magendruck, Darmgeräuschen, Verstopfung und Blähungen (Flatulenzen) begleitet werden. Tritt der Blähbauch häufig oder sehr plötzlich und sehr ausgeprägt auf, sollten die Beschwerden von einem Arzt abgeklärt werden.

Blähbauch (Meteorismus): Wie entsteht er?

Ein Blähbauch (Meteorismus) ist aus medizinischer Sicht zunächst das rein subjektive Empfinden eines aufgeblähten Bauches („Abdomen“). Häufig geht er mit Blähungen (Flatulenzen) einher, bei denen sich Gase im Darm sammeln und zu einer Wölbung der Bauchdecke führen. Gase im Darm entstehen häufig bei der Verdauung ballaststoffreicher Nahrungsmittel wie Getreide, Obst und Gemüse (z.B. Kohl, Hülsenfrüchte und Zwiebeln) oder großer Mengen Eiweiß und Kohlenhydrate. Aufgrund ihrer kurzkettigen Molekülstruktur passieren sie den Dünndarm nahezu unverdaut und werden anschließend im Dickdarm von Bakterien der Darmflora zersetzt. Beim Gärprozess entstehen Abbauprodukte wie Kohlendioxid, Methan und Wasserstoff. Das geruchlose Kohlendioxid gelangt zu großen Teilen über die Kapillaren der Darmwand ins Blut und wird über die Lunge ausgeatmet. Die übrigen Gase passieren den Darm und entweichen über den After als teils unangenehm riechende Darmwinde.

Blähungen sind ganz normal und lediglich ein Zeichen dafür, dass Lebensmittelbestandteile nicht von Magen und Dünndarm verarbeitet wurden. Foto: Christin Klose/dpa-tmn (Symbolbild)
Ein Blähbauch ist für Betroffene zwar unangenehm, in den meisten Fällen aber ungefährlich (Symbolbild) © Christin Klose/picture alliance

Neben Verdauungsgasen kann auch das unbewusste Schlucken von Luft einen Blähbauch verursachen - etwa durch hastiges Essen oder das Trinken kohlensäurehaltiger Getränke. Ebenfalls blähend wirken Zuckerersatzstoffe wie Xylit und Sorbit sowie mangelnde Bewegung.

Blähbauch (Meteorismus): Reizdarmsyndrom als Ursache  

Eine der häufigsten Ursachen für einen Blähbauch ist das Reizdarmsyndrom. In Deutschland leiden Schätzungen zufolge zehn bis zwanzig Prozent der Menschen an einem Reizdarm. Bei Frauen tritt die Erkrankung doppelt so häufig auf wie bei Männern. Bei dieser funktionellen Störung des Darms tritt der Blähbauch meist in Verbindung mit Bauchschmerzen und Stuhlveränderungen auf. Nach der gemeinsamen Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und der Deutschen Gesellschaft für Neurogastroenterologie und Motilität (DGNM) in Berlin liegt ein Reizdarmsyndrom vor, wenn die Symptome mindestens über einen Zeitraum von drei Monaten auftreten und keine organische Erkrankung diagnostiziert werden kann.

Die Ursachen eines Reizdarms sind vielfältig. So zeigen viele Reizdarmpatienten gestörte Darmbewegungen. Während sich die Darmmuskulatur bei Menschen ohne Darmbeschwerden rythmisch zusammenzieht, verläuft die Kontraktion bei Reizdarmpatienten krampfartig. Dadurch kommt es zu übermäßigen, teils schmerzhaften Luftansammlungen im Darm. Experten vermuten zudem, dass das Nervensystem des Darms (das sogenannte Bauchhirn) bei Reizdarmpatienten überaktiv ist und bereits auf normale Reize, wie eine gedehnte Darmwand, sensibel reagiert. Da Darm und Psyche über die Darm-Hirn-Achse im stetigen Austausch miteinander stehen, können Darmbeschwerden die Stimmung beeinflussen. Umgekehrt können Stress und seelische Belastung Einfluss auf den Verdauungstrakt haben. 

Blähbauch (Meteorismus) bei Frauen: Zyklus, Schwangerschaft, Wechseljahre  

Bei Frauen kann der Blähbauch auch vor der Periode als Teil des Prämenstruellen Syndroms (PMS) auftreten. Ausgelöst wird er durch das Gelbkörperhormon Progesteron, das vor allem in der zweiten Zyklushälfte gebildet wird und die Verdauung hemmt. In der Regel klingen die Beschwerden mit Einsetzen der Regelblutung und dem Beginn eines neuen Zyklus wieder ab.

Auch in der Frühschwangerschaft können veränderte Hormone zu Verstopfungen und einem Blähbauch führen. Da der Progesteronspiegel zu Beginn der Schwangerschaft ansteigt, verlangsamt sich die Darmaktivität, es bilden sich vermehrt Gase, der Weitertransport der Nahrung wird gehemmt. Bei Schwangeren tritt der Blähbauch häufig in Verbindung mit Verstopfung und Völlegefühl auf.

Auch Frauen in den Wechseljahren (Klimakterium) können an einem Blähbauch leiden, da die Produktion der zyklussteuernden Hormone zurückgeht und die Verdauung träger wird. Da der Östrogenspiegel sinkt, kommt es zu einem Anstieg des Stresshormons Cortisol. Cortisol wiederum bewirkt die Ausschüttung von Adrenalin, welches die Verdauung verlangsamt. Verstopfungen, Durchfälle, Übelkeit und das Gefühl, aufgebläht und aufgedunsen zu sein können die Folge sein.

Welche organischen Erkrankungen können hinter einem Blähbauch stecken?

In den meisten Fällen sind ein Blähbauch und seine Begleitsymptome zwar unangenehm, aber nicht gefährlich. In seltenen Fällen können jedoch auch Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder ernste Erkrankungen hinter dem Meteorismus stecken. Halten die Beschwerden an, sollten sie in jedem Fall mit einem Arzt abgesprochen werden. Erkrankungen, die einen Blähbauch verursachen können, sind:

Blähbauch (Meteorismus): Welche Maßnahmen und Therapien helfen?

Zunächst ist es wichtig, organische Erkrankungen durch eine ärztliche Untersuchung auszuschließen. In der Anamnese fragt der Arzt den Patienten nach Symptomen, Lebensweise und Lebenssituation sowie dem persönlichen Befinden. Oft gibt die Anamnese bereits Hinweise auf eine funktionelle Magen-Darm-Erkrankung wie Verdauungsstörungen (Dyspepsie) oder einen Reizdarm. Nach der Anamnese erfolgt die körperliche Untersuchung. Zur Diagnose nicht morphologischer Erkrankungen, wie einer bakteriellen Fehlbesiedelung des Dünndarms oder einer Nahrungsmittelunverträglichkeit, kann ein Atemtest sinnvoll sein.

Stecken harmlose Blähungen hinter dem Blähbauch, können meist schon einfache nichtmedikamentöse Maßnahmen die Symptome lindern. Durch einfache Verhaltensregeln beim Essen kann das unbewusste Schlucken von Luft reduziert werden. Dazu zählt langsames Essen ohne Zeitdruck, sorgfältiges Kauen und das Vermeiden von unregelmäßigen und übergroßen Mahlzeiten. Auch ein häufiger und hastiger Kaffeekonsum sowie Rauchen und kohlensäurehaltige Getränken wirken sich negativ auf die Verdauung aus. Zudem kann es helfen, blähende Nahrungsmittel und künstliche Süßstoffe zu meiden, zum Beispiel durch Anwendung der FODMAP-Diät. Um einer Mangelernährung vorzubeugen, sollten Diäten immer mit einem Ernährungsmediziner abgestimmt werden. Auch Hausmittel wie beruhigende Tees mit krampflösenden Heilpflanzen wie Fenchel, Anis, Kümmel oder Pfefferminze oder natürlich abführend wirkende Nahrungsmittel wie Flohsamenschalen können die Darmfunktion unterstützen.

Sind Angst oder Stress die Ursache des Blähbauchs, können Entspannungstechniken wie Yoga, Autogenes Training oder Progressive Muskelentspannung helfen. In Krisensituationen kann eine Psychotherapie sinnvoll sein.

Blähbauch (Meteorismus): Behandlung durch Medikamente  

Speziell gegen einen Blähbauch wirkende Medikamente gibt es nicht. Oberstes Ziel der Behandlung sollte deshalb immer das Vorbeugen eines Blähbauchs durch Behandlung der Ursache sein. Tritt der Meteorismus als Symptom einer organischen Erkrankung auf, muss diese behandelt werden. Bei chronischen Darmentzündungen können entzündungshemmende Medikamente wie Cortison zum Einsatz kommen. Ist der Blähbauch ein Symptom des Reizdarmsyndroms können Entschäumer Gasansammlungen im Darm reduzieren. Sie sind als Kautablette in der Apotheke erhältlich. Bei Schmerzen können entkrampfende Arzneimittel Abhilfe schaffen. Auch gering dosierte und verschreibungspflichtige Psychopharmaka, wie Trizyklische Antidepressiva, können bei Meteorismus helfen. Welche Medikamente bei der Behandlung eines Blähbauch zum Einsatz kommen, muss vom behandelnden Arzt entschieden werden.

Blähbauch (Meteorismus): Therapie durch Probiotika und Präbiotika

Ist der Blähbauch auf eine funktionelle Verdauungsstörung zurückzuführen, kann der Arzt eine Therapie mit Probiotika oder Präbiotika verordnen. Es ist wissenschaftlich belegt, dass sich die Darmbakterien (Darm-Mikrobiom) bei Reizdarmpatienten von der Darmflora gesunder Patienten unterscheiden und ihre komplexe Zusammensetzung Einfluss auf die Verdauung hat. Darmbakterien tummeln sich zu Milliarden im Dickdarm und in geringer Menge auch im Dünndarm – ihr Gesamtgewicht wird auf etwa eineinhalb Kilogramm geschätzt. Gerät das sensible Gleichgewicht der Darmbakterien durcheinander, etwa durch eine Therapie mit Antibiotika, kann es Verdauungsproblemen und einem Blähbauch kommen.

Im Mittelpunkt der probiotischen Therapie steht die Vermehrung von physiologischen und nützlichen Keimen bei zeitgleicher Verdrängung von krankmachenden Keimen. Da nur wenige Keime den sauren Magen lebend passieren, müssen sie in hoher Anzahl eingenommen werden. Auch Lebensmittel können eine Probiotikaquelle sein. Probiotika stecken etwa in Joghurt, bestimmten Käsesorte und fermentierten Lebensmitteln wie Sauerkraut und Apfelessig

Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren Redakteurinnen und Redakteuren leider nicht beantwortet werden.

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