Erziehung: Therapeutin fordert Elternführerschein wegen Burnout-Gefahr
Burnout und Erziehung von Kindern stehen laut Dr. Mirriam Prieß in engem Zusammenhang. Warum die Therapeutin deshalb einen Elternführerschein fordert.
Viele Eltern fühlen sich heutzutage überfordert mit der Erziehung ihrer Kinder. Schließlich möchten sie nichts falsch machen und für ihre Sprösslinge im Grunde nur das Beste. Dabei kann es allerdings schon mal vorkommen, dass Eltern ihren Kindern jegliche Hindernisse aus dem Weg räumen und den Kleinen dadurch mehr schaden. Laut einem Erziehungsexperten sollen sich Kinder sogenannter Rasenmäher-Eltern sogar zu „unselbstständigen Tyrannen“ entwickeln. Doch welcher Erziehungsstil ist der beste und wie funktioniert Erziehung „richtig“? Eine Art Elternführerschein könnte hier laut einer Therapeutin möglicherweise Abhilfe schaffen.
Erziehung: Elternführerschein kann laut Therapeutin helfen

In einem Interview mit 24vita.de von IPPEN.MEDIA erklärte die Ärztin und Therapeutin Dr. Mirriam Prieß, welche Ursachen hinter einem Burnout stecken können: Anders als angenommen spielen ihrer Ansicht nach nicht Stress oder eine zu hohe Arbeitsbelastung eine Rolle, sondern die Erziehungsmethoden der eigenen Kindheit. Dies beobachtete sie vor allem in der Arbeit mit Burnout-Patienten, von denen selbst der Ruf nach einem Elternführerschein kam. „Der Begriff Elternführerschein ist eigentlich immer wieder in der Arbeit mit erschöpften Eltern entstanden und ein Zitat eines Vaters. Denn in dem Moment, wo sie sich mit sich selbst auseinandergesetzt haben, wurde ihnen deutlich, dass die Muster, die in die eigene Erschöpfung geführt haben, sie unbewusst an den Kindern fortgesetzt haben.“
So äußerte einmal ein junger Patient und Vater: „Für alles braucht man einen Schein, aber für die Elternschaft, da braucht man nichts. Und dann ist man plötzlich Eltern und man lebt einfach das, was man erfahren hat und hält die eigene Beziehungsgestaltung für völlig normal.“ Hier könne es werdenden Eltern deshalb helfen, sich vor dem Anfang der Elternschaft darüber bewusst zu werden, in welchen Beziehungen man selbst aufgewachsen ist und welche Atmosphäre im eigenen Elternhaus vorherrschte, so die Expertin. Dr. Prieß empfiehlt deshalb, sich als Elternteil folgende Fragen zu stellen:
- Leben Sie das, was Ihnen entspricht?
- Sind Sie in der Lage, Beziehung vorzuleben?
- Können Sie Ihr Kind darin unterstützen, wie es wirklich ist, und nicht wie es sein soll?
- Sind Sie in der Lage, Ihrem Kind seinen eigenen, echten Wert zu vermitteln?
Letzteres gelinge natürlich nur, wenn der Elternteil über seinen eigenen Selbstwert verfügt, meint die Ärztin. Denn: „Zu werden, wer ich bin, braucht Eltern, die erkennen, wer ich bin. Die spüren und schauen, was entspricht mir?“ Die Voraussetzungen für eine gelungene Erziehung sind deshalb eine interessierte und offene Einfühlsamkeit auf Augenhöhe und Respekt auf Grundlage bedingungsloser Annahme. „Wie viel Freiraum braucht es, wo sind die Grenzen. Diese Zuwendung ist ganz zentral. Es sollte ein echtes Interesse gegenüber dem Kind stattfinden.“
Erziehung: Atmosphäre im Elternhaus entscheidend für Entwicklung der Kinder
Die Forderung nach einem Elternführerschein ist nicht neu. Immer wieder diskutieren Erziehungsexperten, Lehrer und Politiker darüber, ob ein derartiges Konzept sinnvoll wäre. Laut Dr. Prieß ist vor allem die Atmosphäre, die im Elternhaus stattfindet, entscheidend. „Dabei sind nicht einzelne Situationen zentral, sondern die tagtägliche Beziehungsatmosphäre. Wenn wir zum Beispiel von Anfang an Halt und Geborgenheit in der Familie erfahren haben und Eltern gehabt haben, die sich für uns interessieren. Eltern, die offen dafür sind, wer wir in unserem Wesen sind. Die einfühlsam sind, die uns auf Augenhöhe begegnen, uns respektieren und wertschätzen. Dann handelt es sich dabei um dialogische Beziehungselemente, die wir wie eine Sprache zu sprechen lernen.“
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren RedakteurInnen leider nicht beantwortet werden.