„Stell dich nicht so an!“: TikTok-Mama zeigt, wie schädlich solche Killerphrasen sind
„Hör auf zu heulen, so schlimm ist das doch nicht!“ Sätze wie diese sind Eltern schnell rausgerutscht. Sie schaden jedoch nicht nur dem Kind.
Tränen sind ständige Begleiter von Eltern kleiner oder größerer Kinder. Beim Frühstück bekommt das Kind einen Wutanfall, weil die Sankt-Martin-Laterne verschwunden ist – und dabei ist Juni. Auf dem Weg zum Kindergarten ist das Kleine aufgebracht, weil es vom falschen Elternteil begleitet wird. Und stößt es sich beim Umziehen auch noch den Zeh… Selbst bedürfnisorientierten und zugewandten Eltern reißt an stressigen Tagen der Geduldsfaden und gewisse Killerphrasen rutschen ihnen heraus: „Stell dich nicht so an, so schlimm ist das nicht!“ oder „Hör endlich auf zu heulen!“. Oft merken Eltern gar nicht, wie schlimm es ist, was sie da sagen. Oder denken erst darüber nach, wenn der Satz ihnen bereits herausgerutscht ist. Denn: Sätze wie diese schaden nicht nur dem Kind, sondern der ganzen Gesellschaft.
Typischer Erziehungsfehler: Sätze wie „Stell dich nicht so an!“ schaden der kindlichen Entwicklung

Hat das Kind einen Gefühlsausbruch, sind Eltern oft ratlos: Das kann doch gerade wirklich nicht so schlimm sein, oder? Dabei unterschätzen sie, dass das Kind Gefühle erst noch lernen muss. Eine Mini-Wunde oder wenn der Freund das Lieblingsspielzeug anfasst, rufen ein ganzes Feuerwerk an negativen Emotionen hervor. Auch wenn es Erwachsenen oft schwer fällt, diese nachzuvollziehen: Jedes Gefühl ist in Ordnung. Gehen Eltern darauf ein und nehmen ihr Kind in seiner Traurigkeit und Wut ernst, entwickelt es Vertrauen und Selbstsicherheit.
Kritiker bemängeln, dass Kinder von ihren Helikopter-Eltern überbehütet werden und wichtige Fähigkeiten nicht mehr lernen. Wird Kindern jedoch regelmäßig signalisiert, dass ihr Empfinden falsch ist und die Eltern nervt, werden sie vor allem eins lernen: Ihre Gefühle sind nicht wichtig. Welche Auswirkungen das haben kann, macht TikTok-Mama @marliesjohanna deutlich:
Die gute Nachricht ist, moderne Eltern sind auf dem richtigen Weg. Pädagoge Jan-Uwe Rogge beobachtet: „Viele bemühen sich, da mehr auf das Kind einzugehen“, wie beim Business Insider zu lesen ist. Sorge, dass ein Mangel an autoritärer Erziehung Kindern schade, hat er nicht. „Eltern müssen die Balance finden zwischen Trost und Ermutigung.“
Eine strenge Erziehung schadet nicht nur Kindern, sondern der ganzen Gesellschaft
Viele ältere Menschen finden die Vorsicht der jungen Eltern übertrieben. Auch sie haben in der Kindheit gelernt, „tapfer“ zu sein und Schmerzen zu akzeptieren. Doch mehr und mehr entsteht der gesellschaftliche Konsens, dass diese „Tapferkeit“ einen großen Preis hat. Viele Menschen halten es für stark, schlechte Erlebnisse zu verdrängen und Schmerzen zu unterdrücken. Doch dieses Verhalten führt nicht nur zu einer schlechten mentalen Gesundheit und großer Erschöpfung. Viele Menschen, vor allem Frauen, haben verinnerlicht, dass sie sich in einer Missbrauchssituation nicht wehren können. Mehr noch: Sie halten es für ihre Pflicht, den Schmerz zu ertragen. Auf der anderen Seite führt die Ablehnung jeglicher Schwäche zu toxischer Männlichkeit. Darunter leiden nicht nur Frauen: Bei Männern werden Depressionen trotz typischer Warnzeichen oft nicht erkannt. Oder die Scham, sich ihrer Verletzlichkeit zu stellen, ist zu groß.
Ein positiver Umgang ist die beste Erziehung
Auch wenn der Impuls, das Kind schnell zu beruhigen, groß ist: Gefühlen richtig zu begegnen, ist Gewohnheitssache. In vielen Elternköpfen steckt eine negative Sprache fest, die Kinder verwirrt oder gar herabwürdigt. Eine positive Kommunikation hingegen stärkt die Eltern-Kind-Beziehung und gibt Kindern Selbstvertrauen mit auf den Weg. Statt „Stell dich nicht so an“ und „Hör auf zu heulen“ sollten Kinder Sätze wie diese hören: „Ich sehe deinen Schmerz und ich verstehe dich. Deine Gefühle sind mir wichtig. Ich bin für dich da.“ Denn auch wenn die kindlichen Sorgen noch so klein und unbegründet erscheinen: Unsere Kinder sind es wert, ihnen zuzuhören und ihnen Trost und Rat zu bieten.
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren RedakteurInnen leider nicht beantwortet werden.