Schlaue Kids: Verschiedene Anzeichen zeigen, ob Ihr Kind hochbegabt ist
Die meisten Eltern halten ihre Kinder für kleine Genies. Ein paar sind es wirklich. So erkennen Sie, ob Ihr Kind eine Hochbegabung hat.
Wenn es um die Erfolge und Fortschritte des eigenen Kindes geht, denken ohnehin die meisten Eltern, ihr Sprössling wäre ein Genie. Eine kleiner Prozentteil dieser Eltern mag mit seiner liebevollen Einschätzung aber sogar recht haben. Durchschnittlich sind etwa zwei Prozent der Bevölkerung hochbegabt, was sich meist bereits im Kindesalter zeigt.
Jedes Kind zeigt in seinem Leben früher oder später Verhaltensweisen, die die Eltern glauben lassen, ihr Nachwuchs wäre ganz besonders clever. Aber erst, wenn sich bestimmte Muster häufen, kann man eventuell von einer erhöhten Intelligenz sprechen. So erkennen Sie eine Hochbegabung bei Ihrem eigenen Kind.
Ein hoher IQ: Ab wann spricht man von Hochbegabung?
Es gibt in der aktuellen Forschung keine genaue Definition für Hochbegabung, allerdings gehen verschiedene Modelle davon aus, dass hochbegabte Menschen eine stark erhöhte Intelligenz haben. In der Psychologie wird vorwiegend mit einem Modell gearbeitet, bei dem ein bestimmter Intelligenzquotient vorhanden sein muss, um als hochbegabt zu gelten.

Wer in einem Intelligenztest mindestens einen IQ von 130 oder einen Prozentantrag von 97,7 oder höher erreicht, gilt traditionell als hochbegabt. Der Prozentantrag gibt an, wie viele Kinder im gleichen Alter die gleichen oder bessere Resultate in einem Intelligenztest erreicht haben. Hat man einen Prozentantrag von 98 waren nur 2 Prozent aller gleichaltrigen Kinder besser. Durch die Abgrenzung einer Hochbegabung ab 97,7 Prozent ergibt sich eine Summe von 2,3 Prozent, also der ungefähre Anteil der hochbegabten Bevölkerung.
Neben dem Bereich der allgemeinen Intelligenz können Kinder aber auch hochbegabt in speziellen Bereichen sein. Das sind etwa künstlerische Felder, in die auch die musikalischen Wunderkinder fallen, oder verbale und mathematische Fähigkeiten. Wenn Kinder in nur einem dieser Interessensbereiche überdurchschnittlich talentiert sind, aber einen durchschnittlichen IQ haben, wird in der Regel nicht von Hochbegabung gesprochen.
Hochbegabung beim Kind erkennen: Auf diese Anzeichen sollten Sie achten
Kinder, die bereits in frühen Jahren besondere Talente und Begabungen zeigen, können entweder recht clever und interessiert sein oder aber wirklich über eine Hochbegabung verfügen. Um eine solche Form des Intellekts frühzeitig zu erkennen, sollten Eltern auf diese Signale ihres Kindes achten.
Merkmale für eine Hochbegabung eines Kindes können sein:
- frühzeitig gute Sprache, großer Wortschatz
- hohe Denk- oder Problemlösefähigkeit
- schnelle Auffassungsgabe, Beobachtungsgabe
- gutes Gedächtnis
- erkennt komplexe Zusammenhänge schnell und kann selbstständig Fakten verknüpfen
- bringt sich selbst Lesen, Rechnen, Schreiben bei
- lernt schnell und kann sich vieles merken
- überspringt Entwicklungsphasen
- verbringt lieber Zeit mit Älteren
- viel Phantasie, Vorstellungskraft und Kreativität
- große Neugierde
- Interesse an „Erwachsenenthemen“ wie Politik oder Religion
- ausgeprägtes Spezialwissen
- großes zeichnerisches, musikalisches oder anderes künstlerisches Talent
- sehr selbstständig
- zielorientiert
- starker Gerechtigkeitssinn
- perfektionistisch und kritisch sich selbst gegenüber
- in Schule oder Kita schnell gelangweilt oder unterfordert, schneller mit Aufgaben fertig als andere Kinder
Wenn ein Kind eine oder wenige dieser Eigenschaften besitzt, dann kann es hochbegabt sein, muss es aber nicht. Erst bei einer erhöhten Ansammlung von Indizien, die sich über einen längeren Zeitraum halten, sollten Eltern überlegen, ob sie ihr Kind einen Intelligenztest machen lassen. Diplom-Psychologin Christine Koop von der Karg-Stiftung erklärt laut Focus Online: „Ein einzelnes Merkmal ist kein sicherer Indikator für eine Hochbegabung. Aber wenn sie im Bündel auftreten und über einen längeren Zeitraum zu beobachten sind, könnte das schon ein sichererer Hinweis darauf sein.“
Hochbegabung entdeckt: So können Sie Ihr Kind am besten fördern
Haben Eltern die Vermutung, dass ihr Kind eine Hochbegabung hat, sollten sie es frühestens im Alter von drei Jahren testen lassen. Laut einem Bild-Interview mit Diplom-Psychologin Dr. Christa Hartmann ist ein Test vor der Einschulung aber noch sinnvoller. Stellt sich dabei heraus, dass Ihr Kind tatsächlich eine Hochbegabung hat, sollten Sie diese fördern.
Buchtipp für Eltern hochbegabter Kinder
Der Ratgeber „Hochbegabte Kinder, ihre Eltern, ihre Lehrer“ (werblicher Link) ist ein Buch für Eltern und Lehrer hochbegabter Kinder. Autor James T. Webb legt darin großen Wert auf den Austausch von Gefühlen zwischen Erwachsenen und Kindern, um Konflikte im Alltag zu vermeiden. Er gibt praktische Tipps zur Gestaltung der Beziehung und wurde mit dem National Media Award der American Psychological Association ausgezeichnet.
Hochbegabt zu sein bedeutet nicht, dass das Kind automatisch alles kann und in der Schule gut sein wird. Tatsächlich können hochbegabte Kinder bei Unterforderung auch schnell in einen Langeweile-Modus wechseln, in dem sie sich gar nicht mehr anstrengen und dann schlechter abschneiden als sie es eigentlich könnten. Auch Druck kann diesen Effekt haben.
Deswegen sollten Eltern von hochbegabten Kindern stets dafür sorgen, dass ihr Kind gefordert wird, zum Beispiel durch neue Lernmöglichkeiten wie Sportarten oder Musikinstrumente, und sich mit anderen Hochbegabten austauschen können, etwa bei speziellen Angeboten für diese Kinder. Außerdem ist der Anschluss an das eigene Umfeld und Kinder des gleichen Alters wichtig. Dafür eignen sich Sportvereine oder AGs in der Schule. Sprechen Sie auch mit der Schule oder Kita offen über die besonderen Bedürfnisse Ihres Kindes. Das Wichtigste aber: Lassen Sie Ihr Kind sein, wie es ist. Beantworten Sie die Fragen, die es stellt. Setzen Sie liebevolle Grenzen und reden Sie offen mit ihm. Nichts ist für ein hochbegabtes Kind schlimmer, als einen Riegel vor die eigene Neugierde geschoben zu bekommen.
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren RedakteurInnen leider nicht beantwortet werden.