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Mit Kindern richtig kommunizieren: Fünf Sätze, die dem Selbstbewusstsein schaden

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Von: Judith Braun

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Kommunikation ist Trumpf – auch in der Erziehung: Wenn Eltern nicht auf ihre Sprache achten, kann das Selbstbewusstsein ihrer Kinder Schaden nehmen.

Die Aufgabe von Eltern ist es, ihre Kinder mit der Erziehung auf das Leben vorzubereiten. Das stellt eine immense Herausforderung dar und bringt so manche Eltern verständlicherweise auch schon mal an ihre Grenzen. Häufig spielt die Erziehung der eigenen Kindheit dabei eine Rolle, wie ein Psychiater verrät. Dennoch ist es wichtig, den eigenen Kindern Selbständigkeit und Selbstvertrauen zu vermitteln. Im stressigen Familienalltag fallen jedoch oftmals Sätze, die Eltern zwar gut meinen, mit denen sie jedoch gleichzeitig dem Selbstbewusstsein ihrer Kinder schaden können. Deshalb sollten sie diese Sätze am besten aus ihrem Wortschatz streichen und sie durch bessere Alternativen ersetzen.

Erziehung: Fünf Sätze zerstören das Selbstbewusstsein Ihres Kindes

Traurig blickendes Mädchen in einem blauen Hoodie lehnt an einer Wand
Kinder erlangen innere Sicherheit und Selbstbewusstsein, wenn sie wissen, was Sache ist. Eltern sollten deshalb eine Aufforderung nicht als Bitte verpacken. © Jana Fernow/IMAGO

Diplom-Psycholgin Anke Precht ist selbst Mutter von drei Kindern und weiß deshalb nur zu gut, wie man mit seinen Kindern sprechen und kommunizieren sollte. Bei Focus Online verriet sie, welche fünf folgenden Sätze Eltern bei der Erziehung ihrer Kinder besser vermeiden sollen:

1. „Würdest Du bitte Deine Hausaufgaben machen?“

Mit diesem Satz wird eine Aufforderung als Bitte verpackt, was gegenüber dem Kind laut Precht unfair sei. Auf das Kind wirkt es so, als würde man ihm die Entscheidung überlassen, ob es die Hausaufgaben erledigen möchte oder nicht. Dadurch muss es sich aber selbst dazu motivieren. Schließlich müssen die Hausaufgaben gemacht werden. Der Satz ist zwar höflich gemeint, allerdings handelt es sich dabei um eine klare Ansage ohne Alternative. Auch wenn Kinder im ersten Moment möglicherweise sauer auf ihre Eltern sind, müssen sie wissen, was Sache ist. Nur das gibt ihnen innere Sicherheit.

Prechts Empfehlung lautet deshalb: „Machen Sie klare Ansagen, wenn etwas getan werden muss: ‚Zieh jetzt deine Schuhe an, wir müssen los.‘ Oder: ‚Noch 20 Minuten für die Hausaufgaben. Sonst reicht die Zeit nicht für deine Lieblingssendung.‘“ Nur was wirklich abgelehnt werden darf - wie beispielsweise die Hilfe beim Abwasch - sollte als Bitte formuliert werden. Lehnt das Kind ab, sollten Eltern es akzeptieren.

2. „Warte – ich helfe dir!“ Oder, noch schlimmer: „Ich mache das für dich“

Gerade sogenannte Rasenmäher-Eltern neigen dazu, ihren Kindern jegliche Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Nicht selten übernehmen sie sogar die Hausaufgaben für ihre Schützlinge. Gegen Unterstützung und Hilfe vonseiten der Eltern ist jedoch erstmal nichts auszusetzen. Wenn der Satz allerdings zu oft fällt, dann bekommen die Kinder das Signal: „Du kannst das nicht. Darum mache ich es.“ Sagen Sie Ihrem Kind stattdessen: „Probiere es einfach mal. Ich bin sicher, du kriegst raus, wie es geht. Wenn es richtig klemmt, unterstütze ich dich. Aber ich weiß, dass du das kannst!“

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3. „Suuuuuper!“

Jeder Mensch braucht Anerkennung und Bestätigung. Um dies auszudrücken, loben Eltern ihre Kinder gerne. Laut Dr. Johanna Graf, Psychologin und Mitgründerin des Instituts zur Stärkung der Erziehungskompetenz, ist Lob jedoch nicht immer förderlich, denn Eltern würden ihre Kinder häufig falsch loben. Auch Precht ist der Meinung, dass Eltern zwar loben sollen, Lob aber nicht inflationär benutzen sollten. Sie sollten nur loben, wenn es auch wirklich etwas zu loben gibt und wenn das Kind zum ersten Mal etwas schafft, wie zum Beispiel die Nudeln mit der Gabel aufzuspießen.

Wird das Kind hingegen bei allem gelobt, lernt es nicht zu unterscheiden, ob es etwas gut oder nicht so gut gemacht hat. Die Folge davon ist häufig, dass sich Kinder nicht mehr anstrengen, weil sie von ihren Eltern gespiegelt bekommen, dass alles super läuft. Im Erwachsenenleben können sie dann jedoch oftmals nur schwer mit Kritik umgehen und diese nicht als Ansporn zur Weiterentwicklung sehen. Die Erziehungsexpertin rät deshalb: „Loben Sie nur, wenn Ihr Kind etwas wirklich toll gemacht hat, und sagen Sie auch, wenn Sie Verbesserungspotential sehen und sich etwas anderes vom Kind wünschen. Tun Sie das konstruktiv: ‚Hey, ich weiß, dass du schon weiter schwimmen kannst! Los, wir machen es noch einmal.‘“

4. „Du brauchst keine Angst zu haben. Es tut gar nicht weh.“

Wenn Eltern diesen Satz sagen, wollen sie ihr Kind meistens beruhigen. Das kann zum Beispiel bei einem Arztbesuch oder bei einer Impfung sein. Allerdings erreichen sie damit häufig eher das Gegenteil, da Wörter wie „Angst“ und „tut weh“ zu wirken beginnen. Sprache ist mächtig, das zeigt sich auch in diesem Fall. Sie wird nicht nur logisch verstanden. Der Verstand malt daraus innere Bilder, die wiederum eine Wirkung auf uns Menschen haben. Sagen Sie stattdessen zu ihrem Kind: „Atme einmal tief durch. Es piekst ein bisschen, und dann ist es schon geschafft. Was machen wir danach?“

5. „Der Paul macht das viel besser“ oder „Dein Bruder konnte das in deinem Alter aber schon“

Einer der größten Erziehungsfehler, der Eltern unterlaufen kann, ist der Vergleich mit anderen Kindern. Kinder glauben dann, dass ihre Eltern andere Kinder oder ihre Geschwister besser finden als sie selbst. Zurück bleibt die Überzeugung: „Ich bin nicht gut genug“. Das kann dem Selbstbewusstsein wiederum immens schaden. Besser ist es, sich auf die Talente des eigenen Kindes zu fokussieren und es darin zu bestärken.

Auch wenn ein Kind Schwierigkeiten in der Schule hat, besitzt es sicherlich in anderen Bereichen Stärken, Talente und zeigt dort auch Begeisterung. Das kann beispielsweise im Sport oder beim Malen sein. Precht rät Eltern deshalb, dem Kind zu zeigen, wie gut es das macht und gleichzeitig aber trotzdem Engagement in der Schule zu fordern. Kommt es dann mit einer besseren Note als zuvor nach Hause, sollten Eltern das Kind dafür loben – und es nicht darauf hinweisen, dass sein Sitznachbar noch besser war.

Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren RedakteurInnen leider nicht beantwortet werden.

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