Frauen mit 40 sind genauso fruchtbar wie Jüngere, wie Coach für Familienplanung erläutert
Ab Ende 30 ist es schwierig, schwanger zu werden. Das hört man immer wieder. Doch ist es wirklich so? Grund zur Hoffnung geben Studien und Experten.
Laut Statistischem Bundesamt liegt das Durchschnittsalter der Frauen in Deutschland, die den ersten oder weiteren Nachwuchs bekommen, heute bei Anfang oder Mitte 30, je nach Bundesland. Vor zehn Jahren wurden Frauen im Durchschnitt mit 28,8 Jahren schwanger. „Das Erstgeburtsalter steigt kontinuierlich. Das ist ein eindeutiger Trend, der sich immer dynamischer entwickelt. Kinderwunsch wird oft erst dann angegangen, wenn beide beruflich Fuß gefasst haben.“, wie das Ärzteblatt den Forschungsdirektor des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB), Dr. Martin Bujard, zitiert.
Studie: Fruchtbarkeit der 40-Jährigen nur minimal niedriger als von unter 35-Jährigen

Schwangerschaft ist für viele Frauen mit zunehmendem Alter ein schwieriges Thema. Hat sich eine Frau bewusst dafür entschieden, ab 30 die Familienplanung anzugehen, so wird allgemein vermittelt, dass es doch mit zunehmendem Alter schwieriger wäre, schwanger zu werden. Manche Wissenschaftler beziehen sich dabei auf Statistiken und Thesen wie „Die Fruchtbarkeit und die Fähigkeit, ein Kind zu gebären, nimmt mit dem Alter der Frau deutlich ab.“ aus einer Studie des Human Reproduction Update (2005). Dabei basieren die ursprünglichen Daten auf französischen Geburtsstatistiken aus den Jahren 1670 bis 1830.
Eine andere Studie des Statistikers David B. Dunson in Obestrics & Gynecology aus dem Jahr 2004 zeigte bereits wesentlich positivere Resultate: Nach einem Jahr waren 78 Prozent der 35- bis 40-Jährigen Teilnehmerinnen schwanger. Bei den 20- bis 34-Jährigen waren es 84 Prozent, also lediglich sechs Prozent mehr. Somit scheint das Alter der Frau als alleinigen Richtwert zu betrachten, wenig sinnvoll zu sein. Insgesamt nahmen 770 Frauen an der Studie teil.
Frauen mit 40 genauso fruchtbar wie Jüngere, laut Expertin
Mittlerweile gibt es einige Mediziner, Ärzte und Experten, die sich mit dem Thema Kinderwunsch ab 35 sehr differenziert beschäftigen, verschiedene Parameter wie Lifestyle und Ernährung einbeziehen sowie Frauen ganzheitlich beraten und betreuen.
Wie Melissa Schemionek, Coach zum Thema Familienplanung, die mit Frauen und Paaren hinsichtlich Kinderwunsch und Schwangerwerden zusammenarbeitet. Frauen kämen immer wieder mit der gleichen Frage und Sorge auf sie zu: „Bin ich vielleicht schon zu alt für meinen Kinderwunsch, hat mein Alter einen zu großen Einfluss?“ Schemioneks Antwort darauf ist ganz deutlich:
„Ja, Frauen können auch über 35 und über 40 noch schwanger werden. Es braucht nur eine Eizelle, die eine gute Qualität hat, um schwanger zu werden. Das Gute ist, dass sie heutzutage die Eizellqualität beeinflussen können“, erläutert die Expertin zum Thema Kinderwunsch. Es gibt praktische Fragen bzw. Antworten, die betroffene Frauen näher betrachten können, um das Thema Schwangerwerden einerseits etwas differenzierter und andererseits mit weniger Druck angehen zu können.
Schwangerwerden mit 40: Fruchtbarkeit ist beeinflussbar
- „Wann ist meine Mutter in die Wechseljahre (Menopause) gekommen?“ – Das kann ein Richtwert für die jeweilige Frau sein. Ist beispielsweise ihre Mutter erst mit 50 oder über 50 in die Wechseljahre gekommen, so ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass dies auch bei der Tochter passiert. Dieses Wissen kann Frauen mit Kinderwunsch möglicherweise etwas beruhigen.
- „Was ist, wenn mein Anti-Müller-Hormon (AMH) niedrig ist?“ – Der AMH-Wert sagt grundsätzlich aus, wie viele Eizellen zukünftig noch zur Verfügung stehen, um schwanger werden zu können. Er sagt jedoch nichts darüber aus, wie hoch die Chancen aktuell liegen, im nächsten Zyklus schwanger zu werden. Diese Chance kann erstmal genauso hoch sein wie bei einer Frau mit einem höheren AMH-Wert. Zudem gibt es weitere Behandlungsmethoden, die zum gewünschten Nachwuchs verhelfen.
- „Kann ich noch was an meiner Ernährung und meinem Lifestyle ändern?“ – Das Thema Lifestyle und Ernährung, beispielsweise Folsäure schon vor der Schwangerschaft einnehmen, ist wichtiger als vielleicht vermutet. Die Darmgesundheit kann ebenfalls Einfluss auf die Eizellenqualität haben. (Crash-)Diäten sind nicht unbedingt förderlich, sie fördern nicht nur Gallensteine, sondern könnten auch den Hormonhaushalt negativ beeinflussen. Sinnvoll wäre es auch, allen voran die Schilddrüsenwerte und Leberwerte in Augenschein zu nehmen.
Anmerkung der Redaktion: Dieser Text ist bereits in der Vergangenheit erschienen. Er hat viele Leserinnen und Leser besonders interessiert. Deshalb bieten wir ihn erneut an.
Schwangerwerden: Frauen und Männer sind angesprochen
Wichtig für das Schwangerwerden ist es, nicht nur die Frauen und ihre Bedürfnisse zu betrachten. Auch der Mann kann vieles dazu beitragen, um den Nachwuchs im wahrsten Sinne zu zeugen. Neben dem Augenmerk auf gesunde Ernährung und Lebensgewohnheiten ist es sinnvoll, die Spermienqualität anhand eines Spermiogramms zu betrachten. Es gibt Auskunft über Anzahl, Form und Beweglichkeit der Spermien im Sperma (Ejakulat).
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren Redakteurinnen und Redakteuren leider nicht beantwortet werden.