Neurodermitis bei Kindern und Babys: Welche Ernährung, Hausmittel und Cremes helfen
Neurodermitis ist im Baby- und Kindesalter die häufigste Hauterkrankung. Vor allem Kinder, deren Eltern an einer Allergie leiden, haben ein großes Risiko zu erkranken. Lesen Sie hier alles zu Neurodermitis bei Babys und Kindern.
- Schätzungen zufolge sind zehn bis 20 Prozent der Kinder weltweit von Neurodermitis betroffen
- Ursachen für den Ausbruch im Säuglings- und Kindesalter gibt es viele
- Eltern können helfen, die Krankheit für Kinder erträglicher zu machen
Berlin – Eine Neurodermitis (auch atopische Dermatitis, atopisches Ekzem) ist eine chronisch-entzündliche Hautkrankheit, bei der sich stark juckende und gerötete Ekzeme auf der Haut bilden. Eine Neurodermitis verläuft meist in Schüben und kann viele Ursachen haben. Besonders Kinder sind von Neurodermitis betroffen: In Deutschland leiden 23 Prozent der Babys und sieben Prozent aller Kinder und Jugendlichen unter der Hautkrankheit. Bei Säuglingen tritt sie besonders im Kopfbereich auf, später dann eher an Kniekehlen und in der Ellenbogenbeuge.
Neurodermitis bei Kindern und Babys: Symptome und Krankheitsverlauf

Eine Neurodermitis kann bei Babys und Kindern schon sehr auftreten. Bereits nach dem dritten Lebensmonat zeigen einige Säuglinge Symptome der Krankheit. Darunter fallen zum Beispiel:
- Milchschorf an den Außenseiten der Arme und Beine
- Trockene Haut
- Leichte Ekzeme
- Schwerere Ekzeme, bei denen die Haut nässt und verdickt
Grundsätzlich gilt laut Allergieinformationsdienst des Helmholtz Zentrum München: Je früher eine Neurodermitis auftritt, desto größer ist die Chance, dass sie im Laufe des Lebens verschwindet. So haben 60 bis 80 Prozent der Babys mit Neurodermitis im Grundschulalter keine Probleme mehr. Tritt die Hautkrankheit hingegen erst mit vier Jahren oder später auf, sind die Ekzeme auch mit zehn Jahren noch vorhanden. Mit etwa 15 Jahren sind aber auch diese Kinder größtenteils geheilt. Bis zum Erwachsenenalter sind etwa 60 Prozent der erkrankten Kinder wieder gesund sind.
Neurodermitis bei Kindern und Babys: Ursachen und Auslöser gibt es viele
Die Ursachen einer Neurodermitis bei Babys und Kindern sind nicht eindeutig geklärt. Unbestritten ist jedoch die Bedeutung der geschädigten Hautbarriere. Die Haut ist bei Kindern mit Neurodermitis meist besonders trocken und empfindlich und dadurch durchlässiger für Umweltreize. Kommt es über die angegriffene Hautoberfläche zu Kontakt mit eigentlich harmlosen Fremdstoffen, kann es zu Entzündungsreaktionen und Neurodermitis-Symptomen kommen.
Auslösende Faktoren können sein:
- Vererbung
- Umweltkeime, Pilze, Viren
- Stoffe, die Allergien begünstigen (zum Beispiel Nüsse)
- Waschmittel
- Hoher pH-Wert in Cremes
- Temperaturschwankungen von heiß zu kalt
- Stress, psychische Beschwerden
- Infekte
- Allergien gegen Lebensmittel und Hausstaub
- Reizung durch Kleidung (zum Beispiel Wolle)
Der Faktor der Vererbung ist besonders hervorzuheben. Für die genetische Veranlagung spricht, dass häufig mehrere Personen innerhalb einer Familie an Neurodermitis erkranken. Laut der Europäischen Stiftung für Allergieforschung (ECARF) in Berlin spielt dabei das sogenannte FLG-Gen eine entscheidende Rolle. Dieses Gen ist entscheidend für die Entwicklung der Hornschicht der Haut – ist es erblich bedingt verändert, ist Neurodermitis eine mögliche Folge. Cremes mit zu hohem pH-Wert können zudem Eiweiß spalten, worunter die Hautbarriere leidet. Der ph-Wert der Haut liegt meist zwischen 4,7 und 5,9. Ist die Hautbarriere einmal geschädigt, können Erreger wie Viren und Bakterien eindringen. Das Immunsystem versucht, diese dann zu bekämpfen und eine Entzündung entsteht.
Neurodermitis bei Kindern und Babys: Wie Eltern präventiv helfen können
Laut einer Studie des Robert-Koch-Instituts (RKI) in Berlin sollten Säuglinge in den ersten vier Monaten ohne Beikost gestillt werden. Ist das nicht möglich, sollten Eltern eine hydrolysierte Babynahrung wählen. Diese enthält weniger Allergene als herkömmliche Babynahrung. Dass eine allergenarme Ernährung der Mutter in der Schwangerschaft das Allergierisiko des Babys senkt, ist wissenschaftlich nicht belegt. Es gibt aber Hinweise, dass der Verzehr von Fisch das Allergierisiko des Kindes senkt.
Dass die Ernährung bei älteren Kindern Einfluss auf die Neurodermitis hat, ist wissenschaftlich zwar nicht bestätigt, bei einer diagnostizierten Nahrungsmittelallergie können bestimmte Nahrungsmittel oder Nahrungsmittelbestandteile die Neurodermitis aber triggern und sollten gemieden werden. Zudem sollten Kinder in einem rauchfreien und schimmelfreien Umfeld aufwachsen und alle empfohlenen Impfungen erhalten.
Auch eine Basis-Therapie der Neurodermitis durch regelmäßiges Eincremen der gesamten Kinderhaut ist wichtig. Dabei sollten Eltern darauf achten, wirkstofffreie Cremes zu wählen. Durch das Eincremen wir die Haut mit Fetten versorgt, die ihr von Natur aus fehlen. Auch Sport zur Entlastung bei Stress hilft, Neurodermitis-Symptomen vorzubeugen.
Neurodermitis bei Kindern und Babys: Wie Eltern nach Ausbruch helfen können
Treten Symptome einer Neurodermitis auf, kann Kindern in Absprache mit einem Arzt geholfen werden. So schwer es den betroffenen Kindern auch fällt: Das Kratzen an entzündeten Hautstellen sollten sie möglichst vermeiden. Wenn der Juckreiz gar nicht mehr auszuhalten ist, sollten Kinder ihre Haut lieber kneifen, darauf klopfen oder mit Eis kühlen. Denn je mehr sie kratzen, desto verletzter ist die Haut und desto mehr Viren, Bakterien und Allergene können eindringen.
Sobald rötliche Stellen zu sehen sind, hilft eine Creme mit höherem Fettanteil und Inhaltsstoffen wie Zink, Glycerin oder Harnstoff bei der Pflege. Die Stoffe beruhigen die angegriffene Haut. Hilft auch das nicht, helfen cortisonhaltige Cremes. Cortison dämmt die Entzündung meist gut ein, darf aber nur in Absprache mit einer Ärztin oder einem Arzt zum Einsatz kommen. Kinder bekommen selten Medikamente zum Einnehmen oder Spritzen („systemische Behandlung“), die Erwachsene in seltenen starken Fällen von Neurodermitis erhalten.
Auch die richtige Kleidung kann Kindern den Leidensdruck nehmen: Eltern sollten Babys und Kindern leichte, luftdurchlässige Kleider anziehen. Leinen und Baumwolle fühlen sich beispielsweise gut auf der Haut an, wohingegen Wolle oft kratzt und die Haut eher reizt.
Neurodermitis bei Kindern und Babys: Gut zu wissen
Die ECARF weist ausdrücklich darauf hin, bei Kindern sogenannte Eliminationsdiäten nur in Absprache mit der Ärztin oder dem Arzt durchzuführen. Besonders im Wachstum sind solche Maßnahmen meist nicht sinnvoll, da eine ausgewogene Ernährung wichtig für die gesunde Entwicklung ist und eine Mangelernährung droht. Wer seinem Kind Neurodermitis spielend und verständlich erklären möchte, findet auf der Website des Deutschen Allergie- und Asthmabunds (DAAB) kindgerechte Erklärvideos.
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren Redakteurinnen und Redakteuren leider nicht beantwortet werden.