Zu viele Lehrerinnen an Grundschulen: Verweichlichen die Jungs?
„Männer ins Grundschullehramt“ – denn das hat einen Frauenüberschuss. Dabei brauche es auch Lehrer als männliche Vorbilder. Oder etwa doch nicht?
Viele kleine Mädchen träumen davon, Lehrerin zu werden. Die Jungs hingegen werden lieber Feuerwehrmann oder Polizist. Das sind meist gängige Rollenklischees. Natürlich verändern sich die Vorlieben und Träume mit dem Alter. Dennoch ist auffällig, dass es besonders viele Frauen in das Lehramt, insbesondere das Grundschullehramt, zieht. Das geht auch aus einem Bericht des Statistischen Landesamts in Stuttgart hervor.
Zu viele Lehrerinnen an Grundschulen: Verweichlichen die Jungs?
Demnach sollen in Baden-Württemberg 74 Prozent und damit Dreiviertel der 94.965 Lehrer, die im Schuljahr 2019/2020 an öffentlichen Schulen unterrichtet haben, Frauen sein. Damit liegt der Männeranteil bei gerade mal 26 Prozent. Dabei habe sich gezeigt, dass letztere vor allem an Gymnasien und Gesamtschulen unterrichten. Die Anzahl der Frauen hingegen soll an Grund-, Hauptschulen sowie an sonderpädagogischen Einrichtungen bedeutend höher sein. Doch stellt das ein Problem für die pädagogische Entwicklung der Kinder dar, vorwiegend der männlichen Schüler?

Darüber ist eine Diskussion entbrannt, die schriftlich in einer Handreichung namens „Männer ins Grundschulamt“ der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) gipfelt. Darin wird untersucht, „wie Geschlechtervielfalt in Kollegien von Grundschulen erreicht werden kann“. Warum es das braucht? Weil die „zunehmende Feminisierung der Schulen“ dafür sorge, dass sich männliche Schüler immer weniger angesprochen fühlen. Demnach gebe es für sie kein männliches Vorbild mehr, dem sie nacheifern können.
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Zu viele Lehrerinnen an Grundschulen: „Feminisierung“ schaden Schülern?
„Frauen wiederum könnten aufgrund ihrer Erfahrungen und ihrer Weiblichkeit mit männlichen Impulsen nicht wertschätzend und anerkennend arbeiten und dies auch nicht im Rahmen von Aus- und Fortbildung verändern. Vielmehr stünden sie Jungen fremd gegenüber und scheiterten mit ihren Erziehungsversuchen dadurch zwangsläufig“, heißt es in der Handreichung und unterstreiche die Annahme, die in diverser Fachliteratur vertreten wird.
Dennoch sei es schwer, Männer für das Grundschullehramt zu begeistern, einerseits, weil es als geschlechtsuntypisch gelte und zweitens aufgrund der meist geringen Bezahlung. Doch dadurch würden Kinder lernen, dass „Männer tendenziell für die Vergabe von Status und die Vermittlung des für den Statuserwerb nötigen Wissens, Frauen tendenziell für die Organisation des Alltags und für Erziehung zuständig sind.“ Das heißt also, dass die Kinder bereits in der Grundschule Klischees und Rollenbilder lernen, wie sich eine Frau oder ein Mann zu verhalten oder welche Berufsbilder sie zu ergreifen haben.
Zu viele Lehrerinnen an Grundschulen: Lehrer oft strenger
Dennoch weisen Studien ebenfalls darauf hin, dass es Jungen allerdings nicht so wichtig sei, von wem sie unterrichtet werden. Demnach habe in einer Dortmunder Jungenstudie, bei der 1.635 Jungen im Alter von zwölf und 19 Jahren befragt worden sind, über die Hälfte angegeben, dass ihnen das Geschlecht egal sei. Was aber spannend ist: Eine weitere Studie an einem Gymnasium deutet allerdings wieder auf ein gewisses Rollenverständnis bei männlichen Schülern hin.
Hier sollen die Mehrheit der Jungen männliche Lehrkräfte für männlich konnotierte Fächer – dazu zählen meist Naturwissenschaften oder Sport – und weibliche Lehrkräfte für weiblich konnotierte Fächer bevorzugen. Aber: 77,7 Prozent der Jungen gaben auch an, strenger als Mädchen behandelt, zurechtgewiesen und bestraft zu werden. Und das besonders von männlichen Lehrkräften. Aus diesem Grund stellt sich allerdings abschließend die Frage, ob Lehrer tatsächlich ein besseres Verständnis für die Verhaltensweisen und Bedürfnisse von Jungen haben.
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren Redakteuren und Redakteurinnen leider nicht beantwortet werden.