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Hilfe für Long-Covid-Patienten: Diese Möglichkeit gibt’s für Betroffene

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Von: Christine Pander

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Ein Mann sitzt erschöpft auf dem Sofa und stützt den Kopf in die Hand (Symbolbild)
Corona kann auch nach der Akutphase Folgen haben (Symbolbild). © Daniel Gonzalez/Imago

Die Infektion ist längst vorbei, die Nachwirkungen aber noch lange nicht. Das kennen viele Covid-19-Patienten. Es gibt Anlaufstellen für Betroffene, doch die Nachfrage ist groß.

Gießen/Wetzlar – Auch nach einer überstandenen Coronavirus-Infektion und Covid-19-Erkrankung plagen manche Betroffene noch Beschwerden. Der Zustand wird als Long Covid oder Post Covid bezeichnet. Auch Patienten mit leichten Verläufen oder wenig Symptomen können davon betroffen sein.

Hilfe für Long-Covid-Betroffene: Betroffene Ärztin wird selbst aktiv

Manche der Covid-19-Patienten spüren noch lange die Nachwirkungen der Virusinfektion, selbst wenn diese milde oder sogar ohne Symptome verlaufen ist. Zwar gibt es nun erste Anlaufstellen für Patienten, doch der Aufbau von Hilfsstrukturen braucht Zeit. Und manchmal vor allem Eigeninitiative.

Selbst aktiv geworden ist die Wetzlarer Gefäßchirurgin und Oberärztin Claudia Ellert. Sie erkrankte nach eigenen Angaben im November 2020 und durchlebte einen „leichten bis mittelschweren Verlauf, so wie es im Prinzip klassisch ist für viele Long-Covid-Patienten“. Die Folgen spürt die 48-Jährige, die an den Wetzlarer Lahn-Dill-Kliniken arbeitet, jedoch noch immer.

Von diesen anhaltenden Symptomen berichten Betroffene nach einer überstandenen Infektion:

„Dieses Leitsymptom, diese Belastungsintoleranz, die muss man ernst nehmen, damit man eine Chance hat, aus diesem Zustand herauszukommen“, sagt die Medizinerin. Nötig seien Angebote, um das Verständnis und die Akzeptanz für die Krankheit zu stärken und die Betroffenen aufzufangen. Doch es gebe zu wenige Anlaufstellen.

Also wurde Ellert selbst aktiv und initiierte eine spezielle Reha-Sportgruppe, die im Mai 2021 in Zusammenarbeit mit dem Wetzlarer „Rehazentrum kerngesund!“ an den Start gehen soll. Inhalte: Bewegungs- und Atemtherapie, Entspannungstechniken, gegebenenfalls auch Krankengymnastik oder Psychotherapie. Ambulante Angebote könnten auch helfen, überlaufene, stationäre Dienste zu entlasten, sagt die Ärztin. Und: Auch die Ernährung nach einer Erkrankung hat einen Einfluss auf das Befinden.

Hilfe für Long-Covid-Betroffene: Unikliniken Gießen und Marburg haben Betroffene im Blick

Vor kurzem hatte die Deutsche Gesellschaft für Medizinische Rehabilitation wegen steigender Corona-Neuinfektionen auf Versorgungslücken in der Nachsorge von Corona-Patienten hingewiesen. So würden in Reha-Kliniken lange Wartezeiten für Long-Covid-Patienten entstehen, hatte der Verband mitgeteilt.

Patienten mit Langzeitfolgen haben auch Ärzte an der Frankfurter Uni-Klinik sowie am Uni-Klinikum Gießen und Marburg (UKGM) im Blick. Am UKGM wurde noch in der ersten Welle der Pandemie im Mai 2020 eine Post-Covid-Ambulanz eingerichtet. Ziel sei es, die Menschen nicht nur zu behandeln, sondern auch Kenntnisse über die Erkrankung und ihre Folgen zu sammeln, sagt Oberarzt Ulrich Matt. Bislang sind den Angaben zufolge 120 bis 140 Personen gekommen. Wegen der großen Nachfrage könne sich die Ambulanz derzeit nur um Patienten kümmern, die zuvor am UKGM stationär behandelt wurden.

Hilfe für Long-Covid-Betroffene: Genesungsprozess benötigt viel Zeit

Der Mediziner teilt die betroffenen Patienten in zwei Gruppen ein: Die einen, die einen schweren Verlauf hatten und zum Beispiel Lungenschäden erlitten haben, sowie Patienten mit eher leichtem Verlauf, die aber nach einer Infektion über Beschwerden klagen. „Häufig geht es um Müdigkeit, Atemnot, Brustschmerzen und manchmal, was wirklich auch covidtypisch ist, um Geruchs- und Geschmacksstörungen, die auch teilweise lange brauchen, bis sie sich zurückbilden“, sagt Ulrich Matt.

Zu den bislang gewonnenen Erkenntnissen gehört Matt zufolge, dass Patienten Geduld brauchen für den Genesungsprozess. Der Faktor Zeit helfe. „Es wird bei allen Patienten, die wir gesehen haben, besser. Es gibt auch nach zwölf Monaten und auch bei leichten Verläufen Patienten, die noch über Beschwerden klagen. Aber in Summe ist das Befinden massiv besser. Es gibt niemanden, bei dem es gleich bleibt oder sich verschlechtert.“

Hilfe für Long-Covid-Betroffene: Selbsthilfegruppen können helfen

Wichtig wäre für Long-Covid-Betroffene aber gerade der Austausch in Selbsthilfegruppen, betont Claudia Ellert. „Es geht ja primär um viel Verständnis und Akzeptanz der Erkrankung. Und ich glaube, dass man das in Selbsthilfegruppen gut abfangen kann“, betont die Ärztin.

Bundesweit gibt es erste Selbsthilfegruppen: Die Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (Nakos) hat derzeit Kenntnis von knapp 20 Gruppen, bestehende oder geplante, die sich an Long-Covid-Betroffene richten. Hinzu kommen Gruppen in den Sozialen Medien. Die beste Prävention gegen Langzeitfolgen ist jedoch, erst gar nicht an Corona zu erkranken. Wichtig ist es daher, nach wie vor die AHA-Regeln einzuhalten und die Impfung wahrzunehmen (mit Material von dpa). *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren Redakteurinnen und Redakteuren leider nicht beantwortet werden.

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