Corona-Pandemie an Schulen: Luftfilter sollen Ansteckungsgefahr verringern – nicht alle Geräte sind geeignet

Corona-Pandemie: Im Kampf gegen die Ausbreitung des Corona-Virus kann der Einsatz von speziellen Luftfiltern sinnvoll sein. Regelmäßiges Lüften können die Geräte jedoch nicht ersetzen.
Dessau-Roßlau – Stoßlüften soll das Corona-Risiko senken. Doch viele Schüler, Eltern und Lehrer fürchten, dass es in den kommenden Wintermonaten in den Klassenräumen zu kalt werden könnte. Als Alternative könnten Luftreinigungsanlagen infrage kommen. Laut Herstellern sollen die Geräte infektiöse Aerosole aus der Raumluft fast vollständig herausfiltern. Für ein paar Tausend Euro können sich Gastronomen und Veranstalter, aber auch Privatpersonen oder Schulen einen solchen Filter kaufen. Aber halten die Geräte auch, was sie versprechen?
Luftreiniger gegen Corona: Reduzierung der Ansteckungsgefahr?
Forscher der Goethe-Universität Frankfurt haben verschiedene mobile Luftreiniger untersucht. Dazu hat das Team um Joachim Curtius, Professor für Experimentelle Atmospährenforschung, eine Woche lang vier Luftreiniger in einer Schulklasse mit 27 Schülern aufgestellt. Die Luftreiniger verfügten über einen einfachen Vorfilter für groben Staub und Flusen sowie über einen HEPA-Filter der Klasse H13 sowie einen Aktivkohlefilter.
Das Ergebnis: Luftreiniger können die Aerosol-Konzentration in einem Klassenzimmer in einer halben Stunde um 90 Prozent senken. „Ein Luftreiniger reduziert die Menge an Aerosolen so stark, dass in einem geschlossenen Raum auch die Ansteckungsgefahr durch eine hoch infektiöse Person, einen Superspreader, sehr deutlich reduziert würde“, resümiert Joachim Curtius nach einer Modellrechnung auf Basis der Messdaten. (Erkältungen und Corona: Regelmäßiges Lüften im Winter hilft Infektionen vorzubeugen)
Luftreiniger gegen Corona: Sinnvolle technische Lösung
Auch eine Untersuchung der Bundeswehr München kam zu einem ähnlichen Ergebnis. In der Münchner Studie hat Christian Kähler vom Institut für Strömungsmechanik und Aerodynamik hat Raumluftreiniger dabei ein Gerät mit großem Volumenstrom und hochwertigen Filtern der Klasse H14 getestet. Der Raumfilter verfügte demnach über eine Filterkombination, die gewährleistet, dass Aerosolpartikel mit einem Durchmesser von 0,1 bis 0,3 Mikrometer zu 99,995 Prozent aus der Raumluft abgeschieden werden. (Corona bei Asthma, COPD und Diabetes: Wie gefährlich ist die Erkrankung für Risikopatienten?)
„Die Ergebnisse zeigen, dass die Aerosol-Konzentration in einem Raum mit einer Größe von 80 Quadratmetern innerhalb kurzer Zeit überall auf ein geringes Maß reduziert werden kann“, so das Fazit der Autoren. Bestimmte Luftreiniger sind demnach eine sinnvolle technische Lösung, um Infektionsgefahren durch Aerosole stark zu verringern.
Luftreiniger gegen Corona: Auf den Filter kommt es an
Doch nicht alle Luftreiniger sind gleichermaßen geeignet. Wer mit dem Gedanken spielt, einen solchen Raumluftfilter anzuschaffen, sollte sich vor der Anschaffung daher ausreichend informieren. So sind Filter, die in Lüftungsanlagen verbaut sind, eher weniger geeignet. Denn die klassischen Feinstaubfilter scheiden nur etwa 50 Prozent der Aerosole ab. Besser sind sogenannte H13-, H14 und ULPA-Filter. Laut dem Aerosolforscher und Leiter des Hermann-Rietschel-Instituts der TU Berlin Martin Kriegel reinigen diese Filter die Luft beinahe partikelfrei.
Luftreiniger gegen Corona: Auch für Schulen geeignet?
Auch für Schulen könnten die Filter eine mögliche Alternative sein. So hat Hessens Landesregierung bereits angekündigt, die Schulträger mit zehn Millionen Euro bei der Anschaffung von Luftreinigungsgeräten zu unterstützen. „Diese sollen insbesondere für Klassenräume angeschafft werden, bei denen es nicht möglich ist, ausreichend zu lüften, weil beispielsweise Fenster nicht geöffnet werden können“, erklärte Kultusminister Alexander Lorz (CDU).
Experten des Umweltbundesamts sehen das eher kritisch. So rät die Kommission für Innenraumlufthygiene weiterhin zum klassischen Lüften. In einer ausführlichen Stellungnahme heißt es dazu: „Eine möglichst hohe Frischluftzufuhr ist eine der wirksamsten Methoden, potenziell virushaltige Aerosole aus Innenräumen zu entfernen.“ Das Fazit: Mobile Luftreiniger in Klassenräumen oder zu Hause können das aktive Lüften nicht ersetzen, sondern allenfalls in Einzelfällen ergänzen. (Lüften gegen Coronaviren: Können Luftreiniger das Infektionsrisiko senken?)
Luftreiniger gegen Corona:
Ähnlich schätzen die Verbraucherzentralen den Einsatz von Luftreinigern im privaten und schulischen Gebrauch ein. Sie warnen zudem davor, den Versprechen von Herstellern blind zu vertrauen. Man könne beim Kauf viel falsch machen. So müsse zum Beispiel die Reinigungsleistung zur Raumgröße und zur Personenzahl passen, die Filter müssten regelmäßig gewechselt werden. Manche Anbieter werben neben der Filterleistung mit zusätzlichen Maßnahmen gegen Viren, etwa Ozon oder UV-Licht. Von diesen Geräten rät das Umweltbundesamt aus gesundheitlichen ebenso wie aus Sicherheitsgründen ab. (Mit Material der dpa)
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren Redakteurinnen und Redakteuren leider nicht beantwortet werden.