Zufriedenheit in Beziehungen: Paare sind nach zehn Jahren am unglücklichsten
Psychologen haben die Zufriedenheit von Paaren im Laufe der Zeit untersucht – und herausgefunden, wann sie ihren Tiefpunkt erreicht.
Bern – Viele Menschen wünschen sich eine langanhaltende, glückliche Beziehung. Doch die Realität sieht meist anders aus. Alltagsstress und Krisen gefährden das Glück. Gerade Paare, die schon lange zusammen sind, erleben im Laufe der Zeit eine Menge Auf und Abs. Bei den meisten Menschen verändert sich die Zufriedenheit in der Partnerschaft mit den Jahren. Den Tiefpunkt erreichen Beziehungen allerdings nicht, wie der Volksmund sagt im „verflixten 7. Jahr“. Wie sich Partnerschaften über die Zeit hinweg entwickeln, haben nun Forscher der Universität Bern untersucht.
Zufriedenheit in Beziehungen: Paare sind nach zehn Jahren am unglücklichsten
Um den statistischen Verlauf des Wohlbefindens nach Beziehungsjahren herauszufinden, hat das Forschungsteam um die Persönlichkeits- und Entwicklungspsychologin Janina Bühler von der Universität Bern eine Metaanalyse von 165 Studien erstellt. Die Untersuchung erlaubt erstmalig eine Identifikation typischer Entwicklungsverläufe sowohl über die Lebensspanne als auch die Beziehungsdauer.

Dabei analysierten die Wissenschaftler die Daten von rund 165.000 Personen aus insgesamt 16 Ländern, die sich zu ihren – vor allem monogamen heterosexuellen – Beziehungen befragen ließen. Die Teilnehmer waren im Alter von 20 bis 76 Jahren, die Beziehungen der Befragten dauerten drei Monate bis 46 Jahre. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Psychological Bulletin“ veröffentlicht.
Zufriedenheit in Beziehungen: Glück nimmt kontinuierlich ab
Die gute Nachricht: Zwar nimmt die Zufriedenheit in den ersten Beziehungsjahren kontinuierlich ab, es wird aber auch wieder besser. Denn nach dem anfänglichen Verliebtsein wird die Glückseligkeit beider Partner stetig weniger, bis sie im zehnten Beziehungsjahr dann ihren Tiefpunkt erreicht – allerdings nur vorübergehend. Das lang anhaltende Liebesglück scheint demnach gerade in der ersten Phase eher Schwierigkeiten ausgesetzt zu sein.
Paare, die diesen Punkt überstehen, können sich den Forschenden zufolge wieder auf bessere Zeiten freuen. So steigt die Zufriedenheit bis zum 20. Beziehungsjahr wieder an, ehe sie ein weiteres Mal leicht abnimmt. Allerdings identifizierten die Forschenden einen weiteren Tiefpunkt bei den 40-Jährigen. Laut Psychologin Janina Bühler handelt es sich hierbei um die Midlife-Crisis, die sich in der Beziehung abzeichnet.
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Zufriedenheit in Beziehungen: Midlife Crisis wirkt sich auch auf die Beziehung aus
So fand das Team um Janina Bühler heraus, dass eine Midlife Crisis sich auch in der Zufriedenheit mit der Beziehung abzeichnet. Ob die Midlife Crisis nur die Zufriedenheit beeinflusst, die Beziehung sich auch auf die Midlife Crisis auswirkt oder sogar eine Wechselwirkung besteht, lässt sich aus den Daten zwar nicht ablesen. Beides scheint jedoch stark miteinander zusammenzuhängen. Aber: Nach der Krise geht es wieder bergauf, und die Zufriedenheit stabilisiert sich ab einem Alter von 65 Jahren auf einem hohen Niveau, also auf etwas unter 80 Prozent.
Statt während einer Sinnkrise sein ganzes Leben inklusive Partnerschaft zu hinterfragen, sollte man sich laut der Psychologin unbedingt in Erinnerung rufen, dass in einer Beziehung nicht immer alles rund laufen kann. Lieber sollte man den Fakt akzeptieren, dass man sich in einer schwierigen Phase befindet, die aber auch wieder vorübergeht. Kommunikation und stetiger Austausch zwischen beiden Partner sei deshalb ein zentraler Aspekt einer langanhaltenden Beziehung. Nur so kann man gemeinsame Probleme und Unsicherheiten beheben. *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren RedakteurInnen leider nicht beantwortet werden.