Alkohol gegen Cannabis: Arzt erklärt, was wirklich schlimmer sein soll
Schon lange fordern die Grünen die Legalisierung von Cannabis. In einer neuen Ampelkoalition ist das jetzt beschlossen worden. Ein Arzt nickt das sogar ab.
Erlangen – Alle Zeichen stehen auf Grün: Zumindest, was eine bestimmte Pflanze angeht, die schon seit längerem in Politikkreisen umstritten ist. Während die regierende CDU jahrelang eine Legalisierung von Cannabis abgelehnt hat, soll sie jetzt für Befürworter in greifbare Nähe rücken. Denn die Grünen wollen das schon seit längerem. In einer neuen Ampelkoalition aus SPD, FDP und Grüne hat man sich jetzt für die Legalisierung von Cannabis ausgesprochen.
Alkohol gegen Cannabis: Arzt erklärt, was wirklich schlimmer sein soll
Zumal Cannabis bereits erfolgreich zu medizinischen Zwecken eingesetzt wird. Erst kürzlich hat zudem eine britische Studie gezeigt, dass CBD-Öl sogar Lungenkrebstumore schrumpfen lassen könnte. Das Kiffen also deutschlandweit erlauben? In vielen anderen Ländern ist das bereits der Fall.* Was sagen Ärzte dazu? Dr. Stephan Lins, Oberarzt in der Psychiatrischen und Psychotherapeutischen Klinik Erlangen sieht darin kein Problem.

Denn: „Aus medizinischer Sicht wird die Legalisierung wahrscheinlich keinen großen Unterschied machen. Wer Cannabis konsumieren möchte, tut es sowieso.“ Stattdessen sieht Lins eine Legalisierung durchaus positiv: „Wenn der Staat den Anbau kontrolliert, könnte es sogar einen positiven Effekt haben, weil der Stoff dann reiner ist. Viele Komplikationen durch Cannabis, etwa Psychosen, treten nicht nur, aber insbesondere durch die Verunreinigung auf dem Schwarzmarkt auf.“
Alkohol gegen Cannabis: Kiffen kann IQ senken
Allerdings weist der Experte darauf hin, dass er Cannabis nicht per se empfiehlt. Manche überkonsumieren es auch, dabei weiß man, „dass dauerhafter Konsum einen negativen Effekt auf den IQ, die Konzentrationsfähigkeit und die Stimmung hat. Selbst wenn man mit dem Kiffen aufhört, kann es Wochen oder Monate dauern, bis die negativen Effekte ausbleiben.“
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Besonders betroffen seien davon junge Konsumenten, die regelmäßig kiffen, da deren Entwicklung noch nicht vollständig beendet ist. Allerdings sieht der Oberarzt Cannabis auch nicht als „Einstiegsdroge“ für stärkere Drogen wie Kokain oder Heroin. Ein kausaler Zusammenhang, der oft gestellt wird, ist seiner Meinung nach wissenschaftlich nicht haltbar. Stattdessen verweist er auf Cannabis als Therapeutikum, zum Beispiel bei Depressionen und ADHS. Dennoch gibt er auch zu bedenken, dass die Studienlage noch nicht aussagekräftig genug ist.
Alkohol gegen Cannabis: „Jegliche Art des Drogenkonsums nicht gut“
Grundsätzlich findet Lins zwar „jegliche Art des Drogenkonsums nicht gut“, aber im Vergleich zu „Nervengift Alkohol“ sei es das kleinere Übel von beiden: „Es (Alkohol, Anm. d. Red.) greift nicht nur Leber und Gehirn an, sondern kann auch den Rachen schädigen. Alkoholentzug kann sogar lebensbedrohlich sein. Cannabis ist für den Körper, bis auf das Gehirn, harmlos“, erklärt der Experte.
Daher ist sein abschließendes Fazit, was eine mögliche kommende Legalisierung angeht: „Ich bin für jegliche politische Maßnahme, die den Cannabiskonsum reduziert, nur scheint ein Verbot diesen Zweck nicht zu erfüllen und eine Legalisierung dem nicht sonderlich abträglich zu sein. Insofern fehlen mir aus heutiger Sicht die Argumente für ein Verbot und somit wäre eine Legalisierung die logische Konsequenz.“ Das sieht wohl die Ampelkoalition genauso. *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren RedakteurInnen leider nicht beantwortet werden.