Stiftung Warentest checkt Arzttermin-Portale: Diese Plattformen sind empfehlenswert

Keine Wartezeit mehr am Telefon und online ständig erreichbar: Wer einen Arzttermin vereinbaren möchte, kann von einigen Portalen zur Terminvergabe profitieren. Aber nicht alle sind vertrauenswürdig.
Patientendaten sind besonders schützenswert. Anbieter von Arzttermin-Portalen sehen das oft nicht so eng: Das zeigt ein Check der Stiftung Warentest. Die Prüfer haben sich mit fiktiven Nutzerdaten bei sieben Terminportalen angemeldet, unter anderem das der Kassenärztlichen Vereinigung und bei sechs kommerziellen Anbietern, darunter Jameda und Doctolib.
Arzttermin-Portale im Check: So hat Stiftung Warentest überprüft
Mit erfundenen Patientendaten buchten die Tester über Onlineportale oder via Apps Arzt-Termine bei Dermatologen, Gynäkologen Augenärzten oder auch bei Hausärzten, legten Nutzerkonten an und fragten die Anbieter, welche Daten sie gespeichert hatten.
Gerade bei Fachärzten wie Dermatologen können diese Portale unter Umständen eine gute Gelegenheit sein, um schneller an einen Termin zu kommen, wenn es beispielsweise um die dringende Abklärung bezüglich einer Allergie, Beschwerden bei Asthma oder Hautausschlägen geht.
Arzttermin-Portale im Check: Unerwünschte Verknüpfung von Nutzerdaten
Überprüft haben die Prüfer der Stiftung Warentest auch, ob eine Nutzung ohne Nutzerkonto möglich ist und ob die Datenschutzerklärungen eingehalten werden. Zum Vergleich vereinbarten sie auch telefonisch in der jeweiligen Praxis Termine.
Für jeden Onlinedienst-Anbieter wählten die Tester neun Ärzte aus, bei denen auch eine telefonische Terminvereinbarung möglich war. Gescheckt wurde, ob bei der Verknüpfung von Nutzerdaten Informationen aus verschiedenen Quellen vermengt wurden, ohne den Patienten vorab zu informieren – zum Beispiel SMS-Erinnerungen für den Termin, die vom Portal als Absender kamen.
Arztterminportale im Check: Datenschutz wird nicht immer eingehalten
Negativ aufgefallen ist den Testern Doctolib: Der Dienst kann beispielsweise nur genutzt werden, wenn ein Kundenkonto angelegt wird. Nach Angaben der Warentester kann das zwar den Komfort erhöhen, aber es erleichtert den Anbietern auch, Nutzerdaten zu verknüpfen und Profile zu erstellen.
„In Doctolib-Konten tauchten Termine auf, die Patienten mit Praxen direkt vereinbart hatten, ohne dass sie der Arzt über diese Vermischung von Daten informiert hätte“, schreiben die Warentester.
Das Ergebnis: Mit den persönlichen Daten der Verbraucher gehen die Anbieter nicht immer korrekt um. Teilweise wurden Infos, die der Patient an die Praxis gegeben hatte, ungefragt mit den Daten aus dem Terminportal verknüpft. Doctolib erhält deshalb die Note ausreichend. Drei der sieben Arzttermin-Portale im Test sind dagegen hilfreich bei der Terminsuche.
Diese Online-Anbieter waren im Test:
- eTerminservice
Arzttermine.de - Doctena
- Doctolib
- Dr. Flex
- Jameda
- Samedi
Für gesetzlich Versicherte ist nach Angaben der Stiftung Warentest der eTerminservice der Kassenärztlichen Bundesvereinigung die erste Wahl.* Zur Begründung: „Basisschutz persönlicher Daten top, hilfreich beim Terminvereinbaren“, so die Experten der Warentest.
Privat- und Kassenpatienten sind bei Jameda mit vielen gelisteten Ärzten laut Tester gut aufgehoben. Dr. Flex schneidet in Bezug auf den Datenschutz der Patienten etwas besser ab. Aber: Die Arztauswahl beschränkt sich meist auf Zahnärzte und ist damit nicht so umfangreich wie etwa bei Jameda.
Doch wie kann es eigentlich dazu kommen, dass sensible, von den Arztpraxen erhobene Daten mit Plattformen zur Terminvergabe vermischt werden? Die Warentester klären auch diesen Punkt auf: Das Hauptgeschäftsfeld der Anbieter von Arzttermin-Portalen ist eine Terminplanungs-Software für Praxen. Ärzte verwenden sie genauso in ihren Praxen auch für telefonisch vereinbarte Termine.
Arzttermin-Portale im Check: Datensparsamen Dienst wählen
So kann es leider passieren, dass Online-Dienste jene Patienten-Daten, die sie über ihr Portal erhoben haben, mit Informationen, die der Patient womöglich im Vertrauen bei der Terminvereinbarung an die Praxismitarbeiter gegeben hat, vermischen.
Wer das nicht möchte, muss einen datensparsamen Dienst wählen – oder wieder zum Hörer greifen, etwas Wartezeit in Kauf nehmen und das persönliche Gespräch mit den Sprechstundenassistentinnen suchen.*merkur.de ist Teil des Ippen-Digital-Netzwerkes
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren Redakteurinnen und Redakteuren leider nicht beantwortet werden.