Gefahr für Allergiker: Luftbefeuchter können gefährliche Schimmelsporen in die Luft schleudern

Heizen macht die Luft trocken und reizt die Schleimhäute. Luftbefeuchter und Tischbrunnen sollen Abhilfe schaffen. Doch Vorsicht: Sie können Keime und Schimmelsporen in die Luft schleudern und vor allem Allergikern Probleme bereiten.
Frankfurt am Main – Vor einigen Jahren kamen Luftbefeuchter ziemlich in Verruf: Bei einigen Personen wurden Erkrankungen diagnostiziert, die in Zusammenhang mit der Nutzung eines Luftbefeuchters oder Zimmerspringbrunnen gestanden haben sollen. Die Betroffenen bekamen wiederholt Fieberschübe, Husten und Atemnot. Letztlich litten einige am sogenannten „Befeuchterfieber“, während sich bei anderen allergische Reaktionen der Lunge zeigten – eine sogenannte allergische Alveolitis, die sich schlimmstenfalls zu einer Lungenentzündung entwickeln kann.
Luftbefeuchter als Keimschleudern: Deshalb sind die problematisch
Der Auslöser war damals nach Angaben des Ärzteverbands Deutscher Allergologen (ÄDA) und der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAKI) verunreinigtes Wasser in den Verneblern. Die Zimmerspringbrunnen seien zwar vorschriftsgemäß mit destilliertem Wasser befüllt worden, steril war es aber deshalb nicht. Vor allem, wenn das Wasser einige Zeit im beheizten Raum steht, können sich Bakterien ansiedeln und vermehren.
So funktionieren die gängigsten Raumbefeuchter:
- Verdampfer: geringe Gefahr der Überfeuchtung, dauert, bis sich ein Effekt zeigt. Heizen das Wasser bis zum Siedepunkt auf und blasen den Dampf in den Raum. Wasser wird durch das Erhitzen steril
- Ultraschall-Vernebler: befeuchten schnell, sprühen Wassertröpfchen in die Luft, ohne zu erhitzen
- Verdunster: bei Zimmertemperatur verdunstet das Wasser im Behältnis
Luftbefeuchter als Keimschleudern: Gefahr einer neuen Allergie
Das war auch ein Ergebnis einer Untersuchung von Öko-Test aus dem vergangenen Jahr: Im Wasser einiger überprüfter Vernebler fanden die Experten jede Menge Bakterien, Schimmel- und Hefepilze. Vor allem für Menschen mit einer bestehenden Schimmelpilzallergie birgt das nach Angaben des DGAKI eine Gefahr. Unter Umständen könnte auf diesem Weg sogar eine neue Allergie ausgelöst werden.
Der gesamte Luftbefeuchter-Test kann Im Öko-Test Jahrbuch 2020 nachgelesen werden: Nur drei von acht getesteten Modellen sind nach Einschätzung der Tester zu empfehlen. Drei Luftbefeuchter im Test wurden mit „sehr gut“ und „gut“ bewertet, zwei fielen mit „mangelhaft“ durch. Die gefundenen Höchstwerte lagen zwischen 400.000 und 60 Millionen koloniebildenden Einheiten (KBE) pro Stunde. Die normale Bakterienkonzentration in Wohnräumen schwankt. Sie liegt laut Umweltbundesamt (UBA) meist bei etwa 100 bis 500 KBE pro Kubikmeter Luft. Die Zerstäuber bringen also jede Menge zusätzliche Bakterien in die Luft.
Luftbefeuchter als Keimschleudern: Zu hohe Luftfeuchtigkeit schadet
Empfehlenswert ist eine Luftfeuchtigkeit zwischen 40 und 60 Prozent. Bei Verdunstern ist die Gefahr der Überfeuchtung geringer, dafür ist das Risiko in Bezug auf Bakterien höher. Bis sich die Luftfeuchtigkeit spürbar erhöht, kann es außerdem einige Zeit dauern. Die Befeuchtungsleistung der von Öko-Test überprüften Verdampfer war im Gegensatz zu den Verdunstern rund doppelt so hoch. Sie heizen das Wasser bis zum Siedepunkt auf und blasen den Dampf in den Raum. Durch Erhitzen wird das Wasser sterilisiert. Deshalb bekamen diese Geräte in der Hygiene sehr gute Noten. Sie verbrauchen aber rund 20 Mal so viel Strom wie Verdunster.
Auch Ultraschall-Vernebler befeuchten die Luft schnell. Sie sprühen Wassertröpfchen in die Luft, ohne das Wasser zu erhitzen. Problematisch: Mit dem kalten Nebel gelangen auch Keime in die Luft. Gefährlich wird es ab einem Ausstoß ab 20.000 KBE pro Stunde. Die Vernebler erreichten Werte zwischen 2,6 und 23 Millionen KBE je Stunde. Einige Geräte können daher gesundheitliche Probleme verursachen* – vor allem bei Allergikern. Daher ist es wichtig, das Gerät strikt nach den Angaben der Bedienungsanleitung zu säubern und das Wasser täglich auszutauschen.
Luftbefeuchter als Keimschleudern: Bakterien statt angenehmer Luft
Generell ist es nach Angaben des Umweltbundesamtes (UBA) nicht notwendig, die Luftfeuchtigkeit ohne zwingenden Grund in privaten Räumen zu erhöhen. Eine zu hohe Luftfeuchtigkeit kann sich sogar negativ auswirken, weil sie möglicherweise Schimmel an den Wänden verursacht. Schimmelpilze und ihre Sporen können allergische Reaktionen mit Symptomen wie Asthma bronchiale, Urtikaria und Nasennebenhöhlenentzündungen sowie Atemwegserkrankungen auslösen. Empfehlungen zufolge soll die Luftfeuchtigkeit in Wohnungen nicht über 55 Prozent liegen. Etwa 40 bis 60 Prozent relative Luftfeuchtigkeit werden als behaglich empfunden, so Experten des Umweltbundesamts. Liegt die Luftfeuchtigkeit außerhalb dieser Spanne, kann das auf Dauer Wohlbefinden und Gesundheit beeinträchtigen. Eine Feuchte von weniger als 20 Prozent hingegen begünstigt das Austrocknen der Schleimhäute und lässt Krankheitserreger leichter in den Körper eindringen, was den Organismus anfälliger für Infekte macht.
In den meisten Fällen sorgt die natürliche Feuchtigkeit aus der Küche oder dem Badezimmer für eine Verbesserung der Luftfeuchtigkeit in Wohnräumen. Und noch ein Tipp: Pflanzen und Hydrokulturen verbessern nicht nur das Raumklima*, indem sie Schadstoffe binden und Sauerstoff spenden. Sie erhöhen auch die Luftfeuchtigkeit im Raum. Die Experten von Öko-Test raten bei zu trockener Wohnungsluft außerdem dazu, Behälter an der Heizung anzubringen und diese regelmäßig, mindestens einmal am Tag, auszutauschen und zu reinigen. *Merkur.de und 24garten.de sind Teil des Ippen-Digital-Netzwerks
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren Redakteurinnen und Redakteuren leider nicht beantwortet werden.