Studie zur Lebenserwartung: Arbeiter sterben fünf Jahre früher als Beamte

Wer hart arbeitet, stirbt früher. Und verdient oft auch noch weniger. Das zeigt eine noch unveröffentlichte Untersuchung des DIW. Wird der Renteneintritt bald angepasst?
Berlin – Wer hart arbeitet, verdient oft weniger, bekommt weniger Rente und stirbt auch noch früher. Das ist das Ergebnis einer bisher noch unveröffentlichten Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Menschen mit einer hohen körperlichen oder psychosozialen Belastung im Job haben demnach eine kürzere Lebenserwartung als Beschäftigte mit wenig Stress im Arbeitsleben.
Dabei geht es um mehrere Jahre mehr Lebenszeit. Vor allem bei den Männern sind die Unterschiede groß: Männliche Beamte leben im Schnitt fünf Jahre länger als Arbeiter und zweieinhalb Jahre länger als Angestellte und Selbstständige. Bei den Frauen ist die Differenz ähnlich aber nicht ganz so groß: Beamtinnen leben im Schnitt drei Jahre länger als Arbeiterinnen.
Die Studie wurde im Auftrag des Sozialverbandes VdK erstellt. Dabei hat das DIW die Haushaltsbefragung des Sozio-Oekonomischen Panels (SOEP) genutzt und mit amtlichen Sterbetafeln abgeglichen.
Studie zur Lebenserwartung: „Die Ungleichheit ist groß“, schreiben die DIW-Forscher
Dass die Unterschiede bei der Lebenserwartung mit der sozialen Stellung zu tun haben ist ein grundlegendes Problem des Rentensystems. Wie kann es sein, dass hart arbeitende Menschen wenig verdienen und dann auch noch früher sterben?* Wenn hingegen zuvor schon gut Verdienende eine gute Rente erhalten oder eine vergleichsweise hohe Beamtenpension?
VdK-Präsidentin Verena Bentele sagte dazu dem Nachrichtenmagazin Spiegel, der Sozialverband lehne eine Erhöhung der Regelaltersgrenze ab. Dabei würde es schon jetzt nur eine Minderheit schaffen, bis zum Alter von 65 Jahren Vollzeit zu arbeiten, „geschweige denn bis 67“. Viele Menschen mit körperlich oder psychisch belastenden Berufen müssten aus gesundheitlichen Gründen früher aufhören oder ihre Arbeitszeit reduzieren.
Studie zur Lebenserwartung: Zieht die Regierung Konsequenzen?
Was also tun? Bentele spricht sich für Nachbesserungen bei der Erwerbsminderungsrente aus. Das DIW sagt, eine Möglichkeit wäre es, das Renteneintrittsalter für unterschiedliche Berufe zu definieren. Oder aber eine Mindestrente einzuführen, um Menschen mit geringem Einkommen und geringerer Lebenserwartung abzusichern. Gleichzeitig hält das DIW diese Methode für zu kompliziert, um sie umzusetzen. Und nun? Es bleibt abzuwarten, wie die neue Regierung auf die Ergebnisse der Studie reagieren wird. Wird sie daraus Konsequenzen für den Renteneintritt ziehen?
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Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren Redakteurinnen und Redakteuren leider nicht beantwortet werden.