Zuckersteuer „light“: Trinken die Deutschen dann endlich weniger vom „süßen Gift“?
Die Ampel-Koalition spricht sich für eine Reduktion von Zucker in Lebensmitteln aus. Wird die Zuckersteuer „light“ bewirken, dass die Deutschen gesünder werden?
Berlin – In Großbritannien gibt es sie schon seit einigen Jahren: die Zuckersteuer. 2018 wurde sie eingeführt, damals war das Land noch Mitglied der EU. Die Zuckersteuer sollte auch in Deutschland kommen, wünschen sich die Grünen. Das Argument: Wissenschaftler, Mediziner und Getränkehersteller hätten genug Zeit gehabt, um am Nachbarland zu studieren, was solch eine Zuckersteuer für die Gesundheit der Bürger bringen kann. Und wie es scheint, berichten diese nur Positives darüber. Doch hierzulande scheint die Steuer dennoch Zukunftsmusik zu sein.
Zuckersteuer „light“: Trinken die Deutschen dann endlich weniger vom „süßen Gift“?
Schließlich sind in Deutschland rund zwei Drittel (67 Prozent) der Männer und die Hälfte (53 Prozent) der Frauen übergewichtig, Tendenz steigend, wie die Adipositas Gesellschaft berichtet. Fast Food, verarbeitete Lebensmittel, aber auch zu viel Zucker in Softdrinks, Süßigkeiten und Schokoaufstrichen sind nur einige der Übeltäter, die bei vielen fast täglich auf den Tisch kommen.

Für eine Zuckersteuer bräuchte Deutschland allerdings eine Ausnahmegenehmigung innerhalb der EU. Schwer sollte das aber nicht werden, schließlich gibt es für andere Genussmittel und nicht-lebensnotwendige Güter wie Kaffee, Sekt und Bier bereits ähnliche Steuern.
Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) würde solch eine Steuer auf das „süße Gift“ jedenfalls begrüßen. Allerdings haben die Grünen, SPD und FDP ihren Koalitionsvertrag nun präsentiert, doch vom Begriff „Zuckersteuer“ steht dort kein Wort, wird von Gesundheitsexperten beanstandet. Stattdessen ist die Rede von einer Reduzierung von Zucker, Fett und Salz in Lebensmitteln. Wie das aussehen soll, bleibt noch unklar.
Zuckersteuer „light“: Forschungsergebnisse sprechen für drastischere Maßnahmen
Derweil spricht sehr vieles für eine Zuckersteuer, wie die DDG bereits früher gezeigt hat. Sie hat die Folgen auf die Gesundheit von britischen Bürgern bereits untersucht und ihre Ergebnisse im Fachmagazin „Ärzteblatt“ veröffentlicht. Darin berichtet sie, dass britische Hersteller im Zuge der Steuer tatsächlich den Zuckergehalt von Softdrinks verringert haben.
Schließlich soll die Abgabe je nach Zuckergehalt des Getränkes fällig werden. Bei mehr als fünf Gramm Zucker in 100 Millilitern beträgt sie umgerechnet 21 Cent, ab acht Gramm dann 33 Cent. Da die Hersteller die Preiserhöhung eins zu eins an die Kunden weitergeben, soll auch der Absatz der Produkte insgesamt stark zurückgegangen sein.
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Zuckersteuer „light“: Forschungsergebnisse sprechen für drastischere Maßnahmen
Stattdessen sollen die Briten mehr und mehr auf Mineralwasser und zuckerarme Getränke umgestiegen sein. Deren Absatz habe sich laut einer Studie der Oxford Universität zwischen 2015 und 2018 um 40 Prozent gesteigert. Die Hersteller haben auf die Nachfrage ebenfalls entsprechend reagiert, heißt es weiter, und ihr Sortiment größtenteils geändert. Heißt konkret: Wenn die Politik die Weichen stellt, können auch tiefgreifende Veränderungen für die Gesellschaft und die Wirtschaft gleichermaßen stattfinden.
Auch Verbraucherschützer wären über eine Einführung der Zuckersteuer hierzulande glücklicher als über eine bloße Reduzierung. „Eine Limosteuer wäre ein riesiger Schritt im Kampf gegen Fehlernährung und ernährungsbedingte Krankheiten“, sagt etwa Saskia Reinbeck von „Foodwatch“. Was sie aber begrüßen: Die Ampelkoalition hat erklärt, künftig Werbung für jegliche Art von Junkfood in Medienformaten für unter 14-Jährige verbieten zu wollen. *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren RedakteurInnen leider nicht beantwortet werden.